𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 𝓔𝓲𝓷𝓾𝓷𝓭𝔃𝔀𝓪𝓷𝔃𝓲𝓰

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Seonghwa

„Haben sie auf deine Nachricht geantwortet?" fragt Hongjoong, als ich im Fahrstuhl auf die Drei drücke.
„Ich will deine Eltern nicht beim Sex erwischen."

„Iiih. So was machen sie nicht."

„Mindestens ein Mal müssen sie's getan haben."

„Nie. Niemals."
Ich würge.

„Du bist witzig."
Er nimmt meine Hand und lächelt.
„Ist schön hier."

„Im Namen von Onkel Milton: vielen Dank."
Ich trete aus dem Aufzug.
Einen Flur gibt es nicht so richtig.
Bloß eine Nische mit drei Türen zu den Wohnungen A, B und C.

Als ich mich zu ihm umdrehe, kaut er gerade an der Unterlippe.

„Bist du nervös?"

„Ja."

Ich drücke seine Hand.
„Das ist wahnsinnig süß."

Und - wow.
Ich mache das echt.
Ich stelle diesen Jungen meinen Eltern vor.
Obwohl ich mir ziemlich sicher bin, dass das kein typischer Zweites-Date-Move ist.
Aber vielleicht sind Hongjoong und ich eben nicht typisch.

Meine Eltern.
Keine Ahnung, warum ich das vorgeschlagen habe.
Bin wohl immer noch sehr durch den Wind wegen vorhin.
Obwohl ich diesen Zusammenstoß eigentlich lieber vergessen würde, muss ich die ganze Zeit daran denken, an den U-Bahn-Typen, sein weinendes Kind, Hongjoongs Gesichtsausdruck und dass ich mich gefühlt habe, als würde die ganze Welt mich anstarren.
In diesem Moment wollte ich einfach nur allein sein.
So sehr wie in meinem ganzen Leben noch nicht.

Aber Hongjoong ist geblieben.
Er war bei mir.
Und jetzt will ich nicht mehr, dass er geht.
Ich bin noch nicht bereit dafür, dass wir uns verabschieden.

Während ich ungeschickt aufschließe, werfe ich ihm noch mal einen Blick über die Schulter zu.

Keine Panik.
Ich werde nicht in Panik ausbrechen.
Alles wird gut.
Großartig sogar.
Ein kurzer Besuch.
Ganz ungezwungen.
Was soll's, dass meine Eltern ein bisschen zu viel über Hongjoong wissen.
Was soll's, dass sie sich schon gegenüber normalen Freunden kaum zurückhalten können und ein fester Freund sie vermutlich komplett ausflippen lässt.
Nicht dass Hongjoong mein fester Freund wäre.
Ich kann mir nur einfach ganz genau ausmalen, was hier los wäre, wenn ich ihn als solchen vorstellen würde.

Ich: Das hier ist Hongjoong, mein fester Freund!

Eltern: *jubelnd Kondome auf uns werfend* HALLO, FESTER FREUND HONGJOONG!!!

Hongjoong: *mit rudernden Armen das Weite suchend*

Aber... hm.
Wenn er nicht mein fester Freund ist, wie stelle ich ihn dann vor?
Als meinen Kumpel?
Meine Flamme?
Als den Menschen, mit dem ich mir während neunundneunzig Prozent meiner wachen Minuten Sex zu haben vorstelle?
Und, ja, ich meine das doppeldeutig.
Ich denke neunundneunzig Prozent meiner wachen Minuten daran, wie gerne ich neunundneunzig Prozent meiner wachen Minuten Sex mit Hongjoong hätte.

Das müssen meine Eltern allerdings nicht wissen.

Okay, tief durchatmen, ich mache jetzt ganz einfach diese Tür auf und-

„Du musst Hongjoong sein! Wie schön, dich endlich kennenzulernen!"
Meine Mom strahlt ihm vom Sofa entgegen.
Auf dem sie sitzt.
Neben Dad.

Hilflos starre ich die beiden an.

Mom stellt den Fernseher auf Pause, steht auf und kommt mit ausgestreckter Hand auf Hongjoong zu.

What if it's us? //a Seongjoong Story//Where stories live. Discover now