7 - Ein fröhlicher Abend - Teil 3

88 15 107
                                    

„Lucy! Wach auf! Telefon!", murmelte jemand nahe an ihrem Ohr.

Sie schlug die Augen auf und sah in Leons Gesicht. Sich seiner Anwesenheit plötzlich bewusst, errötete sie und griff nach dem Handy. Ohne auf das Display zu blicken, nahm sie das Gespräch an, während er sich wieder neben ihr niederließ und ausstreckte. Sie fragte sich, wieso das mittlerweile so selbstverständlich geworden war und warum sie sich in Leons Nähe so wohlfühlen konnte, während sein Blick jeder ihrer Bewegungen folgte.

„Hallo?", krächzte sie und schüttelte den Gedanken ab.

„Lucy Ann Beckett!", ertönte es am anderen Ende der Leitung und sie setzte sich ruckartig auf und erbleichte, während Leon die Stirn runzelte.

„Mom!", rief sie aus und schluckte.

„Ja, genau, Lucy! Deine Mutter! Wie lange gedenkst du dir einen faulen Lenz zu machen? Die Plattenfirma läuft Amok und die Termine häufen sich ...", schimpfte diese los und sie warf ihrem Gegenüber reflexartig einen hilfesuchenden Blick zu.

„Ich bin krank, Mom. Ich ... ich kann noch nicht zurück!", verteidigte sie sich automatisch und bemerkte, dass Ihre Mutter dermaßen laut durchs Telefon schrie, dass sich nun auch Leon aufgerichtet hatte, seine Stirn tief gefurcht.

„Lucy Ann Beckett! Wann - in allen Herrgottsnamen - wirst du deinen Allerwertesten nach Hause bewegen? Die Probeaufnahmen fürs Album warten und ...", keifte Liliana, wurde aber von ihr unterbrochen.

„Mom, ich kann noch nicht, ok? Ich ... ich brauch noch eine Weile!", erwiderte sie schnell und ihre Mutter schnaubte.

„Eine Weile, Lucy, ja? Du weißt, dass ich sie alle seit einer Woche hinhalte, ja? Aber meine Tochter hat nichts Besseres zu tun, als das Leben zu genießen und krank zu sein, indessen ich hier ...", maulte Liliana weiter und sie rollte reflexartig mit den Augen.

„Während du alles zu erledigen hast. Ich weiß, Mom!", schloss sie ironisch und starrte finster vor sich hin.

„Lucy Ann Beckett! Nicht in diesem Ton, wenn ich bitten darf!", wetterte ihre Mutter und jetzt reichte es ihr.

„Nein, Mom, darfst du nicht! Ich bin krank und damit basta! Es ist mir scheißegal, dass die Plattenfirma auf die Barrikaden geht. Ich komme heute in einer Woche! Oder auch nicht! Je nach Gesundheitszustand! Und jetzt Tschüss, Mom! Danke, dass du gefragt hast, wie es mir geht! Ganz, wie es eine Mutter macht, dem das Wohl seines Kindes am Herzen liegt!", erwiderte sie bissig und legte auf.

Sie zitterte am kompletten Körper vor Wut. Allerdings war sie auch erschrocken darüber, wie sie mit ihrer Ma geredet hatte.

****

Er legte ihr eine Hand auf die Schulter und sie zuckte zusammen. Sie schüttelte seine Finger ab, stand auf und lief wie ein Raubtier im Käfig auf und ab. Er beobachtete schweigend, wie sie mit sich und ihrer Wut kämpfte.

Dann blieb sie stehen und rief: „Ich kann nicht verstehen, warum sie so ist!"

Er sah sie nur weiter gelassen an, denn er ahnte, dass da noch mehr war, wo das herkam. Was sich bestätigte, als sie meinte: „Wieso muss sie meiner verdammten Karriere immer den Vorzug vor mir geben?"

Er wusste nicht, was er darauf erwidern sollte, merkte aber auch, dass Lucy keine Antwort verlangte. Stattdessen bemühte sie sich, ihr Temperament in den Griff zu bekommen, und hatte ihren Weg wieder aufgenommen.

Wie zu sich selbst, sagte sie: „Wie? Wie soll ich ihr mit meinem Gesicht und den anderen Verletzungen gegenübertreten? Wie soll ich das machen? Sie unterstellt mir, ich würde mir hier einen ‚faulen Lenz' machen. Sie weiß zwar nicht, was ich durchgemacht habe..."

Soundtrack des Herzens - IntroOù les histoires vivent. Découvrez maintenant