6 - Seelenstriptease - Teil 1

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Er gab etwas Obstsalat und einen kleinen Klecks Joghurt in seine Schüssel und gab zu: „Beides."

Als sie ihn triumphierend ansah, erklärte er trotzig: „Aber ich kann nicht behaupten, dass ich es nicht genossen hätte ... also den Kuss meine ich."

Bei Lucys Gesichtsausdruck beeilte er sich, hinzuzufügen: „Nichtsdestotrotz, hätte ich es nicht tun dürfen. Ich hab mich von der Situation gefangen nehmen lassen. Du weißt schon. Essen gehen, Kino und so ... vielleicht habe ich auch die Zeichen falsch interpretiert."

„Welche Zeichen denn bitte schön?", wollte sie nun ärgerlich wissen.

„Du hast meine Hand gehalten, als wir den Kinosaal verließen ...", meinte er, obwohl er wusste, dass es eine lahme Anmerkung war, und sie starrte ihn lange an.

Dann zuckte sie mit den Schultern und erwiderte: „Aber das hab ich nur getan, um dich nicht im Gedränge zu verlieren und weil ich mich so sicherer gefühlt habe. Irgendwie ... na ja ... beschützter und geborgener."

‚Das war wenigstens nur eine halbe Klatsche', sagte er sich.

Denn auch wenn ihr Grund vordergründig der gewesen zu sein schien, dass sie ihn nicht hatte verlieren wollen, hatte sie zugegeben, sich bei ihm sicher zu fühlen. Automatisch griff er nach ihrer Hand.

„Lucy ... um ehrlich zu sein, ich bin schon ziemlich in dich verknallt ...", gestand er ihr und als sie erschrocken nach Luft schnappte und ihm sofort ihre Finger entzog, fügte er an: „Aber ich weiß, dass du im Moment verständlicherweise kein Interesse an einer Beziehung hast."

Er nahm ihre Hand wieder in seine, ohne auf ihre Proteste zu achten, und bat: „Vielleicht wenn die Dinge anders liegen würden. Aber das tun sie nun mal nicht. Also bitte ich dich nur um Folgendes: Lass mich dein Freund sein ... platonisch. Ich ... ach, scheiße, ist das schwierig ... Ich will nur für dich da sein können. Mehr nicht."

Lucy starrte ihn an, als ob er den Verstand verloren hätte, und murmelte: „Wie soll das funktionieren? Ich hab ... ich hab dir gestern alles erzählt ... jedes Detail..."

Sie wollte aufstehen, doch dann ließ sie sich wieder auf den Stuhl fallen, als er meinte: „Aber genau deshalb verstehe ich dich jetzt so gut, Lu ... nein, bitte, wende dich nicht von mir ab ..."

Als er registrierte, dass sie ihm zuhören würde, fuhr er gefasster fort: „Ich kann nichts für meine Gefühle und ich kann sie auch nicht ändern. Ich kann dir nur sagen, dass es mich hart treffen würde, wenn du mich jetzt aus deinem Leben streichst."

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Er stockte, suchte offenbar irgendetwas in ihrem Gesicht und fügte an: „Lucy, alles, was ich möchte, ist, für dich da zu sein, ob mit oder ohne Beziehung."

Erneut fahndete er in ihren Augen nach etwas, das sie nicht benennen konnte. Dann zuckte er mit den Schultern, da er wohl nicht wusste, was er noch anfügen sollte. Er ließ ihre Hand los und stand auf, um im Raum auf und ab zu laufen. Sie beobachtete ihn eine Weile, ohne ein Wort zu sagen, doch ihre Gedanken überschlugen sich. Zweifel, Freude, Angst, Glück, alles wartete darauf, an die Oberfläche zu sprudeln. Sie gab zu, dass sie sich bei ihm sicher, ja sogar geborgen fühlte. Aber konnte sie verlangen, dass er sich selbst und seine Gefühle zurücknahm, um ihr ein Freund zu sein?

„Du weißt, dass eine Beziehung für mich nicht in Frage kommt...", setzte sie an und konnte nicht verhindern, wie die Erinnerung auflebte, als Dereck sie mit einem einzigen Stoß zu seiner machte.

„Ja, das weiß ich. Obwohl du zugeben musst, dass dein Verstand dir sagt, dass das, was er mit dir gemacht hat, nicht die Normalität ist. Dass es sonst ... na ja, anders ist", kommentierte er leise und sie schluckte.

Soundtrack des Herzens - IntroWhere stories live. Discover now