Kapitel 22- Weihnachtsfeier- Part 2

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Der Glühwein entfaltete langsam seine Wirkung. Leah wurde langsam dieses typische Warm von innen, wie immer wenn sie angetrunken war. Noch war es nicht so schlimm wie bei ihrer Einführungswoche und der Bartour am vierten Tag. Da hatte sie an einem Punkt nur noch die Hälfte um sich herum mitbekommen.

Trotzdem erschreckte sie sich etwas als Niklas sich mit einem anbetungswürdigen Lächeln auf den Stuhl vor ihr sinken ließ und seine braunen Augen wieder so verdammt treuherzig dreinblickten.

Sie musste zugeben sie hatte ihn wirklich vermisst, als sie ihn so lange nicht mehr gesehen hatte. Es hatte etwas gefehlt. Auch wenn es sie gleichzeitig etwas erleichtert gewesen war hatte nicht ständig an diesen beinahe Kuss erinnert zu werden, den sie so doof ruinierte hatte. "Wie geht's dir?", fragte er sanft und ihr lief automatisch eine wohlige Gänsehaut über den Rücken. Wie sehr hatte sie sich danach gesehnt seine Stimme zuhören! "Gut", schaltet ihr Gehirn direkt wieder auf Sparflamme und sie konnte sich nur vorstellen, wie sie ihn gerade mit dümmlichen Gesichtsausdruck anstarren musste. Im nächsten Leben würde sie wohl Gartenzwerg werden. "Und... und dir?", stammelte sie, sich wohl wieder an Gesellschaftsformen erinnernd.

Ein schmunzeln umspielte Niklas Lippen. Es war nicht belustigt, sondern sah eher aus wie eines dieses Lächeln das so viele Männer ihr schon geschenkt hatten, wenn sie sie niedlich fanden. "Alles in Ordnung, die Uni war vielleicht etwas stressig"

Leah Herz schlug automatisch bis zum Hals und ihre Hände fingen wieder an zu zittern. Dieses Lächeln hieß nie etwas gutes und sie fühlte sich als würde der Raum sich anfangen zu drehen. Sie konnte hier nicht bleiben. Ihr schnürte es die Kehle zu und sie hatte Angst bald keine Luft mehr zu bekommen. Das war nun wirklich zu viel gewesen, noch dazu war sie angetrunken und damit wohl ein leichtes Opfer.

Noch ehe Niklas zu einer weiteren Frage hätte ansetzten können, sprang sie auf und rannte mit schnellen Schritten über das Parkett. Stolperte auf dem schmalen Flur beinahe in Anna, die ihr verdutzt nachblickte und raste die Treppe runter.

Vor der Tür kam sie wieder zu Atem und klaren Gedanken. Wie sehr sie diese Männer doch inzwischen hasste. Sie hatten ihr, ihr leben ruiniert! Ihr verdammter Egoismus und der drang etwas hübsches unschuldiges einmal besitzen zu müssen, aber vor allem der Weg über den sie alle versucht hatten sie zu brechen hatte ihr Naben zugefügt, die immer wieder aufgerissen wurden.

Sie hörte weitere, ruhigere Schritte auf der Treppe. Mit großen Augen drehten sie sich um und blickte direkt wieder in diese treuherzigen braunen Augen. Ihr Herz verselbstständigte sich sofort wieder und das Blut rauschte wieder wie wild durch ihren immer noch zutiefst verwirrten Körper.

Wie vom Donner gerührt stand sie vor ihm und sah ihn einfach nur an. Nie hätte sie damit gerechnet, dass er ihr folgen würde. Nun war sie einfach überfordert und konnte auch an nichts anderes als an seine Lippen denken, auch wenn sie wusste dass es falsch war. Sie würde sich nur wieder verbrennen und nur langsam von ihren Wunden erholen. Das war es nicht Wert. Niklas blinzelte sie ruhig und besorgt an, während er den Kopf schief legte und die Hand vertrauensvoll nach ihr ausstreckte. "Habe ich dir etwas getan, dass du immer vor mir davon läufst? Bin ich etwa so schrecklich?"

Er war nicht schrecklich! Das absolute Gegenteil. Er war wundervoll. Diese Augen! Dieses Lächeln! Diese Lippen! Und diese Geste! Ihr wurde augenblicklich etwas schwindelig und hatte sie glaubt ihr Herz könnte nicht schneller schlagen, hatte sie sich geschnitten. Wild wummerte es gegen ihre Brust und wollte sich gar nicht mehr beruhigen, während sie verzweifelt nach einer Erklärung suchte ohne ihn zu verschrecken.

Wie erklärte man das was ihr passiert war ohne dass es schrecklich klang? "Ich... ich", kam es ihr nur hilflos über die Lippen. Hilflos. Ja, so fühlte sie sich. Sie suchte automatisch nach einem neuen Fluchtweg.

Da spürte sie Niklas, vom rudern raue, Hand an ihrer Wange und seinen Daumen liebevoll über ihre Wange streichend. Ihr Unterlippe zitterte augenblicklich unkontrolliert. Es war als wären sich Körper und Geist uneinig und überfordert von dem was er da mit ihr Tat. Diese so kleine und intime Geste löste viel zu viel in ihr aus. In ihrem Kopf hatte sich ein Knäul gebildet, das sie nicht denken ließ und ihre Gedanken zäh und inhaltlos werden ließen.

Sie schloss die Augen und atmete tief durch. So konnte das nicht weiter gehen! Sie gab diesen Männer immer noch viel zu viel Macht über sich. Nun war Schluss! Zumindest sprach so der Alkohol aus ihr.

Dieses neugefundene Selbstbewusstsein beflügelte sie nun endlich das zu tun was sie schon seit Oktober hatte tun wollen! Wenn sie es nicht jetzt tat, würde sie es nie tun!

Etwas unsicher, trat sie einen Schritt auf ihn zu, suchte seinen Blick. Hielt diese wunderschönen braunen Augen, die aussahen als könnten sie ihr niemals schmerz zufügen fest gebannt und streckte sich.

Seine Lippen waren weicher als sie es sich vorgestellt hatte. Samtweich und schmeckten nach Glühwein und anderem härteren Alkohol. Trotzdem waren sie so verboten gut.

Hatte sie ihn wohl erst mit ihrem so plötzlichen Schritt überrumpelt, hatte Niklas sich recht schnell gefangen. Seine Küsse hatten etwas wildes, etwas befreiendes, etwas beflügelndes. Etwas was ihre Knie so weichwerden ließen, dass sie sich an seiner Schulter festkrallte und das Gefühl hatte nie loslaßen zu können.

Eine ihr unbekannte Wärme breitete sich in ihr aus und ihr ganzer Körper schien zu prickeln. Es war als könnte sie nie genug von diesen Lippen bekommen. So falsch das auch seien mochte so sehr liebte sie das hier auch und ihr armes Herz würde ihr das wohl verziehen können. Irgendwann. Sie brach ihren Schwur, betrunken, mit rasendem Herzen und mit einer Millionen Schmetterlinge im Bauch, die einfach nicht ruhiger fliegen wollten. Das würde sie bereuen. Spätestens morgen früh wäre dieser Zauber vorbei, er weg und sie wieder alleine mit ihren Gefühlen. Diesen verdammten Gefühlen. Manchmal wünschte sie sich man könnte das Herz einfach in Ketten legen und nicht an hübsche Typen, mit treuen braunen Augen verlieren, die ihr Hoffnung gaben, dass die Liebe vielleicht doch keine Lüge seien könnte. 

 

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