7 - Ein fröhlicher Abend - Teil 2

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Sie tanzte je nach Musikstück – passte sich jedem Tempo an - und er erkannte, dass Lu nie glücklicher ausgesehen hatte. Er erfreute sich an ihrem Strahlen, das sie leuchten ließ. Es war, als hätte der verhängnisvolle Abend vor knapp einer Woche niemals stattgefunden. Als die Meute Lucy an seinen Körper drückte, legte er behutsam die Hände auf ihre Hüften und sah sie fragend an. Obwohl sie ihn erst erschrocken anschaute, kam sofort das Strahlen zurück auf ihre Züge. Er glich automatisch seine Bewegungen an ihre an, während sie tanzten, doch als der DJ dann einen Schmusesong auflegte, wurde sich Lu offenbar seiner Nähe bewusst und wollte die Tanzfläche verlassen.

Aber er nahm ihre Hand und sagte ihr ins Ohr: „Bitte, Lu, den einen."

Er zog sie sanft in seine Arme und merkte, wie sie nachgab. Sie wiegten sich im Klang der Melodie und als Lucy offenbar registrierte, dass er seine Hände bewusst an Ort und Stelle ließ, traute sie sich den Kopf an seine Schulter zu legen. Das machte ihn ehrfürchtig. Mehr, als er je in Worte fassen könnte.

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Sie spürte sein Herz pochen, stetig und kräftig. Als er die Arme etwas enger um sie zog, bemerkte sie fasziniert, dass sein Herzschlag schneller wurde. Aber äußerlich blieb er gelassen, hielt sie nur fest und wiegte sich mit ihr im Rhythmus der Melodie. Sie sollte Angst haben, sagte sie sich, doch sie fühlte sich behütet und geborgen. Als das Lied endete, löste sich Leon von ihr. Er wirkte ärgerlich, was sie nicht verstand.

„Hab ich was falsch gemacht?", fragte sie irritiert und er schüttelte den Kopf.

„Aber ... warum bist du dann sauer auf mich?", bohrte sie verwirrt nach und er schnaubte hörbar.

„Ich bin nicht wütend auf dich ... aber auf mich!", gab Leon frustriert zu und wollte gehen.

„Wieso?", fragte sie weiterhin irritiert.

Statt einer Antwort zog er sie zurück in seine Arme und küsste sie leidenschaftlich. Sie war derart überrascht, als sich Wohlgefallen in ihr breitmachte, dass sie den Kuss erwiderte. Das hatte sie nicht erwartet. Gar nicht. Die Berührung seiner Lippen auf ihren genauso wenig, wie ihre Reaktion darauf. Doch bevor sie sich klarwerden konnte, ob das jetzt etwas bedeutete, ließ er sie so abrupt los, dass sie wankte.

„Deswegen!", knurrte er und verschwand, während sie ihm verdattert und mit heftig klopfendem Herzen nachsah.

Im Hintergrund hörte sie immer noch die ruhige, süße Melodie des Schmusesongs. Dann setzte sie sich langsam in Bewegung und ging zu ihrem Platz zurück. Leon stand schon dort und stellte gerade sein Bier ab. Finster sah er sie an und rammte seine Hände in die Taschen der Hose. Sie wusste nicht wirklich, wie sie jetzt reagieren sollte. Sie fühlte keine Wut oder Angst, sondern nur Verunsicherung.

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‚Wenn sie wüsste, wie schön und verführerisch sie mit ihren großen, aufgerissenen Augen und dem rosigen Schimmer auf ihren Wangen aussieht', dachte er und schalt sich einen Idioten.

Warum konnte er ihr kein Freund sein, wieso machten ihm seine Gefühle immer einen Strich durch die Rechnung? Ihre Lippen waren leicht geschwollen, was ihn fast um den Verstand brachte, genauso wie ihr aufgewühlter Ausdruck. Aber Lucy sagte nichts, sondern nahm auf dem Stuhl Platz und trank einen Schluck ihres Getränks. Endlich bemerkten auch Sophie und Zach, dass sie zurück von der Tanzfläche waren. Sofort lösten sie ihre Lippen voneinander und er unterdrückte ein Augenverdrehen.

„Hey, ihr zwei! Ausgetanzt?", fragte Zach grinsend und er nickte genauso schnell, wie Lu bejahte.

Sie warf ihm einen verunsicherten Blick zu, doch Sophie machte sich von ihrem Liebsten los und zog Lucy mit auf die Toilette, mit den Worten, dass sie mal müsse. Wieso weibliche Wesen immer zusammen aufs Klo gingen? Ob das irgendeinen Sinn hatte, fragte er sich, als sein Nebenmann sich räusperte und ihn damit aus seinen Gedanken riss.

Soundtrack des Herzens - IntroWhere stories live. Discover now