Kapitel 26- Der Morgen danach

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Sonnenlicht fiel in Leahs Schlafzimmer reflektierte von den weiß gestrichen Wänden und schien ihr verhalten ins Gesicht. Eher widerwillig schlug sie die Augen auf und rekelte sich müde unter ihrer Bettdecke. Sie hätte schwören können in Niklas Armen eingeschlafen zu sein, aber der Platz neben ihr war leer.

Beinahe schon panisch, tastete sie auf der anderen Seite ihres Bettes nach zumindest etwas dass ihr sagte, dass Niklas noch nicht lange weg war, aber das Laken war kalt unter ihren Fingern. Ihr Blick fiel hoffnungsvoll auf den Nachttisch. Vielleicht hatte er ja eine Notiz für sie hinterlassen. Aber nichts außer dem Buch, das sie schon seit Wochen hatte lesen wollen und ihrer etwas rustikal angehauchten Lampe war auf dem kleinen weißen Tischchen zu finder. Kein kleiner Zettel, oder sonst etwas das ihr hätte sagen können ob sie sich das nur eingebildet hatte, oder ob er sie auch nur als selbstverständlich ansah.

Ernüchterung traf sie. Er hatte nicht bekommen was er sich eigentlich erhofft hatte und war wahrscheinlich verschwunden, kaum dass sie eingeschlafen war. So viel zum Thema sie hätten Zeit und zu dem Gespräch gestern Nacht. Wie konnte sie nur schon wieder so naiv sein?! Verdammt nochmal! Hatte sie denn nichts gelernt! Sie sollte es doch inzwischen besser wissen! Männer waren selten ehrlich, benutzten und ließen liegen. Da hatte sie nun eindeutig wieder einen weiteren Beweis gesammelt.

Das Selbstmitleid und die unbändige Wut auf sich selbst, trieben ihr die Tränen in die Augen. Sie war geneigt sich wieder in ihrer Bettdecke einzurollen und sich einfach die Augen auszuheulen, bis sie brannten und keine Träne mehr ihren Weg nach draußen fand. Warum musste gerade ihr immer so etwas passieren?

Es hatte sich mal wieder zu gut angefühlt und zu schön geklungen um wahr zu sein. Ein Mann, der sich mal wirklich um sie bemühte, ihr Zeit gab und von sich aus von möglichem Sex absah, nur weil sie in ihren so gut antrainierten Modus verfallen war in dem sie einfach funktioniert hatte um zugefallen. Das war wirklich zu schön gewesen um wahr zu sein und sie war mal wieder richtig auf eine dieser elenden Maschen hereingefallen.

Plötzlich öffnete sich die Schlafzimmer. Nur vorsichtig, aber trotzdem fuhr sie zusammen und traute sich nicht auch nur einen Finger zu rühren. Ihr Herz wummerte in dumpfer Anspannung gegen ihre Brust und sie ließ die Tür nicht aus den Augen, die sich langsam immer weiter öffnete.

Langsam lugte Niklas in den Raum und sein Blick wurde sofort weicher, als er ihr in die Augen blickte. "Entschuldige, ich wollte dich nicht erschrecken. Ich konnte nur echt nicht mehr schlafen und wollte dich nicht wecken"

Leah brauchte einen Moment um das gesagte zu verdauen. Es war keine Einbildung gewesen und einfach abgehauen war er auch nicht. Er stand wirklich hier in ihrer Schlafzimmertür mit einem verlegenen Lächeln auf den Lippen und unschlüssigem Blick.

Fuck! Sie hatte ihm so unrecht getan! Ein beißendes Schuldgefühl setzte sich in ihr fest. Wie hatte sie bloß so schlecht von ihm denken können?! Wie hatte sie ihm so unrecht tun können? Ihr Kopf war ein einziges dunkles Loch, was alles ins negative ziehen wollte, dabei war er hier. Bei ihr, schien auf eine Reaktion ihrerseits zu warten und sie konnte ihn nur stumm anstarren, als sei er ein Geist oder ein Einbrecher. Noch ehe sie den Mund aufmachen konnte um etwas zu sagen, kullerte ihr eine Träne über die Wange. Das war schon wieder viel zu viel für ihr armes Herz. Und das schon so früh am morgen!

Mit wenigen Schritten war er bei ihr und ließ sich mit besorgtem Blick auf die Bettkante sinken. Wie schon gestern Abend fuhr er ihr über das Gesicht, wischte ihr wortlos die Träne weg und zog sie dann einfach in seine Arme. Er strahlte eine solche Ruhe und Sicherheit aus, dass sie es zuließ dass ihre Gefühle sie überwältigten.

Wie eine einzige große Welle prasselte all die Verwirrung, Schuld und Angst, aber vor allem Erleichterung auf sie ein. Sie musste aussehen wie ein absolutes Wrack und als ob ihr "Ex" recht gehabt hätte damit, dass sie ein absoluter Psycho war. Sie ärgerte sich augenblicklich über sich selbst. Was sollte Niklas jetzt bloß von ihr denken?!

Sie machte sich los und flüsterte leise:, "Tut mir leid!". Ihr war das echt unangenehm. So hatte er es sich bestimmt nicht vorgestellt den Morgen mit ihr zu verbringen, oder wenn sie sich den Sonnenstand so ansah, den Vormittag. Sie hatten bestimmt schon mindestens 10 Uhr.

"Du musst dich nicht entschuldigen.", ein sanftes Lächeln lag auf seinen Lippen und seine braunen Augen blinzelten sie liebevoll an. Jetzt fühlte sie sich noch schlechter, dass sie ihn so zu unrecht verurteilt hatte.

Leah schüttelte bestimmt den Kopf. "Doch muss ich! Du hast bestimmt nicht erwartet mich schon wieder trösten zu müssen, weil mein Kopf in allem nur das schlechte sehen will"

Beruhigend strich seine Hand über ihren Rücken und er zog sie wieder an sich. Ihre Wange lag an seiner Brust und sie konnte deutlich seinen ruhigen Herzschlag hören. Sofort setzte eine beruhigende Wirkung ein. Tief atmete sie ein und schloss die Augen. Er roch immer noch so gut wie gestern Abend. Sie fühlte sich augenblicklich etwas eingelullt und entspannte sich langsam wieder. Das hier war eindeutig besser als jede noch so warme und schwere Kuscheldecke, die Nele schon so oft über ihr hatte ausbreiten müssen, als sie kaum in der Lage gewesen war für sich selbst zu sorgen, weil schon wieder ein Mann das Falsche gesagt oder getan hatte. Unsicher blinzelte sie ihn von unten an. Meinte er all das wirklich ernst. Hatte er gestern wirklich nicht nur geblufft um sie irgendwann in der Zukunft, wann auch immer es ihm beliebte, in sein Bett zu bekommen oder in ihrem zu landen?

Er wirkte so verdammt entspannt. Seine Züge waren weich, keinerlei härte war in ihnen zu erkennen und sie hatten so etwas rohes und ehrliches, dass es sie zutiefst berührte. Die Augen hatte er einfach geschlossen und immer noch lag ein sanftes Lächeln auf seinen Lippen. Seinen verdammt verführerischen Lippen. Wie konnte sie nur je denken, dass er langweilig war? Er war verdammt hübsch. Wie war ihr das nie vorher aufgefallen? Hatte sie das vielleicht einfach übersehen wollen? Er zog sie so verdammt an. Sein Geruch, sein Aussehen und vor allem wie er mit ihr umging.

Nichts was er tat hatte etwas verurteilendes. Wie hatte sie sich nur die ganze Zeit so gegen ihn wehren können? Sie war so verdammt blöd und in ihrem eigenen Film gefangen gewesen. 

 

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