Kapitel 23- Weihnachtsfeier Teil 3

35 3 9
                                    

In seinem Blut rauschten die Endorphine und tanzten wild durcheinander. War er gerade noch lediglich etwas beschwipst vom Glühwein gewesen, war er nun betrunken vor Überwältigung.

Nie im Leben hatte er damit gerechnet, dass Leah ihn küssen würde. Seine Theorie sie wäre eine Droge von der er nie genug bekommen könnte, schien wahr zu sein.

Ihre Küsse waren süß, unschuldig, schmeckten nach Zimt und Weihnachten. Sie waren einfach berauschend. Ihre Hand die sich haltsuchend an seine Schulter krallte, gab ihm den Rest. Er wollte dass dieser Moment niemals zu Ende ging. Niemals! Diesen Moment wollte er so tief in sich aufnehmen wie es nur ging. In die Sammlung all der schönen Augenblicke einsortieren und sich jeden Abend vor dem Einschlafen vor Augen führen.

Er machte sich nichts vor. Nach ihrer von Überforderung gezeichneten Reaktion auf seine Berührung schien dieser Kuss beinahe wie eine Übersprungshandlung. Absolut irrational, aber viel zu gut um wahr zu sein. Beinahe glaubte er, er würde träumen. Dieser Kuss benebelte seine Sinne, ließ seinen ganzen Körper kribbeln. Er wollte sie. Sie, nur sie!

Jede Faser seines Herzens schien diesem Moment entgegen gefiebert zu haben. So erfüllt und ganz hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt, wenn überhaupt jemals in seinem ganzen Leben.

Kein Sieg den er jemals im Rudern errungen hatte, konnte dieses Glücksgefühl übertreffen, Leah endlich so dicht bei sich zu spüren. Ihre vorsichtigen Küsse, in denen immer noch so viel Unsicherheit mitschwang, berührten irgendetwas ganz tief in ihm. Dieses etwas wollte mehr, mehr von ihr, war beinahe schon hungrig, zugleich aber auch so tief von ihrem plötzlichen Mut bewegt, dass es einfach erstarrte und abwartete.

Leider musste jeder Moment einmal vorbei gehen. Gerne hätte er sie noch einen Moment in seinen Armen gehalten, dieses Besondere zwischen ihnen nicht unterbrechen lassen, aber da kam wieder Leben in Leah.

So plötzlich wie sie ihn geküsst hatte, distanzierte sie sich nun von ihm. Ihre Hände zitterten, sie sank in sich zusammen und ihre Augen wurden glasig.

Beinahe verwundert blickte er sie an, kam nur peu á peu wieder zu Atem. Er verstand nicht was los war. Er verstand sie nicht. Keine ihrer Reaktionen. Niklas wollte sie wieder berühren, sachte und darauf bedacht sie nicht zu verschrecken, aber da drehte sie sich schon um und stürzte aus der Tür in die Kälte.

Er spürte den kühlen Lufthauch auf seiner Haut und brauchte einen weiteren Moment um wieder klar denken zu können. Verdammt, er musste ihr nach! Sofort! Er musste wissen, warum sie immer vor ihm wegrannte. Einfach um zur Not auch damit abschließen zu können. Er wollte sie um jeden Preis verstehen.

"Verdammt!", fluchte er und stieß die Tür auf. Die Arme schlang er um seinen Körper und bleib im Schein der Außenlampe stehen. Suchend sah er sich um, brauchte einen Moment um sich an das fahle Licht zu gewöhnen.

Leah lehnte gegen den Schuppen in dem die Profis ihre Boote hatten, auch das Dopple von Paul und ihm lag dort und wartete auf die neue Sommersaison. Sie schien am ganzen Körper zu zittern und stand von ihm abgewandt.

Tief atmete Niklas die kühle Abendluft ein und setzte sich langsam in Bewegung. Der Kies knirschte unter seinen Schritten. Er konnte deutlich sehen, wie Leah sich zunehmend anspannte, bei jedem seiner Schritte mehr. In einiger Entfernung bleib er schließlich stehen.

"Leah?", sprach er sie vorsichtig an. Sie so zu sehen sorgte dafür, dass sein Herz sich beinahe schon schmerzhaft zusammenzog. Vielleicht sollte er sich doch besser von ihr fern halten. Wenn es sie so verletzte in seiner Nähe zu sein und von ihm berührt zu werden, dann könnte er es einfach nicht ertragen dass sie so litt.

Mit glasigen Augen, drehte sie sich quälend langsam zu ihm um. Sein Herz schlug sofort schneller, aber sie sah ihn nur kurz an, ehe sie sich wieder wegdrehte.

Verzweiflung schwappte in ihm hoch. "Habe ich etwas falsch gemacht?", fragte er mit zittriger Stimme. Er wusste nicht ob es die Kälte war oder seine Angst so nun endgültig zu verlieren. Es war zum Wahnsinnig werden! Was machte er falsch, dass sie immer wegrannte?

Leah drehte sich wieder zu ihm um. Der Kies knirschte. Ihre Unterlippe bebte und er hatte das tiefe Bedürfnis sie einfach fest in den Arm zu nehmen und sich zu endschuldigen, wofür auch immer. In ihren grauen Augen, an denen er sich einfach nicht satt sehen konnte, schimmerte so etwas wie Überraschung.

"Rede bitte mit mir?", flehte er sie hilflos an und fuhr sich nervös durch die Haare. Warum sagte sie nichts? Warum ließ sie ihn so in Unwissenheit?

"Du... du hast nichts falsch gemacht.", kam es ihr dünn und rau über die Lippen. Die Hände schob sie in die Ärmel ihres Pullies, als wollte sie ihm so signalisieren, dass er gehen sollte. Er würde nicht gehen. Er konnte sie so nicht alleine lassen.

"Dann sag mir was los ist", seine Stimme klang weich und er machte einen beherzten Schritt auf sie zu. Nun musste er nur noch den Arm ausstrecken und könnte sie in seine Arme ziehen. Er konnte sehen, wie sehr sie fror. Ein Teil von ihm wollte ihr gerade einfach nur Sicherheit geben.

Leah schluckte schwer und überbrückte die letzten Schritte zu ihm. Mit einem bedauerndem Blick, schüttelte sie den Kopf. "Ich kann nicht. Nicht hier. Nicht so", hauchte sie und ließ zu, dass er sie in seine Arme zog. Zitternd presste sie sich an ihn, legte ihren Kopf an seine Schulter und schloss die Augen.

"Wo?", flüsterte er aufgewühlt von der ungewohnten Situation. In seinem Kopf herrscht immer noch Chaos und die wildesten Theorien fingen an Gestalt anzunehmen. Er musste es wissen. Wissen wer oder was, diese schöne junge Frau so verletzt hatte.

Zögerlich hob Leah den Kopf von seiner Schulter. Ihre grauen Augen taxierten ihn, schienen, verzweifelt nach etwas zu suchen was dagegen sprach mit ihm von dieser Weihnachtsfeier klammheimlich zu verschwinden. "Bei mir!", entschied sie dann mit erstaunlich fester Stimme. Ihre Augen hefteten sich wieder an seine Lippen.

Dieses Mal war er es, der sie küsste, aber es war nicht weniger schön. Nur die Kälte, die bis in jede Pore zu kriechen schien ruinierte diesen innigen Moment und ließ sie schnell wieder auseinander fahren.

 Nur die Kälte, die bis in jede Pore zu kriechen schien ruinierte diesen innigen Moment und ließ sie schnell wieder auseinander fahren

Oups ! Cette image n'est pas conforme à nos directives de contenu. Afin de continuer la publication, veuillez la retirer ou télécharger une autre image.
NoviceOù les histoires vivent. Découvrez maintenant