What if it's us? //a Seongjoong Story//

𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 𝓓𝓻𝓮𝓲𝔃𝓮𝓱𝓷

Seonghwa

Nur noch wenige Minuten, dann heißt es Showtime, weshalb ich mehr oder weniger den Verstand verliere.

Wie kriegen die Leute das hin?
Ist ja nicht so, als wäre ich der erste Fast-Siebzehnjährige, der ein Date hat.
Auch in Georgia wird gedatet.
Aber da bedeutet es, dass dir jemand eine Runde frittiertes Hühnchen spendiert, nicht etwa einen Abend auf dem fucking Times Square plant.

„Du siehst super aus.“
Dad fängt meinen Blick im Spiegel ein.
„Aber hol das Hemd aus der Hose.“

„Das muss so.“

„Hmm. Kann ich mir nicht vorstellen.“

Ich prüfe mein Spiegelbild und weiß nicht recht, was ich davon halten soll.
Ich trage ein blau kariertes Hemd, das ich genau wie so ein Male Model im J. Crew-Katalog vorne in den Hosenbund gesteckt habe.
Genau wie ein sehr kurz geratenes Male Model.
Dazu eine Jeans, die ich extra noch gebügelt habe, und einen Gürtel.
Es ist gut möglich, dass ich noch nie so gut aussah.
Oder noch nie so bescheuert.
Beides etwa gleich wahrscheinlich.

Dad schnüffelt.
„Hast du Parfüm drauf?“

„Rasierwasser.“

„Wow, Hwa. Elegant bis zum Umfallen.“

„Nein! Ich meine. Ich weiß nicht.“
Ich versuche, meine Haare glatt zu streichen, doch diese eine Strähne springt sofort wieder ab.

Vielleicht sollte ich irgendwo Gel auftreiben.
Und voll einen auf Draco Malfoy machen.

„Vielleicht schaltest du lieber einen Gang runter, meinst du nicht?“

„Dad. Das ist mein erstes Date.“

„Ich weiß. Genau deswegen.“

„Nein. Ja. Aber ich glaube, du...“
Der Rest des Satzes bleibt in der Luft hängen, weil mir auf einmal einfällt, dass ich vergessen habe, Pfefferminzbonbons zu kaufen.
Und ich rede hier nicht von Tic Tacs.
Das harte Zeug muss her.
Fisherman's Friend ohne Zucker.
Ich habe mir schon sechs Mal die Zähne geputzt, mit Mundwasser gegurgelt und im Internet den Selbsttest 'Habe ich Alter-Mann-Atem?' gemacht.
Ernsthaft - was ist, wenn er mich küsst und denkt, er würde Onkel Milton küssen?
Was ist, wenn mein erster gleichzeitig auch mein LETZTER Kuss wird?
Warum habe ich keine Ratgeberliteratur für so was parat?
Wo steckt meine gute Fee?

„Und? Wohin führt er dich aus?“ fragt Dad.

„Ich habe keine Ahnung.“

Aber ich habe Theorien.
Nicht dass ich groß darüber nachgedacht hätte.
Nicht dass ich die ganze Nacht wachgelegen hätte, um es mir auszumalen.
Aber, ja.
Wir treffen uns am Times Square, dem New-York-Spot schlechthin, von daher peilt er todsicher was Großes an, was mit ordentlich Großstadtflair.
Für eine Broadway-Show, selbst mit Restkartenrabatt, ist unsere Beziehung wohl noch zu jung, aber Madame Tussauds könnte drin sein.
Wie herrlich!
Wir würden haufenweise Fotos machen für den Fall, dass wir mal jemanden mit unseren berühmten Kumpels beeindrucken müssen.
Unser erster Kuss würde neben meinem Geburtstagszwilling Barack Obama passieren...
Oder aber Hongjoong entscheidet sich für den klassischen Liebesfilm-Move und fährt mit mir rauf aufs Empire State Building.
Wäre auch okay für mich.
Mehr als okay.

Ein Schlüssel wird herumgedreht und die Wohnungstür geht auf.
„Jemand zu Hause?“

„In Seonghwas Zimmer.“ ruft Dad.

„Oh, wow.“ sagt Mom, als sie im Türrahmen auftaucht.
„Ordentlich rausgeputzt fürs große Date?“

„Ach.“
Ich glaube, ich werde rot bis zum Haaransatz.
„Ist ja bloß...“

„Du siehst super aus, Liebling. Steck das Hemd in die Hose.“

„Oder trag es drüber.“ sagt Dad.

„Er geht zu einem Date, nicht zu einem Simpsons-Marathon.“

„Schon klar, aber er trägt bereits ein Hemd und Rasierwasser.“

Mom guckt demonstrativ auf Dads Jogginghose.
„Genau, Gott bewahre, dass er sich Mühe-“

„Tjaaa. Ich muss dann mal los.“ schneide ich ihr das Wort ab und flüchte so schnell nach draußen, als bräche ich aus dem Gefängnis aus.
Ich bin aufgekratzt und mir flattern die Nerven.
Tatsächlich scheine ich auf dem ganzen Weg bis vor die Haustür nicht ein Mal Luft zu holen.

Ein Blick auf mein Handy.
Keine Nachricht von Hongjoong.
Aber das ist ein gutes Zeichen.
Das bedeutet, er hat nicht abgesagt.

Das bedeutet, ich mache mich auf den Weg zum Times Square.

Das bedeutet, es ist halb acht an einem Samstagabend und ich bin nur noch vier Haltestellen vom ersten Akt meiner Liebesgeschichte entfernt.