𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 𝓐𝓬𝓱𝓽𝓾𝓷𝓭𝔃𝔀𝓪𝓷𝔃𝓲𝓰

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Dienstag, 31. Juli

Hongjoong

Der Einzige, der an Harry Potters Geburtstag schlechte Laune haben sollte, ist Voldemort.
Aber hier sitze ich nun und starre angepisst die Wand an statt den Bildschirm, auf dem Der Stein der Weisen läuft.

Während ich den heutigen Test verkackt habe, war Minjeong bei Yeosang, 'um ihm bei den Vorbereitungen zu helfen'.
Heißt, ich hatte Hogwarts-Banner an den Wänden erwartet, vielleicht Schüsseln mit Stüßigkeiten in den Farben der Häuser, zumindest Girlanden.
Aber bis auf das frische Butterbier im Kühlschrank, Bertie Botts Bohnen in einer Müslischale und unsere Harry-Potter-T-Shirts sieht Yeosangs Wohnung aus wie immer.

Man braucht keine sechs Stunden, um Butterbier zu machen.

Wahrscheinlich hatten sie Sex, haben ein Nickerchen eingelegt und hatten noch mal Sex.

„Achtung, kontroverse Meinung.“ kündigt Yeosang an.
Er nimmt einen Schluck Butterbier und schmiert sich damit noch mehr Schaum auf die Oberlippe.
Ziemlich sicher absichtlich, damit Minjeong ihn ableckt, aber sie hat wohl genug Selbstachtung, um es nicht zu tun.
„Michael Gambon ist der bessere Dumbledore.“

„Oh, da irrst du dich aber.“ widerspricht Minjeong.
„Richard Harris war die perfekte Besetzung. Hundertprozentig Dumbledore. Auftreten, Aussehen, alles.“

Yeosang hebt skeptisch eine Augenbraue.
„Das Gericht entscheidet, Meinungen zur Harry Potter-Besetzung nur dann zuzulassen, wenn jemand länger als ein Jahr Fan ist.“

„Ich habe diese Welt vielleicht erst spät entdeckt, aber ich wette, ich überpottere dich allemal!“ erwidert Minjeong.
Sie zieht die Schüssel mit Bertie Botts Bohnen zu sich heran.
„Ich fordere euch zum Trimagischen Trivial-Turnier. Wer eine Frage richtig beantwortet, darf seine eigene Bohne aussuchen. Wer falsch antwortet... für den wird ausgesucht.“

Ich spiele natürlich mit, obwohl ich irgendwie nicht mit vollem Herzen dabei bin.
Wenn ich Chemieklausurfragen so rocken würde wie dieses Harry Potter-Quiz trotz Liebeskummer, dann wäre die Situation mit Seonghwa jetzt nicht so verdammt kompliziert.
Denn dann hätte ich gar nicht erst mit Mingi zur Scheißsommerschule gemusst.
Wo zur Hölle ist ein Zeitumkehrer, wenn man mal einen braucht?
Ich würde in die Vergangenheit reisen und nie mit Mingi zusammenkommen.
Mich vielleicht nicht mal mit ihm anfreunden, immerhin hat ja damit alles angefangen.
Allerdings wäre ich dann auch nie mit der Trennungskiste in ein Postamt gegangen und hätte Seonghwa nicht getroffen.
Wobei, wie toll das gelaufen ist, hat man ja gesehen...

Yeosang würgt an einer Bohne, die wohl nach Erbrochenem schmeckt.
Ich versuche, mich auf den Film zu konzentrieren.
Doch dann kommt Rons Ratte Krätze ins Bild und ich muss daran denken, wie Seonghwa für mich Ben gesungen hat.
Zu dem Zeitpunkt war es zwischen uns zwar auch nicht einfach, aber besser als jetzt.
Da reichte eine Entschuldigung noch aus.
Und inzwischen?
Hat Seonghwa mir die Instagram-Freundschaft gekündigt und Eunbi und Joohyun vermutlich drauf angesetzt, eine einstweilige Verfügung gegen mich zu erwirken.

„Ich bin so ein Idiot.“ sage ich und nehme einen Schluck Butterbier.
Eigentlich hatten wir geplant, es mit Rum aufzupeppen, in der Hoffnung, Yeosangs Eltern hätten nichts dagegen.
Aber nope, sie wollen auf keinen Fall, dass Minjeong betrunken nach Hause gehen muss.
„Ich hab alles kaputt gemacht. Die Beziehung zu Seonghwa. Seine New-York-Begeisterung. Er wird wahrscheinlich nie wieder hierhin zurückkommen wollen... dabei möchte ich, dass er zurückkommt.“

Minjeong legt eine Bohne zurück in die Schale und setzt sich vor mich hin.
„Und dafür hast du auch alles getan, was du konntest, Hongjoong. Vielleicht braucht er jetzt einfach ein bisschen Zeit.“

What if it's us? //a Seongjoong Story//Where stories live. Discover now