2 - Die Party - Teil 2

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Leon hatte sich die Szene angeschaut und ihm blutete das Herz. Zach schien ebenfalls geschockt. Während Sophie sie ratlos anstarrte, fasste er einen Entschluss. Er lief zu Lu und setzte sich zu ihr auf den Boden.

Er legte den Arm um sie, ohne sich um ihr Zurückschrecken zu kümmern, und sagte sanft, aber bestimmt: „Lucy, ich verstehe dich. Dir ist Schreckliches angetan worden. Doch du hast jetzt Verantwortung. Dafür, dass das keiner Frau mehr geschieht. Dir hätte es schon nicht mehr passieren dürfen."

„Aber es ist mir passiert! Ich lag da im Dreck und musste diesen Dreckskerl spüren! Ich habe die Schmerzen gefühlt!", schrie Lucy ihn an und sprang auf.

Sie stürzte zur Badezimmertür, doch Sophie hatte diese in einem unbeobachteten Augenblick offenbar abgesperrt. Wütend drehte sich Lucy um und ging auf ihn los. In diesem Moment, als sie ihn anfunkelte, begann sein Herz heftig zu pochen.

„Woher wusstest du eigentlich, dass das passieren würde? Deswegen hast du dich auf der Party an mich rangemacht! Woher wusstest du es? Woher, hm? Steckst du mit ihm unter einer Decke? Willst du die Reste aufsammeln und wiederverwerten?", schrie sie ihn an.

Das brachte ihn fast um die Neige seiner Beherrschung, doch er beherrschte sich und erwiderte nachdrücklich: „Nein, Lucy. Ich stecke nicht mit ihm unter einer Decke! Ich hasse Dereck! Ja, ich habe auf der Party ein Auge auf dich geworfen und ihn beobachtet, weil ich ahnte, dass er sich wieder ein Opfer sucht. Dieser Arsch hat alles kaputt gemacht! Ich wusste, was er tun würde, weil ... weil er meiner Schwester das Gleiche angetan hat."

„Warum geht SIE dann nicht zur Polizei? Wieso soll ich das tun? Weshalb ...", begehrte sie lautstark auf und brach ab, als sie seine Worte hörte.

Denn er schrie: „Weil sie tot ist, Lucy!"

Alle erstarrten, er sah es. Es war, als hätte jemand die Luft aus dem Apartment gesaugt. Ungläubig starrte Lu ihn an und er wischte sich müde über sein Gesicht.

„Er ... er hat sie umgebracht?", erkundigte sich Sophie nun in die Stille hinein, da diese zuerst ihre Stimme wiederfand.

„Nein. Das hat sie ihm abgenommen. Sie hat sich das Leben genommen, weil sie nicht damit umgehen konnte", stellte er mit bitterer Stimme fest und dachte, die Erinnerung daran würde ihn umbringen.

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Betretenes Schweigen machte sich in der Wohnung breit. Niemand wusste offenbar, wie auf diese Aussage reagiert oder was darauf erwidert sollte. Es war auch egal. Keiner konnte Louise wiederbringen. Aber es hätte kein weiteres Mädchen dieses Schicksal ereilen sollen.

Also brach er die Stille und rechtfertigte sich: „Sorry, ich wollte euch nicht so überfahren. Ich ... na, für mich ist die Situation auch schwierig. Ich hätte es verhindern müssen, früher eingreifen müssen, weil ich wusste, wie er vorgeht. Aber..."

„Dich trifft keine Schuld!", meinte Sophie entschieden und fügte an: „Wichtig ist, was wir aus der Situation machen. Lucy, bitte, ich weiß, es ist der Horror, doch lass uns ins Krankenhaus fahren. Du musst untersucht werden und du solltest das Schwein anzeigen. Dazu ist es leider im Moment nötig, dass du keine Spuren von ihm abwäscht."

„Aber ... aber ich fühle mich schmutzig. Ich ekle mich vor mir!", erklärte Lucy und brach erneut in Tränen aus.

„Ich weiß, doch je eher wir es hinter uns bringen, desto besser", beruhigte Sophie ihre Freundin und nahm Lucy in die Arme.

Er sah, wie Lu einige Augenblicke mit sich kämpfte und spürte, wie seine Hände feucht wurden. Dieser Moment würde darüber entscheiden, ob er sein Leben weiter so führte wie seit Louises Tod oder ob die Chance bestand, dass Dereck dingfest gemacht wurde. Schließlich nickte Lucy ergeben und er spürte, wie ihn Erleichterung durchströmte. Während Sophie hinter einer Tür verschwand, bot er leise an, die beiden zu begleiten, aber ein Blick von ihr klärte, dass sie das nicht wollte. Er war dieser hübschen Blondine auf jeden Fall zu Dank verpflichtet, obwohl sie seinetwegen durch die Hölle gehen musste, dachte er und verließ gemeinsam mit den anderen die Wohnung seiner Kommilitonin. Während Sophie und Lucy ins Auto stiegen, wandte er sich ab und ging nach Hause. Er wünschte, der Abend wäre anders verlaufen.

Soundtrack des Herzens - IntroWhere stories live. Discover now