𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 𝓐𝓬𝓱𝓽

109 11 15
                                    

Hongjoong

Yeosangs zukünftige Kurzzeit-Freundin zu treffen ist nach einem harten Schultag eigentlich das Letzte, was ich will.
Trotzdem hetze ich nach Downtown, als könnte mir der räumliche Abstand von der Schule helfen, all die gemeinsamen Lacher von Mingi und Dabin vor und nach dem Unterricht zu vergessen, von denen ich ausgeschlossen war.
Tat ziemlich weh.
Als ich aus der Bahn steige, steht Yeosang mit einem Dream and Bean-Thermobecher und einem Blumenstrauß vor einer Apotheke.

„Wow, du hast deine Massenmördermiene aufgesetzt.“ sagt er.
„Schuldiger Massenmörder. Vielleicht können wir das noch irgendwie abmildern, bevor wir Minjeong treffen? Probier's doch mal mit dem Glücklicher-Bester-Freund-Look. Wie wär's?“
Yeosang zwinkert mir zu.

Glücklicher bester Freund.
Schaff ich.
Für Yeosang.
Auch wenn es langsam wirklich ein bisschen anstrengend wird, all seine Freundinnen kennenzulernen, nur um den Kontakt wieder zu verlieren, sobald sie sich trennen.

„Sollst du haben. Wozu die Rosen?“ frage ich.

„Sind Minjeongs Lieblingsblumen. Das hat sie gestern erwähnt, als wir Titanic geguckt haben.“
So stolz, wie Yeosang klingt, könnte man meinen, es erfordere Superkräfte, sich an etwas zu erinnern, das jemand vor nicht einmal 24 Stunden gesagt hat.

„Habt ihr euch getroffen?“

„Na ja, über Face Time, gestern Abend.“

„Habt ihr die ganze Zeit gefacetimt? Dauert der Film nicht über drei Stunden?“

Yeosang nickt.
„Wir haben sogar vier gebraucht, weil wir zwischendurch Pausen gemacht haben, um zu reden.“

„Respekt.“
Und das meine ich ernst.
Er hat ja schon in der Nacht davor so wenig geschlafen, weil von Minjeong nicht sofort eine Antwort auf die Elliott-Smith-Nachrichten kam.
Was natürlich nur daran lag, dass sie noch keine Zeit gehabt hatte, sich die Songs anzuhören.
Aber danach war sie von allen begeistert.
„Und?“

„Also, ich dachte ja, das Schiff würde viel früher sinken, wenn du verstehst, was ich meine.“

„Alles klar, du hast dich also gelangweilt, bis das Schiff endlich unterging?“

„Jap.“

Wir nähern uns dem Coffeeshop recht zügig, weil Yeosang ungewohnt schwungvoll vorauseilt und entgegenkommende Menschenmassen gekonnt umkurvt.
Ich kann kaum Schritt halten und höre nur gerade so, wie er sich beschwert, dass auf dieser schwimmenden Tür ja wohl Platz für Rose und Jack gewesen wäre und sie sich zumindest hätten abwechseln können.
An der Ecke bleibt er abrupt stehen.

„Okay. Wie sehe ich aus?“

Er hat Ringe unter den Augen und trägt ein Kool Koffee-T-Shirt, was ich ziemlich übertrieben finde, aber sonst sieht er gut aus.
Bis auf...
„Vielleicht lässt du den Dream and Bean-Becher noch verschwinden.“

Yeosang wirft mir den Thermobecher zu, als wäre er eine Granate.
Ich werfe ihn wieder zurück und so geht das hin und her, bis ich ihn schließlich in meinem Rucksack verstaue.

Kool Koffee riecht nach überheblichen Schriftstellern, die meinen Roman zerreißen würden.

Hinter dem Tresen steht Minjeong in ihrer ganzen Pracht.
Auf den dunklen Locken sitzt eine kakifarbene Mütze und mit blaugrünen Augen und blendend weißen Zähnen strahlt sie Yeosang über die Schulter eines Kunden an.
Boom!
Ich bin echt hundertprozentig schwul.
Aber wäre ich auch nur zu einem Prozent bi, dann würde ich Minjeong rettungslos verfallen, weil sie krass hübsch ist und eine Wahnsinnsaura hat.
Yeosang sieht Minjeong an, als würde sie leuchten.
Ob ich für Mingi auch jemals so geleuchtet habe?

What if it's us? //a Seongjoong Story//Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang