LIII: Regel Nummer Sechs

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„Liebes, ihr habt ja gar nichts gegessen", holte mich Jan aus meinem Schlaf, den ich nur mühsam hinfort kämpfte. Ein verwirrter Blick zu ihm nach oben, dann zu Lea, die mittlerweile wieder gerade saß, aber die Decke um sich geschlungen hatte. Ich musste kurz mit den Augen klimpern, ehe ich Jan richtig fokussiert bekam.

„Nein, wir waren anders beschäftigt und haben gewartet", gab ich zu und warf dann nebenher einen Blick auf meine Armbanduhr. Kurz vor 11 und ich hatte tierisch Hunger.

„So, wie das denn?", hakte mein Freund nach und schlang einen Arm um mich, zog dann mein Kinn hoch, damit ich seinem Blick nicht auswich.

„Wir, äh, also, vielleicht bin ich gekommen?", piepste es in mir, ehe meine Gedanken weit genug waren zu verstehen, was ich da gerade von mir gegeben hatte. Kurz zierte eine verärgerte Falte seine Stirn, aber so schnell wie sie gekommen war, verschwand sie auch wieder. Stattdessen drückte er mir seine Lippen auf die Stirn, brummte leise auf, als hätte er den Satz nicht richtig mitbekommen.

„So ist das? Nun denn, vielleicht sollten wir jetzt etwas essen. Eine Kleinigkeit. Lasagne ist kalt ohnehin immer viel besser", versuchte er auszuweichen und ließ sich nichts anmerken. Ich biss mir auf die Unterlippe, währenddessen Lea nichts mitbekam, denn sie räusperte sich nur und deutete zum Bad.

„Ich werde auch gleich schon abgeholt, weil - also mein Bruder ist eh in der Nähe und hat gefragt", sagte sie leise, was mich dazu veranlasste die Stirn zu runzeln. Fühlte sie sich gerade nicht mehr wohl?

„Du kannst auch bleiben."

„Das ist lieb, aber ihr seid müde und ich bin es auch. Der Abend war wirklich schön, aber ich denke, es ist besser, wenn ich gehe", gestand sie leise. Jan runzelte ebenfalls die Stirn, nickte dann aber.

„Klar, wie du wünschst. Wenn du möchtest, fahre ich dich noch kurz nach vorn, dann musst du nicht laufen", bot er ihr an.

„Alles gut, geht schon", erklärte sie und schnappte sich ihre Klamotten, verschwand damit ins Bad. Ich fuhr mir übers Gesicht, stöhnte innerlich auf. Was für eine verzwackte Situation. Sie wollte mich, war sich bei Jan unsicher, ich hatte aber zu viel mit ihr gemacht, was Jan nicht gewollt hatte – oder vielleicht doch?

„Alles gut?"

„Ja, sorry, ich bin ein wenig durcheinander", erwiderte ich leise und sah zu ihm nach oben. Er sah wirklich müde aus – sehr geschafft.

„Wie stehts um Julius?"

„Wurde gegangen. Seine Spielpartnerin ist zum Arzt gebracht worden, wir hatten Glück, dass ein anwesender Gast, der heute ebenfalls das erste Mal hier war, gut befreundet ist mit einem und ich habe sie kurz vorbei gebracht. Nichts Schlimmes, aber nun ja, Julius kommt nicht wieder her. Und sie wahrscheinlich auch nicht."

„Hm", gab ich leise zu und sah dann zum Bad. Lea war angezogen, sah nebenher auf ihr Handy und verzog leicht das Gesicht.

„Er ist immer so ein Meckerpott. Naja, ich äh, ich denke ich muss dann mal."

„Lea?", hakte ich nach, schlang mir die Decke um, weil es frisch wurde und ging dann zu ihr rüber.

„Ja?"

„Wir reden morgen, ok? Der Abend war wirklich schön mit dir", versuchte ich es irgendwie, auch wenn der Versuch eher kläglich war. Ein kurzes Lächeln, ehe sie mich auf die Wange küsste. Jan nickte sie einmal zu und dann floh sie regelrecht, angeblich ja, weil ihr Bruder wartete.

Ich blieb noch kurz an der Tür stehen und schüttelte dann den Kopf, fuhr mir übers Gesicht. Nicht, wie ich es erwartet hatte, zumal Jan jetzt mit verschränkten Armen auf dem Sofa saß und mich musterte.

„Hast du mit ihr geschlafen?", hakte er nach, ließ mich dabei zusammenzucken. Ein nervöser Blick zu ihm, ehe ich mir übers Gesicht fuhr.

„Sie hat mich geleckt, ich bin gekommen. Danach bin ich mit ihr auf dem Sofa eingeschlafen. Ja, Jan, ich habe mir ihr geschlafen", erwiderte ich gereizter, als es ihm gegenüber fair war. Er blieb ruhig, musterte mich und holte dann tief Luft.

„Okay."

„Nein, es ist nicht okay. Ich wollte mit dir kommen, wenn du dabei bist, und dann hat sie so komische Andeutungen gemacht und ich bin volle Elle drauf rein und als sie mich dann angefasst hat, war das so anders und ich konnte nicht aufhören und- „, hilflos zuckte ich mit den Schultern. Das schlechte Gewissen hatte mich im Griff – ich hatte ihn betrogen.

„Und du hast deinen Körper leiten lassen und hast mit ihr geschlafen. Das passiert."

„Nein, das passiert nicht. Es darf nicht passieren. Wenn du mit jemandem anderen ohne mich schlafen würdest, würde ich derjenigen die Augen auskratzen und dich wahrscheinlich kastrieren", flüsterte ich. Der Schock setzte ein: Wie hatte ich nur so dumm sein können?

„Wir haben vorher gemeinsam mit ihr gespielt und mir war bewusst, als ich euch allein gelassen habe, dass es dazu kommen kann. Ich habe dir aber nicht gesagt, dass du es unterlassen sollst, hm? Es ist gut Ela."

„Nein, es ist verdammt nochmal nichts gut, Jan. Ich habe dich betrogen! Ich habe dich verletzt!", fauchte ich ihn an. Die Kehle wurde immer enger, die Luft immer dünner, während ich mich panisch an der Sofalehne festkrallte. Ich hatte ihn betrogen. Hatte unser Versprechen gebrochen. Hatte die Dinge getan, die man nicht tun sollte und fühlte mich furchtbar. Wie konnte ich von ihm erwarten, dass er das einfach so hinnahm? Ich konnte regelrecht spüren wie die Luft immer dünner wurde, wie mein Körper immer panischer.

„Elena Schneider", donnerte seine Stimme durch den Raum, dass ich zusammenzuckte, aus meiner Spirale des Horrors leicht herausgerissen wurde. Mein Blick zog mühsam zu ihm hinüber, ehe er mich harsch am Kinn packte und mir fest in die Augen sah.

„Ich habe dir schon am Anfang unserer Beziehung gesagt, dass Treue ein schwieriges Konstrukt ist, wenn man mit unterschiedlichen Menschen zusammen spielt. Du hattest Sex mit jemandem, während ich nicht da war. Es war nicht abgemacht und ich kann nicht leugnen, dass mich das in einem gewissen Rahmen verletzt. Aber du wirst dich jetzt hier hin setzen, dich vor mich knien und mit mir darüber reden, anstatt in deinem Kopf Horrorszenarien auszumalen, wie wütend ich sein könnte. Klar?"

„Klar und deutlich, Jan", nuschelte ich und rutschte dann schnell vor ihm auf die Knie, sah nervös zu ihm nach oben. Was würde er mir nun sagen? Dass er mich nicht mehr wollte? Wie sollte ich das nur je wieder gut machen?

„Es tut mir so leid, ich wollte dich nicht verletzten. Ich wollte nicht einmal den Sex mit ihr, ich weiß auch nicht. Es ist alles so passiert. Und ich liebe dich so unsagbar, bitte, bitte, glaub mir das", flehte ich ihn an. Seine Hand lag auf meiner Wange, während er nickte.

„Ich weiß, Ela. Ich weiß das doch. Wir hatten zu dritt Spaß und es ist etwas anderes, dass ich mitgemacht habe, als wenn ich nichts davon wüsste. Mir war bewusst, dass es passieren kann, wenn ich euch in diesem Zustand allein lasse. Es ist okay, hm? Zukünftig möchte ich, dass du nur noch mit anderen schläfst, wenn ich dabei bin oder es dir ausdrücklich erlaubt habe. Aber für heute ist es okay", sagte er müde, während ich anfing zu schluchzen. Einfach zu viel.

„Ich liebe dich wirklich, Jan."

„Ich weiß doch, Ela. Komm her", meinte er schließlich leise und zog mich in seinen Arm, ließ mich meine Tränen vergießen, die einfach aus mir herausströmten. Die Schuldgefühle, das Unverständnis für die letzten Stunden, vielleicht auch der Ärger, weil er nicht geblieben war, alles kam zusammen. Und ich konnte auf alles in der Welt verzichten, aber nicht auf ihn.

„Ich liebe dich auch, mein Liebling. Mehr als du es dir vorstellen könntest. Beruhige dich, hm? Wir essen gleich unsere Lasagne und dann gehen wir schlafen. Du bei mir, so nah es nur geht", nuschelte er und drückte mir seine Lippen auf die Stirn, während ich weiter und weiter schniefte.

Ich hatte ihn einfach nicht verdient. Müde kroch ich schließlich in unser Bett, ließ mich fest in den Arm ziehen. Er war da – aber schlecht fühlte ich mich dennoch. Das war ein Fehler gewesen; mein Fehler. Ich fühlte mich schuldig und es tat mir einfach leid.

Und genau das versuchte ich auch in den nächsten Tagen zu zeigen. Hatte ich vorher ein nahes Verhältnis gehabt, suchte ich in der folgenden Woche seine Nähe wie noch nie zuvor. Nicht einmal um ihn gnädig zu stimmen, sondern einfach, weil das schlechte Gewissen so schwer auf mir wog, dass ich nicht anders konnte. So sehr, dass Jan mich nach sieben Tagen am Sonntag einfach direkt mit aufs Sofa nahm, anstelle zu warten, dass ich fünf Minuten später ihn im Büro so lange beschmusen würde, bis er mich endlich in den Arm nahm.

„Komm mit", forderte er und zog mich dann einfach, obwohl ich noch absolut verpeilt war, aufs Sofa in seinen Arm, direkt zwischen seine Beine.

„Hm?", nuschelte ich verwirrt, schmiegte mich an ihn heran, während er mich von hinten fest an seine Brust drückte und dann sanft an meinem Ohr knabberte. Ein kleines Keuchen – wir hatten Sex gemieden, seitdem ich so dumm gewesen war.

Für Jan war es augenscheinlich kein großes Drama gewesen, für mich aber schon. Ich fühlte mich schlecht, auch wenn es ihn scheinbar nicht sonderlich gestört hatte – zumindest hatte er sich nicht anders verhalten oder geäußert.

„Es wird Zeit, dass wir beide reden, meinst du nicht?", hakte er leise nach, strich mir ein wenig Haar aus dem Gesicht.

„Reden?"

„Ja, es ist Sonntagmorgen und 7 Uhr. Die einzige Uhrzeit, an der ich normalerweise in Ruhe meinen Kaffee trinken kann, weil mein Mädchen noch schläft. Aber seit einer Woche klebst du an mir, wie eine Fliege an einem schmutzigen Hintern", brummte er, ließ mich, obwohl ich noch nicht ganz wach war, über den Vergleich kichern.

„Fliege?"

„Ja, wie eine kleine Fliege an meinem Hintern, Liebling. Und ich finde, wir sollten darüber reden. Und zwar bevor ich heute eine ewig lange Session mit dir geplant habe, also wirst du jetzt aufhören an meinen Fingern zu zupfen und mir stattdessen in die Augen sehen, nicht wahr, Ela?"

„Ja, Daddy", nuschelte ich leise und legte meinen Kopf dann an seine Schulter, dass ich ihn ansehen konnte. Er sah genauso zerknautscht aus vom Schlafen wie ich, aber das machte ihn nicht weniger attraktiv. Einfach nur Jan, mein Jan.

„Also Ela, sag mir, was los ist", bat er mich leise, während seine Hand in mein Haar fuhr, dort anfing sanft an einzelnen Strähnen zu ziehen, mir anzudeuten, er würde mich packen. Vielleicht auch, weil er wusste, dass ich darauf stark reagierte.

Ich schürzte hingegen meine Lippen, musterte ihn nachdenklich und holte dann tief Luft. Wie sollte ich erklären, dass ich rational wusste, dass es ihn nicht richtig gestört hatte, es sich aber anfühlte?

„Es fühlt sich an, als würdest du noch brauchen um es zu realisieren und dann über alle Berge sein."

„Und du hast Angst, dass ich dich allein lasse?", hakte er nach. Ein Nicken von mir. Eine Weile schien er zu überlegen, während seine Hände langsam unter mein Shirt fuhren, mir eine Gänsehaut verursachten, die ich eigentlich nicht haben wollte. Das Thema war ernst und dennoch kam ich nicht drum herum, leise zu seufzen und kurz die Augen zu schließen.

„Hör mir zu, ich habe es dir bereits 10-mal erklärt, aber ich erkläre es dir gern noch einmal. Dass du mit ihr geschlafen hast, war nicht das, was ich mir gewünscht habe. Und auch wenn ich es anfangs anders gedacht hätte, hat es mich verletzt. Die Vorstellung, dass du dich jemandem anderen hingibst, ohne, dass ich davon weiß, missfällt mir, Kleines. Denn wem gehörst du?"

Nur zögerlich öffnete ich die Augen, musterte ihn. Ein ernster Blick von ihm, eine hochgezogene Augenbraue. Das war nicht Jan, das war Daddy, und zwar durch und durch.

„Nur dir, Daddy."

„So ist es, Kleines. Du gehörst mir allein, nicht?"

Ich nickte, wie so oft, biss mir dabei auf die Unterlippe. Ja, das tat ich. Ich war nur seine, die nun benommen feststellte, wie seine Finger sich um meine Brustwarzen wandten, sie zärtlich zwirbelten.

„Wie lauten deine Regeln, Kleines?"

„Was?", fragte ich verwirrt, keuchte aber schließlich auf, weil sich seine Fingernägel scharf in die Brustwarzen drückten, mir einen warmen Schmerz durch den Körper jagten, bis ich leise wimmerte. Fuck tat das weh!

„Deine Regeln, Elena. Wie lauten die?"

Ein scharfes Zischen meinerseits, ehe seine Finger sich lösten und mir wieder Raum zum Atmen gaben.

„Eins: Ich darf dich nicht belügen, Daddy. Zweitens: Ich darf nicht zu lange schlafen und muss bis 10 Uhr aufgestanden sein, Daddy. Drittens: Ich muss dir Folge leisten", kam es über meine Lippen. Erneut entfuhr mir ein heiseres Seufzen, während seine Finger meine geschundene Haut streichelten, schließlich stoppten. Er wollte mehr hören.

„Vier: Ich muss dir danken nach dem Orgasmus. Fünftens: Wenn du die Zügel in der Hand hast, dann mische ich mich nicht ein, Daddy."

„Und warum, Kleines?", raunte er mir zu, ließ mich verwirrt blinzeln. Warum? Was war das denn für eine Frage? Und noch so eine gemeine dazu, während eine Hand sich in meinen Slip stahl, mich in einer Region neckte, die die Woche über trocken gelegen hatte.

„Weil du die Situation unter Kontrolle hast?"

„Weil du mir vertraust, Kleines. So wie ich dir vertraue, nicht?"

Ein trockenes Schlucken. Das saß ordentlich. Er hatte mir vertraut und ich hatte ihn hintergangen.

„Es tut mir leid, Daddy."

„Ich weiß, Kleines. Und das ist gut so, denn du bist mir fremd gegangen. Allerdings sollte man dir zugutehalten, dass wir beide vorher gemeinsam mit der weiteren Person Sex hatten und wenn dieser Idiot von einem Minihirn nicht dazwischengekommen wäre, dann wärst du danach von mir gekommen, nicht wahr?"

„Nur von dir, Daddy", gab ich leise zu, keuchte auf, ungewollter weise, weil sein Finger sich an meine Klit schob, mich träge genug reizte, dass ich unruhig aufbrummte. Eigentlich wollte ich nicht, aber wer war ich schon mich ihm zu verwehren?

Langsame Kreise folgten, die mich in einen unruhigen, aber sehr erregten Zustand brachten, ehe seine langen Finger weiter wanderten, sich in meine Feuchtigkeit schoben, nur um mir dabei ein heiseres Wimmern zu entlocken.

„Ich weiß. Ich habe dich allein gelassen und du warst erregt. Du wolltest mehr, aber du hättest warten müssen. Und ich will, dass dir bewusst ist, dass von heute an, nur noch dann Sex drin ist für dich, wenn ich dem zustimme. Ist dir das klar?"

Seine Finger hörten nicht auf, drängten sich immer weiter in mich hinein, während seine Lippen mein Ohr neckten. Sanft und doch so hart zu gleich, als seine Zähne das weiche Fleisch neckten.

„Ja, Daddy. Nur mit deinem Einverständnis."

„Brav, Kleines. Also lautet deine sechste Regel: Sex nur, wenn dein Daddy ja sagt. Wiederholst du noch einmal alle für mich?"
Erneut wandte sich eine Hand zu meinen Brustwarzen, zog und zwirbelte, bis der süße Schmerz mich fast in den Wahnsinn trieb.
„Eins: Ich soll nicht lügen. Zwei: Ich muss aufstehen, wenn du es willst. Drei: Ich leiste deinen Anweisungen folge und vier: Ich danke dir nach einem Orgasmus. Fünf: Nicht dazwischengehen und sechs- „

„Sechs, Kleines?", raunte er mir ins Ohr, rieb dabei mit seinem Handballen so fest über meine Klit, dass ich mich aufbäumte. Die Erregung flutete mich wie warmer Honig, der sich in Milch auflöste. Träge und trotzdem so erfüllend.

„Sechs nur noch Sex mit Daddy. Nur noch Orgasmus mit Daddy", wimmerte ich heiser, hörte ihn schnauben.

„So ein braves Mädchen bist du. Oh, schau, du zuckst. Willst du noch mehr, Kleines? Willst du, dass Daddy dich kommen lässt?"

Sekundenlang blinzelte ich, war so nah dran, einfach loszulassen. Allein wie er redete, der Geruch, der Finger an mir, die Finger in mir und gleichzeitig das zarte Spielen an meinem Piercing. An meinem Hintern sein harter Schwanz, der sich mir entgegen drängte. Und dann sein warmer Atem, der immer und immer wieder eine Gänsehaut über die sensible Haut meines Nackens schickte. Ich war so kurz davor zu kommen.

„Ja, bitte, Daddy."

Aber er stoppte, war einfach hinfort. Ein amüsiertes Grunzen an meinem Ohr, ehe seine Hände sich entfernten, mir dafür ein gefrustetes Stöhnen entlockten. Gleichzeitig packten sie mein Kinn, drückten die Finger, die in mir gewesen waren in meinen Mund, bis ich daran lutschte. Ein mildes Grinsen zeigte sich auf seinen Lippen.

„Aber du bist schon gekommen, Kleines. Ohne meine Zustimmung. Also wirst du jetzt warten müssen, bis du es dir verdient hast, nicht? Eine Bestrafung dafür, dass du dich nicht unter Kontrolle hattest", tadelte er mich. Sekundenlang starrte ich ihn an. Geflutet von Verwirrung, Ärger darüber, dass er mich so heiß gemacht hatte und nun wieder liegen ließ und gleichzeitig flutete mich Erleichterung: Wenn er mich bestrafte, dann würde er mir danach verzeihen.

Mit einem Schmatzen zogen sich seine Finger aus meinem Mund, die er nebenher an meinem Shirt abwischte und dann leise brummte. Die Erregung quälte mich, aber immerhin war das Zucken, dieses innerliche Brennen weg, dass meinen Orgasmus angekündigt hatte. Die Erregung blieb dennoch und ließ mich unruhig herumrutschen.

„Ah, braves Mädchen, nicht wahr? Entschuldigst du dich jetzt?"

„Es tut mir wirklich leid, Daddy, dass ich das getan habe. Und ich werde das nie wieder tun und ich will, will einfach, dass wir beide- „

„Wir beide haben eine feste, monogame Beziehung und spielen manchmal mit anderen Paaren. Gemeinsam. Das hatten wir vorher zu schwammig definiert und ich habe dich in einer unsicheren Situation zurückgelassen, in der du den bestmöglichen Fall für dich entschieden hast. Das war nicht richtig, aber auch nicht falsch. Wir haben dieses Thema jetzt geklärt. Du gehörst mir. Immer. Und das bedeutet, dass du nur noch Sex mit mir und anderen haben wirst, oder mit mir, aber niemals ohne mich."

„Ja", nuschelte ich leise, überfordert.

„Und deswegen werde ich dir verzeihen, Liebling. Und du wirst mir jetzt in die Augen sehen und wirst mir sagen, wie sehr du mich liebst. Weil es bis auf diese Erkenntnis, dass ich dich allein für mich will und dass wir eine weitere Regel brauchen, keine anderen Folgen haben wird. Nicht dieses Mal, weil wir erst jetzt die Regel dazu aufgestellt haben. Das bedeutet auch, dass du nicht mehr an mir kleben brauchst und Angst haben, dass ich dich verlasse. Weil ich das weder will noch kann, hörst du? Ich liebe dich, du dummes Mädchen, mit all den Makeln, die dazu gehören."

Zaghaft nickte ich wieder, vergrub dann mein Gesicht an seinem Hals. Das half wenigstens ein bisschen, um meinen Kopf mit meinem Körper in Einklang zu bringen.

„Es tut mir wirklich unglaublich leid und ich werde nie wieder etwas derartiges tun. Aber, aber versprich es mir, dass du mir verzeihen kannst, Daddy."

„Ich verspreche es dir, meine Kleine. Du gehörst mir. Ich lasse dich nicht gehen. Aber es wird Zeit, dass du aufhörst dir Vorwürfe zu machen und wieder zur Normalität zurückkehrst. Ich will wieder meine Sklavin haben und nicht das anhängliche Schmuseknäul. Gib mir Widerworte, sei frech, lass mich dich bestrafen, Liebes. Ich will wieder ausgefallenen Sex mit dir haben und nicht, dass du jedes Mal verschreckt zurückzuckst, weil du Angst hast, ich könnte dich nicht mehr wollen, hm?"

Wieder ein Nicken, wieder sog ich tief seinen Geruch an seinem Hals ein und seufzte dann auf.

„Ich werde es versuchen, ok?"

„Ok, Kleines. Und nun komm her und gib mir einen Kuss", brummte er, zog mich wieder enger an sich heran, während unsere Lippen sich aufeinander legten. Zart und dennoch gab es mir so viel.

„Was meintest du gerade mit langer Session?", hakte ich schließlich zaghaft nach. Ein diebisches Grinsen auf seinem Gesicht.

„Frühstück, Spülung und dann will ich dich nackt sehen."

„Und dann darf ich kommen?"

„Davon träumst du nachts. Und nun nimm dir deinen Hund und geh mit ihm raus, damit er nicht leiden muss, während du nachher leiden wirst."

„Hmm, Amber", brummte ich mit einer leichten Gänsehaut – was für eine miese Vorwarnung - und fühlte die nasse Nase meines mittlerweile großen Lieblings schon an meinem nackten Bein, wie er schnüffelte und schließlich mit aufs Sofa hopste um sich zwischen uns zu quetschen und lauthals bekannt zu geben, was er ebenso zu sagen hatte: Huskys redeten einfach gern und viel – und Amber machte da keine Ausnahme.

„Du stinkst, Amber. Weniger Fisch für dich", verkündete ich und bekam einen erschrockenen Blick meines Hundes, ehe er sich an Jan heran kuschelte und mir somit den Platz streitig machte. War ja nicht so, als wäre er ein Papa Hund. Ein ziemlicher sogar.

Die Session, die Jan geplant hatte, war lang gewesen, lang, ausdauernd und ausgesprochen zermürbend. Umso befreiter fühlte ich mich, als ich am Abend selig in seinen Armen lag und einfach nur genoss. Er hatte recht gehabt: Ich hatte wieder Sklavin werden müssen um loszulassen und es hatte mir ausgesprochen gut getan, dass er mich – wenn auch auf recht standardisierte Art und Weise mit Peitsche, Dildo und Vibrator – über die Klippe geschickt hatte. Wieder einmal war ich ihm dankbar, dass er nicht nur seine eigene Lust in den Mittelpunkt stellte. Es drehte sich häufig um meine Bedürfnisse, die er einfach nur als seine verpackte. Oder wir brauchten einfach dasselbe. Und es war gut, dass wir uns wieder gefunden hatten.

„Wie sieht eigentlich unsere Urlaubsplanung für das Jahr aus?", fragte ich schließlich leise. Ägypten war nun schon wieder einen Monat her und ich hatte das dringende Bedürfnis mich mit ihm irgendwo zu verkriechen, wo demnächst die ersten Stellen für Leipzig ausgeschrieben werden würden. Außerdem war Baustart in zwei Wochen, wofür wir uns schon das Hotel für mehrere Tage gemietet hatten. Einmal finale Absprache, einmal final schauen, was passieren würde, ehe die Handwerker mit dem Architekten ran durften.

„Nun, laut Workday hast du noch 30 Tage dieses Jahr."

„Du auch", erinnerte ich ihn, bekam aber nur ein amüsiertes Schnauben.

„Das zählt nicht, ich bin Besitzer."

„Und ich bin Hausherrin, also zählt es doch", brummte ich leise und bekam dafür ein sanftes Pusten in mein Ohr. Wir waren immerhin schon wieder angezogen.

„Ich würde, wenn es wärmer ist, gern ein Ferienhaus mieten in Spanien, vielleicht auch Mallorca. Eine Woche ausspannen", schlug er vor, während ich aufseufzte. Ferienhäuser waren ja so gar nicht meins.

„Aber dann müssen wir selbst kochen."

„Oder wir bestellen uns etwas, gehen essen. Und die restliche Zeit fahren wir zum Meer, liegen am Pool, sonnen uns. Keine nervigen anderen Gäste, unser ganz eigener Rhythmus", besäuselte er mich regelrecht.

Ein Brummen von mir.

„Aber ich muss Frühstück machen, putzen, aufräumen- „

„Du darfst nackt neben mir knien, wenn ich dich füttere, ich kann dich richtig schlagen, muss nicht darauf achten, dass du die halbe Hotelanlage zusammenschreist und dann am nächsten Tag meine Handabdrücke unter deinem Bikini hervorblitzen", warf er ein.

„Aber Daddy, niemand der mir was zu trinken bringt."

„Ich bin durchaus in der Lage auch Cocktails zu mixen, Liebes."

„Bist du?", hakte ich überrascht nach. 8 Monate Beziehung und er hatte mir nicht einen Cocktail gemacht. Als Antwort bekam ich zunächst einen amüsierten Blick.

„Allerdings. Wenn du nackt am Pool liegen würdest, könnte ich mich vielleicht sogar dazu erübrigen dir einen vorbeizubringen."

„Hm", gab ich leise nach, hin und her gerissen und stöhnte dann auf. Die Vorstellung war gut, aber irgendwie war mir das Ganze im Hotel lieber.

„Ich weiß nicht."

„Vertrau mir. Wenn wir nach Andalusien fahren, könnte es sogar warm genug sein um dich ins Meer zu schmeißen."

Wieder ein zaghafter Blick zu ihm, während ich mich leicht rekelte und dann so drehte, dass ich ihn ansah.

„Das ist bereits beschlossene Sache, nicht wahr?"

„Daddy hat entschieden, Kleines. Und du wirst ein braves Mädchen sein und folgen", erwiderte er leicht herablassend und kniff mir dann in den Hintern, der nur in meiner Unterwäsche steckte, ließ mich so quietschen. So ein Sack.

„Okay, Daddy", gab ich schließlich unter einem schweren Seufzen nach, fühlte seine Lippen, die mir über die Schläfen strichen und mich danach auf die Stirn küssten. Wie ein kleines Lob.

„Wir sollten uns tatsächlich nächste Woche mal ein paar Tage blocken, schauen, dass wir das organisiert bekommen. Andalusien ist wahrscheinlich die bessere Wahl als Mallorca", erwiderte er mehr zu sich selbst und zog mich dann so lang an den Haaren, bis ich leicht abgerutscht war, meinen Oberkörper von ihm weg bog.

„Und nun, Kleines, mach Daddy glücklich", damit griff er sich ganz ungalant an den Hosenbund und machte eine eindeutige Bewegung zu seiner Erektion hin. Ein Schlucken von mir, ehe ich mich brav nach unten bewegte und auch ihm den Orgasmus schenkte, der ihm zustand.

Ich hatte es gebraucht – ihn, mich, diesen gemeinsamen Sonntag, der mir einfach so viel Halt gab. So viel Verständnis, so viel Hingabe und so viel Liebe. Und es machte alles irgendwie ein wenig besser.

Gut genug, dass ich die nächsten zwei stressigen Wochen in einem Rutsch hinter mich brachte, mich einfach in der Arbeit verkroch um meinerseits mit dem Thema abzuschließen, wo Jan es ganz offensichtlich schon getan hatte.

Nur ein kleines Hindernis stoppte mich in meinem Arbeitsfluss auf direktem Wege zum neuen Standort. Wir wollten am Freitag nach Leipzig fahren, hatten einige wichtige Dinge zu tun und bekamen am Mittwoch spontan eine Bitte von Raphael, die uns beide ein wenig überraschte. Trotzdem packten wir abends um 18 Uhr unsere Sachen zusammen und fuhren rüber, ließen uns von einem fertig aussehenden Halbvampir die Tür öffnen, der uns nur mit Jogginghose und schlabbrigem Pulli bekleidet hereinbat.

Ich sah auf das Schlachtfeld hinter ihm, musterte den müden Mann vor mir.

„Was ist passiert?", hakte ich direkt nach. Genau Informationen hatten wir nicht bekommen, nur dass er dringend einen Babysitter benötigte. Die Frage war nur für wen?

Ein tiefes Seufzen, ehe der Dunkelhaarige sich die lange Mähne über die Schulter warf, den schmutzigen Pulli zurecht zupfte und den Kopf schüttelte. Ein Blick zu Jan, der nur die Arme verschränkt hatte und ihn ernst musterte. So kannte er ihn wohl auch nicht, wusste nicht recht, wie er damit umgehen sollte.

„Ich habe einen Bruder, Gabriel, ja, lach nicht. Unsere Eltern waren sehr gläubig", erklärte er mir, Jan nickte nur, musterte ihn weiter fragend, während er auf die herumliegenden Sachen schaute. Das gefiel ihm gar nicht. Immerhin war er nur noch ordentlicher geworden, seitdem ich ihm den Kram wegsortierte – auf er Arbeit und auch Zuhause.

„Ich habe weder mit meinen Eltern noch mit der restlichen Familie guten Kontakt, eigentlich. Die Geschichte mit dem Club, das bi sein und so weiter hat in der gläubigen Gemeinschaft der Neu-Apostolen nicht so richtig Fuß gefasst. Jedenfalls lebt mein jüngerer Bruder sehr gut in der Gemeinschaft. Seine Frau Angelika ist schon länger schwer krank, hat jetzt einen Reha Aufenthalt und fragt mich nicht, ich weiß nichts Genaues. Jedenfalls können die beiden sich nicht um ihre Tochter kümmern und da es keinen anderen Verwandten gibt und meine Eltern es eben nicht mehr schaffen, ist die Kleine bei uns bis Sonntag."

Eifriges Geplapper aus dem Wohnzimmer, ehe ein kleines Mädchen erschien, vielleicht drei oder vier Jahre alt. Dunkles Haar, blaue Augen unter langen schwarzen Wimpern mit einem absolut engelsgleichen Gesicht. Erst riss sie ihre Augen auf, versteckte sich dann kurz hinter Raphael, ihren Winnie Puh dicht an ihre Brust gedrückt.

„Lina, das sind Elena und Jan. Gute Freunde von mir. Möchtest du nicht hallo sagen?", hakte er sanft nach in einem Tonfall, den ich nicht einmal bei ihm kannte. Die Kleine biss sich auf die Unterlippe. Jan machte ihr offensichtlich ein wenig Angst – wahrscheinlich die Größe- ich hingegen wurde augenblicklich für gut genug empfunden, dass sie wortlos zu mir rüber huschte und das Gesicht samt Teddy an meinem Bein vergrub.

„Oh, hi Kleine", meinte ich zögerlich, tätschelte ihr vorsichtig den Kopf, bis sie zu mir hoch sah.

„Willst du Puh hallo sagen?"

„Oh hallo Puh-Bär. Schön dich kennen zu lernen. Ich bin Ela und wie heißt deine Freundin?", fragte ich das Kuscheltier, wohl ganz zu ihrem Gefallen, denn ein amüsierter Blick schlich sich in die kindlichen Augen, ehe sie kurz kicherte.

„Lina"

„Ah Lina, das freut mich aber dich kennen zu lernen. Bist du aktuell bei deinem Onkel zu Besuch, hm?"

„Onkel Raphi", bestätigte sie in nuschelnder Aussprache und musterte dann kurz Jan, entschied sich dazu aber lieber nach meiner Hand zu greifen.

„Komm."

„Willst du mir was zeigen?"

„Jaha!", quengelte sie schon fast und ich ahnte ein wenig, warum Raphael aussah wie er aussah. Also zwinkerte ich ihm kurz zu und ließ mich dann von der Kleinen ins Wohnzimmer ziehen, wo ein Berg an Kuscheltieren und Spielzeug in der Mitte auf dem Teppich lag.

„Oh, hast du Freunde mitgebracht?"

„Ja, weil Mama und Papa nich da sind", erklärte sie und schürzte dann die Lippen, schien zu überlegen, ehe sie ihre Malsachen aus dem Stapel zog, mir einen roten Stift in die Hand drückte, das Prinzessinnen Malbuch aufmachte und mich aufforderte Arielles Schwanz rot zu malen – na gut, wenn sie das denn so wollte.

„Oh, hast du Elsa schon angemalt?", hakte ich nach einer Weile des stillen Scribbelns – wobei sie eigentlich das ganze Blatt in diversen Farben einfärbte – nach. Ein starkes Nicken, dann malte sie weiter und ich ließ sie einfach, warf einen Blick zu Jan und Raphael, die mittlerweile auch im Wohnzimmer standen.

„Ich muss morgen jedenfalls in den Club und arbeiten. Ich kann mal ein paar Tage nicht vorbeischauen, aber du weißt es doch, wenn man nicht vor Ort ist. Jedenfalls ist Simon in Bayern und ich möchte ihn da nicht wegholen. Er hat sich so auf den Urlaub mit Jackie gefreut und ich will ihm das nicht vermiesen, aber ein Babysitter geht nicht. Ich kenne keinen, der das könnte und ihr seid die einzigen beiden, denen ich es zu traue die kleine Räubertochter unter Kontrolle zu halten", erklärte er in fast schon flehentlichem Ton.

„Wir wollten morgen eigentlich auch in den Club", warf Jan zögerlich ein, aber ich seufzte auf.

„Nicht so schlimm. Du fährst morgen in den Club, ich komm her und Lina und ich haben dann einen schönen Nachmittag, hm? Wir kochen zusammen und backen vielleicht auch ein wenig, was meinst du, Mausi?"

Große Augen, ehe sie breit grinste und dann eifrig nickte.

„Schoko!"

„Meinetwegen auch Schokokuchen mit Prinzessinnen-Streuseln?"

„In Pink?", fragte sie in Ehrfurcht und ich musste leicht grinsen. Kein Wunder, dass sie Raphael so um den Finger gewickelt hatte, dass er alles links hatte liegen lassen. Zwei Mal klimpern und man fraß ihr aus der Hand.

„Was ist mir Sarah und Martin?", fragte Jan nach, bekam aber nur ein Kopfschütteln von Raphael.

„Sie ist ein Engelchen, aber wenn ein anderes Kind an ihr Spielzeug geht, wird sie zur Furie. Das will ich weder Sarah noch Martin antun und ihr auch nicht. Es ist echt nur für den Nachmittag. Abends bin ich wieder da", gestand er. Ich jedoch warf ihm ein Nicken zu.

„Du fährst zum Club, Schatz und ich bleibe hier. Lina und ich haben einen schönen Nachmittag und dann kommt ihr beide her und wir essen zu viert, hm?", schlug ich stattdessen vor. Die wichtigen Mails konnte ich am Freitag auch im Auto noch bearbeiten. Und die Kleine zu bespaßen wäre für mich wohl mehr Freude als Arbeit.

„Schatz?", echote Raphael überrascht, während ich mir auf die Unterlippe biss. War mir halt so rausgerutscht und Daddy konnte ich ja schlecht vor der Kleinen sagen.

„Bist du dir sicher, Ela?", hakte Jan hingegen nach und warf mir einen unsicheren Blick zu. Ich nickte nur – konnte ja nicht so schwer werden, nicht?

„Ela, du musst nicht", warf nun auch Raphael ein, aber ich legte nur den Kopf schief.

„Du hast mich doch im Grunde gefragt, nicht? Lina und ich bekommen das schon hin. Wann soll ich da sein?", hakte ich nach und sah nebenher der Kleinen zu, wie sie Richtung Küche stierte. Da hatte wohl jemand Hunger.

„Habt ihr schon gegessen?"

„Ich habe Pizza bestellt, sie sollte bald kommen", gab Raphael zerknirscht zu. Ich runzelte die Stirn – musste wohl auch mal gehen. Optimal war was anderes.

„Was meinst du Lina, wollen wir morgen Gulasch lieber mit Erbsen, Möhren und Kartoffeln oder Rotkohl und Spätzle essen?", fragte ich die Kleine, die angestrengt nachdachte.

„Erbsen und Möhren", entschied sie sich schließlich und kam dann zu mir, drückte mir ein Buch in die Hand.

„Nicht jetzt, hm? Aber morgen lesen wir zusammen und kochen und backen, ist das ein Deal?"

„Ja, Ela", gab sie von sich und grinste dann niedlich, ehe sie Puh-Bär von meinem Schoß zog und sich wieder den anderen Stofftieren widmete. Ich schüttelte nur den Kopf, als es auch schon an der Tür klingelte. Pizza war da und damit war es für uns indirekt ein Zeichen, dass wir auch wieder gehen konnten. Es war wichtig gewesen, dass Lina mich vorher schon einmal gesehen hatte – wenn auch nur sehr kurz - und ich konnte mir vorstellen, dass sie am nächsten Nachmittag wohl auch verunsichert sein würde, wen wir allein wären, aber erstmal hatten wir uns vorgestellt und sie hatte etwas, worauf sie sich freuen konnte.

„Also wann sollen wir morgen da sein?", hakte ich noch einmal nach.

„Idealerweise ab 2 Uhr, ich muss um halb drei im Club sein", meinte Raphael zerknirscht und schlang dann die Arme um mich, nachdem ich mich wieder aufgerappelt hatte.

„Ok, ich bin pünktlich da. Wo ihre Sachen liegen, zeigst du mir morgen?"

„Nein, lass uns kurz die Runde machen. Geht auch schnell, aber dann hast du einen Überblick. Jan, würdest du bitte?", hakte Raphael nach und nahm mich dann kurz mit nach oben. Die Kleine war für mindestens vier Wochen ausgestattet, wobei es oben insgesamt nicht besser aussah als unten. Ein richtiges Chaos, dass so gar nicht zu Raphael passte.

Als wir schließlich fuhren, war Jan ein wenig missgestimmt, aber ich angelte nur nach seiner Hand. Er war nervös wegen Leipzig und das passte nun mal nicht in seinen Plan hinein – aber da musste er durch, so wie ich eben auch.

Die Hand in meinem NackenWhere stories live. Discover now