Kapitel 12-Etwas ist anders

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Verwirrt sah sie Niklas nach. Hatte sie etwas falsches gesagt, dass er nun so plötzlich verschwand? Vielleicht war er ja doch auch nur, wie alle anderen Männer. Der Gedanke machte Lea irgendwie traurig. Kurz hatte sie tatsächlich angenommen Niklas könnte anders sein. Kein Mann, der sie eigentlich nur im Bett haben wollte und sich daher freundlich gab. Irgendwie fand sie es schade. Einen besten Freund hatte sie schon lange nicht mehr.

Er konnte sie doch auch nicht einfach so alleine lassen? Ihr Schädel brummte ehrlich gesagt doch ziemlich, und ihr war immer noch schlecht. Hoffentlich hatte sie sich nicht doch etwas getan.

Die Tür zur Saune öffnete sich wieder und kurz hoffte sie, aus irgendeinem idiotischen Grund, Niklas würde wieder hineinkommen. Aber es war Anna, die fest in ihr bunt gemustertes Handtuch gewickelt und breit grinsend in die Sauna schwebte. "Ich beneide dich!" stellte sie fest, als sie sich neben Leah auf die Bank fallen ließ. "Ich habe Niklas erst einmal Oberkörperfrei gesehen und das auch nur kurz, bei irgendso einem Rudertest, bei dem sie Pulsmesser anbringen mussten."

Leah blinzelte mit den langen dunklen Wimpern, ehe sie verwirrt fragte:, "Und was macht mich so beneidenswert?" So ganz hatte sie Anna nicht verstanden.

Anna rollte mit den Augen und seufzte tief. "Süße, den Typen guckt man sich ohne Klamotten eindeutig gerne an und du hattest den Anblick gerade für mindestes fünfzehn Minuten nur für dich." gab sie Leah, die für sie absolut abstrus klingende Erklärung.

Leah setzte ein Lächeln auf und wurde tatsächlich etwas rot, was man auch auf die Hitze in der Sauna schieben konnte. Natürlich war ihr aufgefallen, wie gut gebaut ihr Trainer eigentlich war. Den Männern hatte sie abschworen, also hatte sie beschlossen zu ignorieren dass es schon etwas in ihr auslöste. "Auf sowas achte ich nicht" kam es ihr federleicht über die Lippen und sie klopfte sich selbst dafür auf die Schultern.

"Asexuell? Lesbisch?" Anna sah wieder zu ihr hoch und mustertet sie, als ob sie es schon von weitem erkennen würde, ob jemand zur LGTBQ Community gehören würde oder nicht. "Genug von Männern!" beantworte Leah ihr die Frage und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht, ehe sie entschied nun auch die Sauna zu verlassen.

Anna zuckte mit den Schultern und entgegnete, als Leah sich an ihr vorbei zum Ausgang schob "Fair enough! Auch wenn Niklas echt ein lieber Kerl ist"

Wie oft Leah das schon gehört hatte... Und doch, doch war sie immer von eben diesen lieben Kerlen böse verarscht worden. Niklas würde keine Ausnahme sein. Auch Paul nicht. Wobei ihr Paul immer noch ein ganz kleines bisschen Sympathischer war.

Kühl schlug ihr die Luft entgegen, als sie die Sauna verließ. Ihr Körper fühlte sich immer noch angenehm warm an, nur der abkühlende Schweiß auf ihrer Haut ließ sie kurz frösteln. Schnell tapste sie barfuß zu den Umkleiden, duschte und zog sich wieder etwas über.

Ihre Tasche mit den nassen Sachen über dem Arm und in ihre Jacke geschlungen kam sie gerade aus der Umkleide und wäre beinahe in Niklas hinein gerannt, der gerade von Oben kam. "Du gehst?" fragte er tonlos. Etwas war anders, seit sie eben noch gemeinsam in der Sauna gesessen hatten. Er stand recht gerade und wirkte angespannt.

Sie nickte "Ja, ich will Nachhause." Hatte sie ihm etwas getan?

Kurz zuckte sein Blick zu ihr. Die Luft war zum zerschneiden dick und etwas hing augenscheinlich unausgesprochen zwischen ihnen. Leah wusste nur nicht was und das verunsicherte sie. "Geht es dir, denn so weit gut?" klang er zumindest etwas weicher.

"Es geht. Ich habe nur etwas Kopfschmerzen" antwortete sie wahrheitsgemäß und biss sich unschlüssig auf die Unterlippe. Es gefiel ihr nicht, dass etwas anders war und sie nicht wusste was sich verändert hatte und warum.

Sofort hatte sie Niklas ungeteilte Aufmerksamkeit und meinte seine Hand in ihre Richtung zucken zu sehen, als würde er am liebsten die Hand an ihre Wange legen und sie wieder dazu zwingen ihn anzusehen damit er ausschließen konnte, dass sie eine Gehirnerschütterung hatte. Aber es war eben nur ein kurzes Zucken. Hätte sie das überhaupt gewollt?

Als er die Heftpflaster geklebt hatte, war er ganz dicht bei ihr gewesen und ihr Herz hatte bis zum Hals geschlagen. Sie hatte eigentlich angenommen das wäre gewesen, weil er sie berührte und damit wieder das auslöste was alle Männer in ihr auslösten. Aber sie hatte sich in guten Händen gefühlt, als könne er ihr nichts tun.

Sie musste schlucken und wich seinem Blick aus. Sie musste sich das eingebildet haben. Er hatte sich nicht wirklich um sie gesorgt, sondern hatte sie nur verarztet weil er sich für sie verantwortlich fühlte.

"Tust du mir einen Gefallen?" riss seine Stimme sie aus ihren Gedanken. Verwundert blickte sie ihn an. Direkt in die braunen Augen, die sie so treuherzig ansahen. Sofort wurde sie wieder unsicherer. Tat sie ihm nicht vielleicht doch unrecht?

Immer noch nicht den Blick lösend fragte sie leise "Was für einen?" Ihr Herz schlug ihr wieder bis zum Hals und ein leichtes Kribbeln machte sich in ihrem Magen breit. Das war das Seewasser! Eindeutig!

Niklas löste den Blick ebenfalls nicht, stand dort immer noch angespannt mitten auf dem Flur und schien beinahe die Luft anzuhalten. "Geh bitte nicht alleine. Ruf wenigstens jemanden an" er klang besorgt um sie und brachte ihr Herz damit zum schmelzen.

Beinahe verwundert blinzelte sie ihn an. Das hatte sie nun nicht erwartet. Sie dachte es käme etwas anderes, dass sie eine Tür schließen sollte oder etwas in der Frauenumkleide nachgucken. "Ich rufe meine beste Freundin an" hauchte sie überfordert. Die Situation war ihr zu viel. Zu viele Gefühle, die sie nicht zu ordnen konnte und zu viel was nicht gesagt wurde. Sie wollte weg. Niklas sah sie immer noch an, ließ den Blick über ihr Gesicht wandern, als suche er nach etwas ehe er stammelte:, "Du kannst auch... also nur wenn du...", dann schloss er die Augen und schüttelte über sich selbst den Kopf "Quatsch. Vergiss es. Das klingt nach einem Plan." Das Gefühl nach wegwollen verlor sich so plötzlich wie es gekommen war und ihr Herzklopfen ließ augenblicklich nach. Was hatte er eigentlich sagen wollen?

"Komm gut Nachhause!" wünschte er in einem eigenartigen Tonfall, drehte sich um und ging zum Kraftraum.

Sofort wurde Leahs Herz schwer und sie spürte den Drang ihm nachzugehen. Sie wusste selbst nicht woher dieser Wunsch kam. Sie drehte sich jedoch zur Tür. Das Herz ganz schwer und etwas schmerzend.

Etwas war da passiert, vielleicht war es auch nur der Schock, aber es war genug, dass sie sich schlecht fühlte und nicht mehr aufhören konnte an Niklas zu denken. Egal wie sehr sie es auch versuchte. Dieser treuherzige Blick ging ihr nicht aus dem Kopf. 

 

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