𝒦𝒶𝓅𝒾𝓉ℯ𝓁 𝒵𝓌ℯ𝒾

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Hongjoong

Na toll, jetzt kann ich von vorne anfangen.

Ich hatte eine Aufgabe.
Die Trennungskiste wegschicken und ohne die Trennungskiste das Postamt verlassen.
Zu meiner Verteidigung: Es war ganz schön was los da drin.
Allem voran der coole, süße Typ, der ganz offensichtlich noch nicht vom Universum enttäuscht wurde, schließlich hat er tatsächlich geglaubt, dass unser Treffen vorherbestimmt war.
Ausgerechnet, als ich gerade versucht habe, Mingi sein Zeug zurückzuschicken.
Jetzt, nachdem die Marching Band uns auseinandergebracht hat, singt dieser Seonghwa bestimmt ein anderes Liedchen vom Universum.

Schnell steige ich in den nächsten Zug nach Alphabet City, wo ich mich mit Yeosang treffe.
Ich wohne auf der Avenue A, mein bester Freund auf der Avenue D.
Kennengelernt haben wir uns aufgrund unserer Nachnamen: Kim und Kang.
In der Dritten saß er dadurch hinter mir und tippte mir pausenlos auf die Schulter, um sich Stifte, Schmierpapier und auch sonst alles zu leihen.
Das gleiche Spiel Jahre später, als er sich mein zwei Generationen altes iPhone lieh, um seiner Flamme der Woche weiter schreiben zu können, nachdem sein eigener Akku den Geist aufgegeben hatte.
Wenn ich mir etwas von ihm "leihe", dann nur ein paar Dollar für die Mittagspause.
In Anführungsstrichen deshalb, weil ich ihm das Geld kaum je zurückzahlen kann.
Was ihm nichts ausmacht.
Yeosang ist ein guter Kerl.
Ihm ist egal, dass ich auf Typen stehe und mir ist egal, dass er auf Mädchen steht.
Danke an meinen guten Freund, das Alphabet, für diese Bromance.

Auf dem Weg von der Bahnstation zu Yeosang stoppe ich an mehreren Mülleimern und halte die Trennungskiste darüber, bringe jedoch nicht den Mumm auf, das verdammte Ding loszulassen.

Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Schlussmachen auch dann scheiße ist, wenn man es selbst macht.
Und eigentlich fühlt es sich sowieso eher danach an, als hätte Mingi durch seine Fremdknutscherei die Sache beendet.
Schon seit der Scheidung seiner Eltern lief es nicht mehr rund zwischen uns, aber ich hatte Geduld mit ihm.
Als er zum Beispiel meinen Geburtstag planen durfte und wir zu einem Konzert seiner Lieblingsband gingen.
Das ließ ich ihm durchgehen, schließlich war es mein erstes richtiges Konzert und die Killers haben schwer was drauf.
Anschließend hat er den großen Jahrestagsbrunch meiner Eltern geschwänzt.
Auch das ließ ich ihm durchgehen.
Klar, es musste ja schwer für ihn sein, nach der Scheidung seiner Eltern die Ehe von meinen zu feiern.
Aber als er bei dieser romantischen Komödie über zwei Jungs die ganze Zeit nur darüber gelästert hat, dass keine Liebe je hollywoodwürdig wäre, auch unsere nicht, da bin ich aus dem Kinosaal gestürmt.
Und ging fest davon aus, dass er mir nachlaufen oder meinen Namen rufen oder zumindest irgendetwas tun würde, was ein fester Freund in so einer Situation tun sollte.

Doch stattdessen: drei Tage Schweigen.
Bis ich ihn schließlich anrief und fragte, ob wir je wieder miteinander reden würden.
Kurze Zeit später stand er vor meiner Tür und beichtete mir, er sei davon ausgegangen, dass wir getrennt wären, und er habe deshalb irgendeinen Typen auf einer Party geküsst.
Völlig aufgelöst stand er da, wollte unbedingt eine zweite Chance, aber nicht mit mir.
Ich hab Schluss gemacht.
Endgültig.
Selbst wenn er angenommen hat, es wäre aus zwischen uns, hätte er doch wohl länger als ein paar Tage warten können, bevor er mit dem Nächsten rummacht, oder?
Kaum möglich, sich nach so was nicht wertlos zu fühlen.

Als ich bei Yeosang klingele, drückt er mir immerhin sofort die Tür auf.
Rumwarterei ist das Letzte, was ich jetzt brauchen kann.
Schließlich schleppe ich nicht nur eine Kiste mit dem Zeug meines Ex herum, sondern auch noch einen Rucksack voller Hausaufgaben für die Sommerschule.
Dieser Tag kotzt mich an.

Im Aufzug gähne ich ausgiebig.
Musste heute um sieben aufstehen, in den Ferien, nur wegen der dummen Schule.
Ein Hoch auf das Leben.
Die Welt dreht sich weiter... mit ihren Schlagringen dreht sie sich zu mir um und schlägt zu.
Aufs Herz.
Aufs Ego.

What if it's us? //a Seongjoong Story//Where stories live. Discover now