Kapitel 19- Stützpunkttraining

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Es war November, das Wetter trüb und sie nun endlich vollkommen in der Wintersaison angekommen. Damit stand für Paul und Niklas auch schon das Training mit dem Perspektivkader in Düsseldorf an. Von der Zugfahrt noch genervt und die Taschen nur eben in ihre Zimmer geworfen, rauschten beide Jungs schon schweigend zum Ergometerraum. Bene wartete dort wohl schon mit ihren Traningslocks und einem neuen Trainingsplan für die Woche auf dem Stützpunkt. Als Niklas den Raum betrat, blickten ihm allerdings eher Dana und Franka entgegen. Paul hinter ihm stöhnte entnervt auf, als er Dana erblickte und schien schon zu überlegen, ob er wieder nachhause fuhr.

"Na Jungs, wart ihr ausnahmsweise mal schneller als Bene!", lachte Dana und musterte Paul abschätzig. Sie lehnte locker an einem der Pfeiler und wirkte schon wieder äußerst angriffslustig.

"Bene steht im Stau", teilte ihnen Franka gelangweilt mit, die lässig auf einem der Rollsitze eines Ergometers platz genommen hatte und teilnahmslos durch ihr Handy scrollte. Automatisch atmete Niklas auf, dabei hatte er eigentlich nichts zu befürchten. Er hatte sich an den Trainingsplan gehalten und brav seine Trainings dokumentiert. Davon konnte man bei Paul leider weniger sprechen.

"Wie läuft bei euch das Training?", versuchte sich Niklas an etwas Smalltalk, auch wenn er immer das Gefühl hatte vor Dana und Franka lieber reiß ausnehmen zu wollen. Unruhig glitt sein Blick zwischen den beiden Frauen hin und her. Mit ihnen war er immer nur ungern in einem Raum, warum wusste er selbst nicht.

Dana zuckte mit den Schultern und zog ihren ordentlich geflochtenen blonden Zopf nach. "Gut, würde ich behaupten. Wir haben zumindest ordentlich geliefert. Hör man von euch ja kaum noch", stichelte sie auch prompt mit Blick auf Paul, der sehr dicht neben der Tür stand, um einer eventuellen Attacke seiner Ex-Geliebten zu entgehen.

"Hab gehört, du hast neulich eine eurer Studis aus dem Wasser gezogen. Was bringt ihr den Newbies denn bitte bei, dass sie so schlecht Rennboot rudern?!", zügelte da auch schon Franka und hob ihren Blick von ihrem Smartphone. Ihre braunen Augen fixierten ihn und verunsicherten ihn gleichzeitig auch.

"Sie ist allgemein etwas unsicher und es war ganz und gar nicht meine Idee, gerade sie in ein Rennboot zu verfrachten.", verteidigte sich Niklas ohne umschweife und betete er habe den beiden Frauen keine Steilvorlage gegeben.

Aber, anstatt dass Franka und Dana wieder weiter stichelten, war es nun Paul, der ihm in den Rücken fiel. "Pf, du willst was von der und beschützt die beinahe schon fanatisch. Leah hier, Leah da... Und du merkst es nicht mal!"

"Uh!", machte Dana und grinste breit. Für sie natürlich ein gefundenes Fressen. Niklas spürte wie ihm die Röte in die Wangen stieg und hätte Paul am liebsten für diesen Kommentar eine reingehauen. Das war privat und hatte hier nichts verloren, schon gar nicht gegenüber Dana und Franka, die alles, was sie mitbekamen, mit Freuden zu Waffen umwandelten.

"Hast du einen Namen?", wandte sich Dana zu allem Überfluss an Paul. Der auch sofort die Hand nach Danas Handy ausstreckte, um Leah's Facebook-Profil zu öffnen. Sofort beugten sich beide Mädchen gespannt darüber und scrollen grinsend durch die wenigen Bilder. Am liebsten hätte Niklas ihnen das Handy aus der Hand genommen.

"Die ist süß!", urteilte Franka schließlich und blickte wieder hoch. "Meine ich ernst. Sie sieht wirklich süß aus, wie ein etwas kleines Unschuldiges was beschützt werden muss." Dana nickte bestätigend. "Sehe ich genauso. Und wie zweiundzwanzig sieht die echt nicht aus. Schickt die mal bei uns an den Club, die würden sie bestimmt zu den Junioren packen. Besonders weil sie aussieht wie so ein richtiges Mauerblümchen", letzteres klang schon wieder gehässig.

Niklas rollte automatisch mit den Augen:, "Ich weiß nicht, was euch das angeht!". Wusste er wirklich nicht und das Thema war für ihn eigentlich eher ein rotes Tuch.

Zum Glück kam da Bene in den Raum:, "Diese scheiß Deppen, die ihren Führerschein im Lotto gewonnen haben!" Sofort herrschte ruhe und keiner bewegte sich mehr, außer Paul, der unweigerlich näher zur Tür rutschte.

Mit einem Knallen ließ ihr Trainer ihre ausgedruckten Protokolle auf den Tisch am Eingang fallen. Bene war sauer und schon wieder am Rande eines Wutausbruchs, seine Ader am Hals pochte gefährlich und Niklas zog automatisch den Kopf ein, als ihr Trainer losdonnerte:, "Sagt mal bin ich von Idioten umgeben!"

Dana und Franka waren auch mit einem Mal nicht mehr so lässig und entspannt, sondern spannten sich an. Von ihrer Selbstsicherheit war nichts mehr zu sehen. "Laufen gehen! Jetzt! Bevor ich mich noch vergessen", schnaufte Bene zu ihrer aller Erleichterung und hielt ihnen die Tür auf, damit sie eine kleine Runde über den Stützpunkt drehen konnten.

"Das ist alles deine Schuld!", knurrte Dana als sie an Paul vorbeilief. Der zuckte bloß mit den Schultern und guckte blasiert. Niklas hingegen teilte Danas Wut.

Es war Pauls Schuld, dass Bene so wütend war, da bestanden keine Zweifel, auch nicht daran, dass Bene sie anderen mit dafür verantwortlich machte, dass Paul so schlecht im Training stand. Laut Bene waren sie alle für einander verantwortlich. Dass Dana Paul regelmäßig beinahe verdrosch, weil er den Bogen überspannte, sah Bene daher auch eher positiv. Etwas, das Niklas wirklich schwerfiel. Auch heute würde er wohl darauf aufpassen müssen, dass, A-, Paul und Dana nicht zusammen im Bett landeten und B-, Dana Paul nicht vermöbelte. Wenn Dana zuschlug, dann so, dass genäht werden musste. Das hatte Paul schon erleben müssen.

"Ihr habt doch alle kein Leben!", motzte Paul und holte in lockeren Laufschritten zu ihnen auf. Was auch immer Paul unter Leben verstand...

"Wir haben sehr wohl ein Leben.", baute sich Franka ausnahmsweise mal vor Paul auf. "Ich lasse mich hier nicht von dir, Arschloch, beleidigen!"

Dana stellte sich direkt neben ihre Doppelpartnerin:, "Ich auch nicht. Wir haben unser Leben im Griff im Gegensatz zu dir. Franka hat endlich mal eine wirklich tolle Beziehung."

Paul unterbrach sie:, "Wie heißt sie, denn?". Im selben Moment sah er Sterne. Dana hatte ihm mit voller Wucht ihre Faust ins Gesicht gehauen.

"Man macht keine Witze über LGTBQ, voll respektlos! Und er heißt Karsten und ist Bodybuilder", fauchte die Blondine noch, dann joggten sie und ihre Doppelpartnerin erhoben Hauptes davon.

Kurz haderte Niklas mit sich, ob er Paul aufhelfen sollte, lief den beiden Frauen aber schließlich kopfschüttelnd hinterher. Franka registrierte ihn wohl und verlangsamte ihre Schritte etwas, "Immer noch stress bei euch?"

Niklas nickte nur und verfluchte Paul und seine große Schnauze.

Dana seufzte:, "Du bist der hübschere und vernünftigere von euch beiden. Mach zur Not dein eigenes Ding! Wir kommen übrigens im Januar bei euch vorbei, dann kann ich mir ja auch deine kleine Novizin mal angucken."

Kurz dachte er, Dana wäre mal nett zu ihm gewesen, aber dann war der zweite Teil gekommen und hatte jegliche Hoffnungen zerstört. Er hatte Angst davor, was passieren könnte, wenn Dana und Franka auf Leah trafen. Leah, die so unsicher war und deren Vertrauen er verloren hatte ... Sie würden kein gutes Haar an ihr lassen und er wüsste nicht, wie er das bloß verhindern sollte.

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