3 - Verdrängung - Teil 3

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Sie rannte hingegen zum nächsten Laden, eilte hinein, schnappte sich die erstbesten Slips in ihrer Größe und dazu noch ein paar BHs, bezahlte an der Kasse und lief zu ihren Begleitern. Diese hatten sich eine kleine Nische in dem vollen, stylischen Café erkämpft und wirkten ratlos. Als die beiden sie in ihre Richtung kommen sahen, zeigte sich auf ihren Gesichtern Erleichterung. Sie zuckte zusammen, als jemand sie berührte, fuhr herum und bemerkte, dass der Herr nur in die Tasche seines Jacketts fasste. Peinlich berührt wandte sie sich ab und lief auf den Tisch zu, an dem Leon und Sophie Platz gefunden hatten.

Sie stellte wortlos die Tüte zu den anderen und meinte: „Habt ihr schon bestellt?"

„Was hast du denn Schönes gekauft?", fragte Sophie lächelnd und bevor sie es verhindern konnte, angelte diese nach der Tüte.

Sie wollte hineinsehen. Was Leon offenbar gelang, denn er bekam schlagartig rote Ohren, ehe er sich umwandte. Sie beeilte sich, ihrer Freundin die Tüte zu entreißen, war aber zu langsam.

Sophie hatte mittlerweile einen Blick hineingeworfen und rief entsetzt: „Lucy Ann Beckett! Wie kannst du es wagen, für so einen Schund Geld auszugeben..."

Errötend unterbrach sie ihre Freundin: „Schscht, Sophie. Musst du so schreien? Jeder guckt schon, es geht keinen was an, was ich ... na ja ... drunter trage!"

Sie warf beschämt einen Blick auf Leon, der stur auf die Tischplatte sah und merkte, dass ihre Freundin verstand. Also wähnte sie sich in Sicherheit.

Ein Trugschluss, denn Sophie schob halblaut nach: „Ich verstehe wirklich, dass dir nicht nach Spitzenhöschen und Wonderbras ist, aber das würde nicht mal meine Oma anziehen."

Sie sah, wie Leon sich noch mehr ins Sortieren der Krümel vertiefte und seine Ohren tiefrot anliefen. Manchmal hasste sie Sophie. So richtig. Sie wurde von ihrer Antwort entbunden, als die Kellnerin ihre Getränke brachte. Sie funkelte ihre Freundin wütend an, als sie diese kosteten.

Sophie bemerkte offenbar, dass sie über das Ziel hinaus geschossen war, und entschuldigte sich leise. Obwohl sie weiterhin ungehalten über ihr Verhalten war, winkte sie ab. Eine noch größere Szene wollte sie sich ersparen. Leon hatte alles mitbekommen.

„Was haben wir also noch vor?", fragte er leise und sie begriff, dass er wohl ablenken und die Situation auflockern wollte.

Ihr Magen knurrte laut und vernehmlich. Sie legte automatisch ihre Hand darauf und als sie hochsah, schaute sie in zwei grinsende Gesichter. Automatisch hoben sich auch ihre Mundwinkel und da sie es hasste, wütend zu sein, zuckte sie mit den Schultern.

„Ich glaube, Kuchen wäre gut", schlug sie vor und erntete damit die Zustimmung ihrer Begleiter.

****

Als sie den Kuchen verspeist hatten und satt waren, beschlossen sie, zur Musikhandlung zu bummeln und Leon fragte neugierig: „Was wollen wir denn da?"

„Och, ich kauf mir nur eine Gitarre ...", erwiderte sie ausweichend und wollte es dabei belassen.

„Ja und dann spielt sie uns ihren neuen Song vor", erörterte Sophie, die hastig innehielt, als sie ihre erzürnte Miene sah.

Doch Leon hatte schon Feuer gefangen, denn er erkundigte sich: „Du komponierst? Melodie, Text oder beides?"

„Beides", murmelte sie, da es ihr nicht gefiel, jetzt schon wieder im Mittelpunkt zu stehen.

‚Auf der Bühne empfinde ich anders', dachte sie und wiederholte: „Beides."

„Ist ja cool. Und welche Musikrichtung? Hardrock?", fragte er grinsend, denn er hatte scheinbar bemerkt, dass sie miese Laune bekam.

Soundtrack des Herzens - IntroWhere stories live. Discover now