𝓚𝓪𝓹𝓲𝓽𝓮𝓵 𝓢𝓲𝓮𝓫𝓮𝓷𝓾𝓷𝓭𝔃𝔀𝓪𝓷𝔃𝓲𝓰

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Seonghwa

Natürlich regnet es.
War ja scheißklar.
Ich bin nass bis auf die Boxershorts, Wasser tropft mir von den Wimpern und alles tut weh.
Alles ist kaputt.

Hongjoong und Mingi.
Die ganze Zeit über.
Gut gemacht, Universum.
Hättest nicht besser beweisen können, dass du nie auf unserer Seite warst.
Hättest nicht besser beweisen können, dass du gar nicht existierst.
Es gibt keinen Plan, kein Schicksal.
Nur uns.
Nur mich, Seonghwa, der sich zu viel Mühe gibt.
Und nur Hongjoong, der sich nicht genug Mühe gibt.
Aber, hey, warum sollte er sich auch Mühe geben für einen fast Fremden.
Denn so sieht er mich offenbar.
Als irgendeinen dummen Touristen, mit dem er sich einen Sommer lang vergnügen kann.

Mein Handy in der Hosentasche vibriert und ich weiche kurz unter ein Vordach aus.
Nur um zu gucken.
Wenn er es ist, gehe ich nicht dran.

Ist aber nicht er.
Was für eine Überraschung.
Sondern Jisu mit einem spontanen FaceTime-Anruf.
Ich lehne den Anruf ab, fühle mich aber direkt schlecht deswegen und schreibe ihr.
𝚃𝚞𝚝 𝚖𝚒𝚛 𝚕𝚎𝚒𝚍, 𝚜𝚝𝚎𝚑𝚎 𝚒𝚖 𝚁𝚎𝚐𝚎𝚗.

Sie antwortet sofort.
𝙺𝚊𝚗𝚗𝚜𝚝 𝚍𝚞 𝚒𝚛𝚐𝚎𝚗𝚍𝚠𝚘 𝚑𝚒𝚗𝚐𝚎𝚑𝚎𝚗 𝚣𝚞𝚖 𝚝𝚎𝚕𝚎𝚏𝚘𝚗𝚒𝚎𝚛𝚎𝚗? 𝙴𝚜 𝚒𝚜𝚝 𝚣𝚒𝚎𝚖𝚕𝚒𝚌𝚑 𝚠𝚒𝚌𝚑𝚝𝚒𝚐.

Mir rutscht das Herz in die Hose.
Ziemlich wichtig.
Der Ausdruck gefällt mir überhaupt nicht.
Er klingt zu ernst, zu dringend.
Womöglich geht es um die komplizierte Sache.
Womöglich sind es komplizierte schlechte Neuigkeiten, so richtig schlechte, von denen sie mir seit Tagen erzählen will.
Womöglich bin ich ein richtig schlechter Freund.

𝙶𝚒𝚋 𝚖𝚒𝚛 𝚎𝚒𝚗𝚎 𝚂𝚎𝚔𝚞𝚗𝚍𝚎.

Ich überlege nicht groß, sondern spreche einen Typen im Tanktop an, der gerade die Wohnhaustür nebenan aufschließt.
„Hi! Sorry, haltst du kurz auf? Mein Schlüssel ist...“

Keine Ahnung, wie ich den Satz beenden soll, aber Tanktoptyp kauft es mir offenbar ab, denn er lässt den Fuß so lange in der Tür, dass ich hinter ihm hineinschlüpfen kann.

Ein eher spartanisches Foyer.
Keine Couch, nicht mal eine Bank.
Bloß eine Reihe Briefkästen, eine Plastikpalme und ein Holzstuhl, auf den ich mich fallen lasse.
Ich bin pitschnass.
Und mir ist mulmig zumute.
Meinen FaceTime-Anruf nimmt Jisu direkt an.

Sie sitzt neben San auf Sans Kellersofa.
Ich schlucke.
„Hi. Alles okay bei euch?“

„Ähm, ist bei dir alles okay, Seonghwa?“

„Wieso?“
Ich linse in die kleine Selfiebox in der Ecke und wow.
Ich seh aus wie Scheiße.
Wie heiße, dampfende Scheiße.
„Mir geht’s gut. Bin bloß nass geworden.“

„Ah, okay.“

Sie schweigt einen Augenblick und San guckt betreten zur Seite.

„Also?“ frage ich schließlich.
„Was ist los?“

„Okay, ich sag es jetzt einfach...“
Mit jeder Sekunde, die sie zögert, rast mein Herz schneller.
So wie sie jetzt dasitzt, habe ich sie noch nie erlebt.

„Ji?“ frage ich vorsichtig.

Schließlich holt sie tief Luft.
„Ich habe einen Freund.“ haspelt sie.

Mein Herz kommt schlitternd zum Stehen.
„Was?“

„Das will ich dir schon seit Ewigkeiten sagen.“
Sie lächelt nervös.

What if it's us? //a Seongjoong Story//Where stories live. Discover now