11 - Rückkehr - Teil 1

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Er zog sie in seine Arme und hielt sie fest. So fest, dass sie das wilde, panische Klopfen seines Herzens unter ihrer Wange und das Zittern seines Körpers an ihrem spüren konnte.

„Wie soll ich meine Träume in Los Angeles nur verbergen? Wie soll ich das machen?", flüsterte sie leise und gab zu: „Ich habe solche Angst."

„Ich weiß es nicht. Aber bitte versprich mir eines: Bitte verschwende nie wieder einen Gedanken daran, dein Leben zu beenden", bat Leon sie und hielt sie weiterhin so fest, dass ihr fast die Luft wegblieb.

Er musste wirklich Panik haben, denn erst als sie nickte, atmete er zum ersten Mal wieder tief ein. Sie dachte, dass er sie gleich loslassen würde, doch stattdessen legte er seine Lippen auf ihre. Wieder wallten widersprüchliche Gefühle in ihr auf. Sie genoss es so sehr und trotzdem war da diese Schwelle. Doch ihr Körper rief nach mehr, während er sie zärtlich küsste und bevor sie wusste, was sie tat, vertiefte sie den Kuss.

Sie wollte das. Dereck sollte nicht gewinnen und es fühlte sich gut an. Irgendwie richtig. Also schob sie das Unbehagen beiseite und krallte sich in seinen Haaren fest, während sie sich an ihn klammerte. Sie schmeckte seine Verzweiflung, seine Panik und Leon. So viele Gefühle und trotzdem waren da Zweifel in ihr. Trotzdem drang automatisch ein Stöhnen über ihre Lippen und Leon keuchte. Verwirrt spürte sie, wie Leon plötzlich mit sich kämpfte und sich von ihr löste.

„Lu. Wir müssen aufhören", sagte er und sie hörte, dass seine Stimme vor Leidenschaft bebte und sie schüttelte den Kopf.

„Ich will nicht", flüsterte sie und suchte erneut seinen Mund.

Wieder küssten sie sich. Sie wollte das diese Stimme in ihr die Schnauze hielt. Die, die ihr sagte, dass sie für diese Gefühle nicht bereit war. Beharrlich schob sie die Zweifel weg. Leon liebte sie und seine Berührungen waren schön. Der Kuss war schön. Als sie spürte, dass die Zärtlichkeit Wirkung auf Leon hatte, erstarrte sie, weil sich schlagartig in ihrem Kopf der Moment abspielte, als Dereck gewaltsam in sie eindrang.

„Hör auf!", keuchte sie panisch und Leon zuckte zurück, als hätte er sich verbrannt und Schuldgefühle kochten in ihr hoch.

„Es tut mir leid", sagte sie leise und senkte schockiert den Kopf.

„Ist okay. Lu, schau mich an ...", bat er und als sie den Blick wieder hob, wiederholte er: „Es ist ok."

„Ich wollte das aber", flüsterte sie betroffen und versuchte die Bilder zu verdrängen, die sie fluteten, während Leon sie in den Arm nahm.

„Ich weiß", sagte er, ließ seinen Kopf gegen ihren sinken, atmete tief durch, trat einen Schritt zurück und meinte: „Ich sollte deine Arme verbinden."

In diesem Moment wurde ihr etwas klar. Sie hatte sich auch in Leon verliebt. Während er sie zum Tresen führte, haderte sie mit sich. Eine Beziehung konnte nicht funktionieren. Nie. Nicht in einer Milliarde Lichtjahren. Das hatte sie doch gerade bewiesen.

Sie hatte nur den Beweis dafür gespürt, dass sie ihn alles andere als kaltließ und war panisch geworden. Wie erfüllend konnte eine solche Beziehung schon für ihn sein? Sie durfte nicht so egoistisch sein und ihn vereinnahmen, wenn sie ihm rein gar nichts bieten konnte. Das wäre unfair. Doch gleichzeitig regte sich ihr Widerstand. Sie hatte trotzdem Liebe verdient. Oder? Aber rechtfertigte das alles?

Sie grübelte immer noch, als er verkündete: „So, fertig!"

Sie zwang ihre Gedanken ins Jetzt zurück und Leon legte, wie schon oft zuvor, einen Finger unter ihr Kinn, ehe er wiederholte: „Hey. Ich bin fertig. Alles ok?"

„Ja ... äh ... ich bin nur müde, glaub ich. Danke fürs Verarzten!", log sie und er schaute auf die Uhr.

Dann sah er sie an und meinte: „Fünf Stunden können wir noch pennen."

Soundtrack des Herzens - IntroWo Geschichten leben. Entdecke jetzt