Kapitel 14- Begegnung in der Uni

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"Nein Nele, es ist alles in Ordnung!" erklärte Leah nun zum hundertsten mal seit dem gestrigen Abend und hoffte ihre Vorlesung ginge bald weiter.

Nele verschränkte die Arme vor der Brust und plusterte vorwurfsvoll die Wangen auf. Die kleinen braunen Augen vorwurfsvoll verengt und auf ihre Platzwunde gerichtet. "Natürlich, Leah! Du bist ja auch nicht in einen eiskalten See gefallen und hast dich mal eben ausgeknockt. Ach, hab ich vergessen, dass du fast ertrunken wärst hätte dein Trainer dich nicht rausgezogen?" die Stimme von Leahs bester Freundin schraubte sich gefährlich in die Höhe und die Kommilitonen um sie herum fanden gefallen an der Diskussion.

"So schlimm war es jetzt auch wieder nicht!" verteidigte Leah sich. Gut, untertrieben. Es war doch nicht ganz harmlos gewesen, wenn Nele da so die Fakten aufzählte. "Außerdem wurde sich sofort um mich gekümmert!" schob sie daher schnell nach.

Das besänftigte Nele allerdings eher nicht, "Man hat dir die Wunde versorgt und dich in die Sauna gesteckt! Das würde ich nun nicht kümmern nennen!" schnaubte sie. "Ein Krankenwagen wäre besser gewesen!"

Zum Glück ergriff da gerade ihr Professor in Marketing wieder das Wort und beendete damit die Diskussion zwischen den Freundinnen.

Nach der Vorlesung standen Nele und Leah auf dem Flur der Fakultät. Unschlüssig ob sie nun zum lernen noch bleiben sollten oder sich wie immer in die Oase auf einen Kaffee verzeihen würden.

Leah drehte sich gerade zur Tür und wollte den Flur verlassen, da prallte sie mit voller Wucht gegen jemanden. Lose Blätter flogen durch die Luft und verteilten sich auf dem Flur.

"Schieße!" fluchte die Person, gegen die sie frontal gerannt war und Leah erkannte diese Stimme sofort wieder. Sie hätte sie nach gestern überall erkannt und plötzlich rauschte das Blut in ihren Ohren nur so. Ihr Herz schlug schneller und sie beugte sich mit hochrotem Kopf, um die Zettel aufzusammeln.

So schnell hatte sie nicht gedacht, dass sie Niklas wiedersehen würde. Und schon gar nicht, dass ihr Körper sofort reagieren würde. Das gestern war doch bloß der Schock!

Nele war abschreiben. Es war als wäre die Welt stehen geblieben und nur Niklas und sie würden noch existieren.

"Entschuldige" murmelte Leah peinlich berührt und gab Niklas die Papiere, die sie so schnell aufgesammelt hatte. Es war ihr wirklich peinlich. Sie hätte auch einfach nach vorne gucken können statt mit Nele zu diskutieren und dass sie in ihn hinein gerannt war, war einfach Karma gewesen.

Ihn mal nicht in Ruder-, oder Sportklamotten zusehen war komisch und hatte sie sich vor wenigen Wochen noch darüber lustig gemacht, dass sie sich Niklas nicht als Marketing Student vorstellen könnte, so wollte sie das nun zurücknehmen.

Eine Hornbrille, trug er zwar immer noch nicht, aber in Jeans und schlichtem schwarzen Rollkragen, passte er zumindest ansatzweise in das Klischee vom Marketingstudenten. Nur die Umhängetasche mit dem Logo einer Ruderfirma und die durch den Pulli wohl unabsichtlich betonten Muskeln, konnte man ihn noch auf den ersten Blick als Ruderer erkennen.

"Alles gut, ich hätte auch nicht hier herein stürzen sollen ohne Rücksicht auf Verluste" winkte er ab und schenkte ihr ein eher zurückhaltendes Lächeln. Sie konnte den Blick kaum von diesen braunen Augen nehmen. Schon wieder sah er sie so treuherzig an, dass sie das Gefühl hatte ihr Herz wolle ihr jeden Moment aus der Brust springen. 

Sie war beinahe enttäuscht, als er ihr die Zettel aus der Hand nahm und sich aufrichtete. Mit zerknirschtem Blick blätterte er durch die Seiten und sah auf seine Armbanduhr. Leah richtete sich nun ebenfalls wieder vom Boden auf und klopfte sich den Staub von den Knien.

Sie erwartete schon er würde an ihr vorbei stürzen um was auch immer er vor hatte zu tun, daher traf sie seine Frage unvorbereitet:, "Wie geht es dir?". Sein Blick glitt ebenfalls zu der Platzwunde, die wirklich in den schönsten Farben schillerte und auch nicht zu Überschminken gewesen war. Zumindest nicht mit Leah eher schlechtem können.

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