𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 𝓝𝓮𝓾𝓷𝔃𝓮𝓱𝓷

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Seonghwa

„Es war so schön, dich kennenzulernen.“ sagt Minjeong, sobald wir draußen stehen.
Dabei legt sie mir die Hände auf die Schultern und schaut mir tief in die Augen.
Ich wette, dieses Mädchen wird eines Tages Motivationscoach, oder Burn-out-Therapeutin, oder eine zierliche asiatische Oprah.

Von der Seite schleicht sich jetzt auch Yeosang heran und schlingt die Arme um uns beide.
„Leute, ich liebe diesen Typen.“ sagt er und unterstreicht seine Worte, indem er mich noch fester drückt.
„Hört ihr mich? Ich liebe ihn. Park, du bist ein Volltreffer. Kapiert?“

„Kapiert.“

„Top.“
Er strahlt.
„Viel Spaß, Kinder. Tut nichts, was Jack und Rose hinter den beschlagenen Scheiben eines Oldtimers nicht auch tun würden.“
Verschmitzt schielt er zu Minjeong hinüber.
„Das ist aus-“

„Wissen wir.“ sagt Hongjoong.

„Okay, dann sind wir mal weg.“
Yeosang löst sich aus dem Seonghwa-Minjeong-wich, um Hongjoong zu umarmen.
Ich sehe, wie Yeosang Hongjoong etwas ins Ohr flüstert, der daraufhin zischt: „Klappe.“
Ich fühle mich seltsam bei ihrem Anblick.
Sie sind so innig miteinander.
Bei San und mir läuft das völlig anders.
Ein Teil von mir will Hongjoong danach fragen, aber...

Nope.
Nein.
Den Holzweg nehme ich nicht noch mal.
Eifersucht auf Mingi hat mich exakt nirgendwohin gebracht.
Und irgendetwas sagt mir, dass Yeosang sogar ein noch größeres No-Go ist.

Dann sind Yeosang und Minjeong jedenfalls weg, wären nur noch Hongjoong und ich übrig.
Hongjoong schaut so unentspannt drein, wie ich mich fühle.
Schon komisch.
Ich hab immer gedacht, dass Dates ziemlich vorhersehbar und logisch verlaufen würden.
Sobald erst mal klar wäre, dass man sich mag.
Aber das stimmt nicht.
Stattdessen eröffnet sich mir eine ganz neue Welt voller Undurchsichtigkeiten.
In welchen Abständen sollten Dates zum Beispiel stattfinden?
Oder wie kriegt man heraus, ob er eine Beziehung will?
Und dann natürlich Momente wie diese, in denen man nicht weiß, ob man eine gute Nacht wünschen und zur U-Bahn gehen soll oder...

„Tja, willst du noch ein bisschen spazieren gehen oder so?“ frage ich und versuche, das nervöse Flattern in meiner Brust zu ignorieren.

„Klar.“
Er berührt mich am Arm.
Eher mit den Knöcheln als mit den Fingern und nur eine Sekunde lang, trotzdem geraten meine Nerven in hellen Aufruhr.
Wir spazieren los.

„Du singst also gerne.“ sagt Hongjoong.

„Ach.“

„Bestimmt warst du in allen Schul-Musicals dabei.“

„Das nicht, aber ich hab im Chor gesungen.“
Ich muss lächeln.
„Und San und ich haben mal ein eigenes Musical geschrieben und Jisu dazu gezwungen, es mit uns aufzuführen. Da waren wir zwölf.“

„Ihr habt mit zwölf ein Musical geschrieben?“

„Ja, wenn auch das schlechteste aller Zeiten.“ sage ich und er lacht leise auf.
„Es waren Sommerferien. Wir hatten Langeweile. Keine Ahnung, Echt bescheuert eigentlich.“

„Ich find's cool.“ meint er.
„Worum ging's?“

„Willst du das wissen?“

„Definitiv.“

Wir erreichen das Ende des Bürgersteigs, doch Hongjoong hält nicht an.
Ganz selbstverständlich tritt er auf die Straße und schlängelt sich zwischen Autos und Taxen einfach hindurch.
Sobald ich ihm folge, werde ich angehupt.

Erschrocken zucke ich zusammen und laufe schneller, um zu Hongjoong zu kommen.
„Gut, also, unser Musical handelte von zwei Rittern namens Beauregard und Belvedere.“

What if it's us? //a Seongjoong Story//Where stories live. Discover now