𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 𝓩𝔀𝓮𝓲𝓾𝓷𝓭𝓭𝓻𝓮𝓲𝓼𝓼𝓲𝓰

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Samstag, 4. August

Hongjoong

Mingi und ich sitzen zum Lernen in einem ruhigen Coffeeshop, weil am Dienstag die Prüfung ist und ich noch einige Lücken füllen muss.
Ein paarmal dachte ich, Yeosang würde zur Tür reinspazieren, aber es war immer jemand anders.
Ist wahrscheinlich besser so.
Nicht ganz so gut ist dagegen, dass Dabin vor einer Stunde zu irgendeiner Geburtstagsparty abgerauscht ist und Mingi und mich hier alleine gelassen hat.

Wir sitzen auf zwei Hockern nebeneinander und fragen uns gegenseitig ab.
Aber die einzigen Fragen, die mich interessieren, haben alle mit Seonghwa zu tun.
Wie feiert er seinen Geburtstag?
Wer gibt ihm das Gefühl, heute ein König zu sein?
Eunbi und Joohyun?
Wird es ihm den Tag versauen, wenn ich ihm Alles Gute wünsche?
Hasst er mich?

Gestern Abend beim Sims-Spielen ist sogar mein Sim bei Seonghwas Sim abgeblitzt, als er ihm Blumen schenken wollte.
Im Ernst, geht es noch beschissener?
Mein Leben ist einfach kacke, in echt und virtuell.
Weil man nicht weiter verletzt werden kann, wenn keiner mit einem redet, habe ich Sim-Hongjoong dann in einen Raum ohne Türen oder Fenster eingeschlossen.
Irgendwann wird ihm zwar der Sauerstoff ausgehen, aber wenigstens bricht ihm da drin keiner mehr das Herz.

„Erde an Hongjoong.“
Mingi winkt mir zu.

„Sorry.“

„Seonghwa?“

„Jap. Kann mich schlecht konzentrieren. Er hat heute Geburtstag.“

„Hast du was für ihn?“ fragt Mingi.
„Du bist doch ein Geschenkprofi.“

Zu seinem Geburtstag habe ich ihn in einer Wonder-Woman-Rüstung gemalt, weil sie seine liebste Superheldin ist.
Ich frage mich, ob er das Bild noch hat.

„Ich hab Seonghwa in Wrath of Wizards reingeschrieben.“ antworte ich.
Nachdem ich gestern mit den Hausaufgaben fertig war, habe ich das Kapitel beendet und wollte es Seonghwa eigentlich um Mitternacht per E-Mail schicken.
Aber dann hab ich es doch nicht übers Herz gebracht, ihm eine weitere Nachricht zu schreiben, die er genauso ignorieren würde wie die davor.
„Er durfte das ganze Buch lesen.“

„Wow. Das ist ein großer Schritt. Du magst ihn wohl echt.“
Mingi hat auch ein paarmal nach der Geschichte gefragt, nur nie so voller Begeisterung wie Seonghwa.
Dass ich etwas so Wichtiges damals nicht mit ihm teilen konnte, hätte mir vielleicht schon zu denken geben sollen.
„Ich schätze mal, Mingonien wurde geköpft?“

„Sitzt in einem Verlies.“

„Nice. Weißt du was... du solltest Seonghwa einfach schreiben. Vorher geht's dir nicht besser.“

„Ich weiß... Aber ich bin quasi prädestiniert dafür, das Falsche zu tun. Nachdem Seonghwa und ich uns kennengelernt hatten, bin ich einfach abgehauen. Dann habe ich zu lange gebraucht, um mich zu öffnen oder sein Vertrauen zu gewinnen. Ich war ständig zu spät, ich habe diese dumme Kiste nie weggeschickt, und jetzt will er nix mehr mit mir zu tun haben, weil ich verschwiegen hab, dass wir uns weiterhin im Unterricht sehen.“

„Welche Kiste?“ fragt Mingi.

Tja, jetzt ist es auch egal.

„Am ersten Sommerschultag hab ich dir eine Kiste mit gebracht, mit den ganzen Sachen, die du mir mal geschenkt hast. Aber du warst nicht da, also wollte ich sie dir per Post schicken, und auf der Post habe ich Seonghwa getroffen. Ich habe sie dann nicht abgeschickt, weil...“

„Weil was?“

„Vielleicht, weil ich noch Hoffnung hatte?“

Das hätte ich echt für mich behalten sollen, aber es musste mal raus.
Die ganze Zeit schon spukt mir das im Kopf herum, bisher konnte ich es nur nicht laut aussprechen.
Nicht vor Mingi, vor allem nicht vor mir selbst.

What if it's us? //a Seongjoong Story//Where stories live. Discover now