Kapitel 27- Ruhe im Sturm

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Er konnte ihren Blick auf sich spüren. Wie eine zarte Berührung glitt er an ihm herunter, blieb an seinen Lippen hängen und dann schmiegte sie sich nur noch fester an ihn. Noch nie hatte er so eine innere Ruhe gefühlt. Es war als wäre die Zeit stehen geblieben, als gäbe es nur noch sie und ihn hier in dieser Wohnung und alles andere wäre nicht von Belangen.

Diese innere Ruhe war wohl einfach eine Reaktion seines Körpers auf Leahs große Unruhe und beinahe schon Angst. Es war beinahe als hätte etwas in ihm genau das geahnt und deshalb dafür gesorgt, dass er erst noch etwas liegen geblieben war und schließlich als er dann doch hatte aufstehen müssen nicht hatte sofort gehen können. Es hatte auf ihn so abwegig gewirkt.

Er hatte stattdessen mit Anna telefoniert, die sich zwar gewundert hatte, dass er nicht in normaler Läutstärke mit ihr hatte reden können, aber sie hatte schnell Verstanden und ehe er sich hätte versehen können, hatte sie ihm schon das Rezept des Chais aus Leahs Lieblingscafé geschickt. Laut Anna damit er weitere Pluspunkte sammeln könnte.

Der Chai, der noch warm war und fiel ihm in dem Moment auch wieder siedend heiß ein. Nicht dass er sich all die Mühe umsonst gemacht hatte.

Vorsichtig schob er sie von sich. Sofort vermisste er die Wärme ihrer Umarmung. So eine schale Leere, die seinen Körper und Verstand wieder nach ihr Rufen ließen, hatte er noch nie in seinem Leben erlebt. Am liebsten hätte er sie wieder in die Arme gezogen und beschlossen, den heutigen Tag nur hier in diesem Bett mit ihr an seiner Seite zu verbringen, aber er hatte auch noch ein Training hinter sich zu bringen.

Ihre grauen Augen musterten ihn fragend. Sie sah aus als würde sie nun erwarten, dass er mit irgendeiner kruden Geschichte um die Ecke kam warum er nicht bleiben könne und warum er sie nie wieder sehen wollte.

Sofort zuckten seine Mundwinkel nach oben und ein weiches Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. Niemals könnte er diese Frau auch nur ohne ein Wort irgendwo zurück lassen. Geschweige denn sie einfach anlügen. Da war einfach diese ganz besondere Verbindung zwischen ihnen.

Diese Verbindung, die ihn fühlen ließ als würde er endlich mal wieder richtig Leben, bewusst jeden Atemzug nehmen und jeden Augenblick mit ihr so tief in sich aufnehmen, dass er ihn wäre er künstlerisch begabter wohl ohne Probleme noch Jahre später auf Leinwand hätte malen können.

Er ließ seinen Daumen ihren Wangenknochen nachfahren und auf ihrer Unterlippe zum liegen kommen. Noch immer war das Gefühl ihrer Haut unter seinen Finger unbeschreiblich und löste dieses Kribbeln ganz tief  in ihm aus.

Ihre Lippen öffnete sie leicht und blickte ihn einfach nur unsicher an. Sie wusste eindeutig nicht was sie erwarten sollte und ob sie überhaupt etwas erwarten sollte. Ihm wurde beinahe etwas schwer ums Herz. Sie sollte so nicht denken. Sie sollte viel von ihm erwarten. Sie sollte nicht da sitzen und ihn ansehen, als würde sie erwarten jeden Moment das Herz von ihm gebrochen zu bekommen. Das hielt doch niemand aus!

"Ich bin gleicht wieder da!", raunte er ihr zu. Ein Versprechen und er würde es halten. Da müsste sie keine Sorge haben. Er stand immer zu seinem Wort. Das konnte man von diesen Hunden, die vor ihm in ihr Leben getreten waren, nicht behaupten.

Stumm nickte sie und brach ihren Blickkontakt. Trotzdem war da immer noch dieses ganz zarte emotional Band zwischen ihnen, das einfach nicht abriss und ihm Aufschwung gab. Er fühlte sich als könnte er Bäume ausreißen und egal wie wenig er geschlafen hatte, Paul würde heute keine Abreibung von ihm bekommen, wenn er wieder mal nicht zum Training erschein.

Aus der Augenwinkel sah er wie sie sich, kaum dass er sich umgedreht hatte, mit den Händen über das Gesicht fuhr. Sie wirkte so aufgelöst, verwirrt und verloren in diesem Moment, dass ihm eine Idee kam. Er würde sie so jeden falls nicht auch nur eine Minute alleine lassen. Er beeilte sich die große weiße Tasse aus der Küche zu holen. Niklas wollte sie nicht zulange alleine lassen und schon gar nicht warten lassen. Das hätte er angesichts der Situation einfach nur falsch gefunden. Außerdem war er zu gespannt was sie zu seinem Vorschlag sagen würde. Er hoffte inständig sie wäre dabei.

"Vorsicht heiß!", drückte er ihr die Tasse in die Hand und konnte deutlich sehen wie sie schmunzelte und die Tasse schließlich mit beiden Händen umschloss. Ihre langen blonden Haare fielen ihr ins Gesicht und gaben ihr etwas beinahe mystisches.

"Anna?", fragte sie nachdem sie einen Schluck genommen hatte. Sie suchte wieder seinen Blick, aber dieses Mal lächelte sie und sah aus als würde sie sich in seiner Gegenwart endlich wieder richtig entspannen.

Er nickte und konnte fühlen, wie ihm das Blut in die Wangen schoss. "Sie wollte wissen warum ich so plötzlich weg war. Ich habe ihr keine klare Antwort gegeben, aber sie konnte trotzdem irgendwie eins und eins zusammen zählen", erkläre er und fügte schnell an, "Ich wusste nicht wie du darüber denken würdest, hätte ich ihr von uns erzählt"

"Da hätte ich dir auch keine Antwort geben können. Verzeih mir das bitte, aber mich verwirrt das alles viel zu sehr. Ich bin immer noch ziemlich aufgewühlt!", dass sie so offen mit ihm sprach machte ihn irgendwie glücklich und Niklas fühlte sich augenblicklich  unheimlich geehrt ihr Vertrauen zu haben.

Er ließ sich wieder auf die Bettkante sinken und griff wie automatisch nach ihrer Hand, als müsse er sie unbedingt berühren. "Ich kann dich verstehen. Nach dem was du mir gestern erzählt hast, würde ich sagen ist das total normal und jeder der dir das Ansprechen möchte einen Esel nennen." Er holte tief Luft. "Ich muss gleich noch zum Training". Ihre Gesichtszüge veränderten sich sofort etwas, aber sie sagte nichts. Sein Blick glitt zu dem neuen Unisuit, den er gestern Abend schon über ihrem Schreibtischstuhl hatte hängen sehen. "Aber vielleicht willst du ja mit kommen. In der Regel hilft Training den Kopf klar zu bekommen". Niklas versuchte sich an einem lächeln, aber konnte seine Anspannung nicht verbergen. Er wusste doch selbst nicht warum ihm das so wichtig war, dass sie mit ihn begleitete.

Leah blickte ihn nachdenklich an. Sein Herz schlug sofort kräftiger und schneller gegen seine Brust. Beinahe wäre er aufgestanden und hätte etwas gesagt wie, 'Ach was nur eine blöde Idee von mir'. Aber sie legte den Kopf leicht schief, blinzelte ihn ruhig an, wobei ihre langen Wimpern einen Marilyn Monroe anmutenden Schatten auf ihr Gesicht warfen, dann nickte sie zögerlich. "Das klingt tatsächlich nicht falsch!", dann lachte sie auf, "Vielleicht kann ich dann meine Hausarbeit auch besser schreiben. Irgendwie habe ich eine Blockade was das Ding angeht". Niklas kam nicht umhin zu grinsen. Das waren doch super Nachrichten!

 Das waren doch super Nachrichten!

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