Kapitel 28- Flamingos und Pulsmesser

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Nervös zupfte Leah am Bein ihres neuen Unisuits herum. Das Ding saß doch überraschend eng und sie fühlte sich äußerst Unwohl. Gefühlt war sie viel zu unförmig für das Ding, auch wenn die einfach schwarze Hose das ganz gut kaschierte, die Flamingos, die auf dem Oberteil zu sehen waren, trugen trotz ihrer kleinen Größe schon etwas auf. Vielleicht bildete sie sich das auch einfach nur ein. Unbequem war er jedenfalls nicht.

Mit einem leisen seuftzen schob sie sich aus der Damenumkleide und suchte mit den Augen nach Niklas. Irgendwie hatte sie immer noch ständig das Gefühl sich kneifen zu müssen. Er hatte sie nicht verarscht, er hatte sie in den Arm genommen, getröstet und dann ernsthaft Frühstück gemacht. Als wäre das noch nicht genug war er nun hier mit ihr.

Sie entdeckte ihn vor dem Spiegel, vor der Sauna. Er versuchte gerade seinen Pulsmesser ordentlich auf der Brust zu platzieren. Kurz war sie fasziniert von diesem breiten und muskulösen Rücken. Beinahe musste sie an sich halten sich nicht an ihn zu schmiegen. Wahrscheinlich war es genau das was ihr so ein gutes Gefühl gab wenn sie bei ihm war. Mit ihm konnte ihr nichts passieren. Diese Mischung aus einem wundervollen Charakter, naja zumindest hatte sie bisher noch keinen Fehler gefunden, und diesen harten Muskel würde niemanden unberührt lassen.

Als sie gerade Hilfe anbieten wollte hatte er das Problem schon gelöst. Der schwarze Pulsmesser saß perfekt passend auf der Brust und er zog routiniert seinen Unisuit hoch. Das Logo irgendeiner Regatta prangte nun auf seinem Rücken und Leah überkam die seltsame Sehnsucht danach seine Haut unter ihren Fingern zu spüren. Sie konnte und wollte den Blick einfach nicht von ihm nehmen.

Er straffte die breiten Schultern, die sehnigen Muskeln an den Oberarmen kamen tatsächlich auch noch einmal etwas zur Geltung. Sie liebte seine starken Arme und musste daran denken, wie ruhig sie neben ihm geschlafen hatte obwohl er ein Mann war und die ihr ja bisher eher weniger Glück gebracht hatten.

Wie versteinert stand sie im Flur, ihre Wasserflasche in der Hand und guckend wie ein Groupie einer Boyband. Leah wunderte sich beinahe schon, dass sie nicht sabberte. Wie konnte ein Mann bloß so aussehen? Das war doch nicht fair! Da konnte man ja nur schwach werden!

Niklas drehte sich zu ihr um. Seine braunen Augen funkelten, als er sie musterte und grinste. Ihm war es wohl nicht entgangen, dass sie ihn angestarrt hatte und irgendwie war ihr das peinlich, obwohl die gestrige Nacht ja schon etwas intimer war. Eigentlich gab es keinen Grund rot zu werden, aber sie konnte es nicht verhindern.

"Flamingos stehen dir!", kommentierte Niklas ihren neuen Unisuit. Sie war sich sicher spätestens jetzt wäre sie rot geworden. Ihr Blick glitt wie von selbst wieder zu seinen Lippen und sie sah schnell wieder weg.

"Danke", murmelte sie und fragte sich im selben Moment was sie eigentlich von ihm wollte. Wollte sie Liebe? Gut, sie kannte ihn jetzt besser, aber sie war trotzdem noch kritisch. Etwas über den Zaun brechen würde niemandem von ihnen Glück bescheren, daher war es besser dieses Training abzuwarten. Die nächste Frage, die sich ihr unweigerlich aufdrängte war viel nahe liegender in ihren Augen. Was wollte er bloß von ihr? Es gab doch gerade im Rudern so viele hübschere Mädchen als sie und er interessierte sich gerade nur für sie. So ganz glauben konnte sie das nicht! Besonders wenn sie ihn sich so ansah.

Er sah aus wie der Traum vieler junger Frauen. Gut gebaut, ein stimmiges freundliches Gesicht und von diesen wundervollen und einfach umwerfenden braunen Augen musste sie gar nicht erst anfangen. Dagegen war sie doch bloß zweite Klasse.

Sie musste schwer schlucken. Ihr Hals war plötzlich ganz trocken und sie traute sich fast nicht ihn anzusehen. War sie nicht vielleicht doch nur der Platzhalter, bis sich etwas besseres fand? Das würde sie nicht durchstehen! Egal wie viele Kuscheldecken Nele über ihr ausbreiten würde und wie viele Tees und Kaffee sie ihr kochen würde.

Niklas zog wieder ihre Aufmerksamkeit auf sich. Er schenkte ihr wieder ein, ihre Knie weich werden lassendes, Lächeln. Die Grübchen traten hervor und Leah hätte beinahe sehnsuchtsvoll aufgeseufzt. Sie war gerade so ziemlich im begriff ihr Herz zu verlieren. Das war nicht gut.

Plötzlich pfefferte jemand etwas auf eine der Bänke vor der Sauna und ließ sich seufzend darauf fallen. "Sorry Leute, ich hoffe ich störe nicht. Paulchen kommt nicht. Fuck, war der blau am Ende. Ich dachte echt ich müsste ihn noch nachhause bringen" Beinahe hätte Leah laut gesagt, dass Anna gerade störte. Entschied sich dann aber dafür sie zu begrüßen.

"Ach alles gut.", winkte sie schnell ab. "Bist du gestern denn noch gut nachhause gekommen? Wann ward ihr hier denn fertig?" Leah klopfte sich innerlich, für diese Ablenkung von dem was da zwischen ihr und Niklas war, auf die Schulter.

Anna seufzte. "Du keine Ahnung. Vor drei war ich jedenfalls nicht zuhause. Nikki hätte auch mal bescheid geben können, dass er schon weg war."

Nun schaltete sich Niklas ein und beugte sich zu ihr um sich einen der Becher, die sie mitgebracht hatte zu greifen. "Damit du mir Paul aufs Auge drücken konntest? Glaub mir mein Abend war deutlich besser ohne sein betrunkenes Gelalle und bei jeder Kleinigkeit auf ihn aufpassen zu müssen!" Kurz meinte Leah zu sehen, wie Niklas ihr zu zwinkerte, aber das konnte sie sich auch einbilden.

Anna schlug ihm auf die Finger, als er gerade einen der Becher berührte. "Nach dem Training. Null Bock, dass hier einer kotzt!"

Zu Leahs Überraschung zog Niklas tatsächlich seine Hand zurück und gab zerknirscht zu:, "Da hast du einen Punkt!"

Sofort lag Annas Blick wieder auf ihr. "Was ist das hier jetzt zwischen euch?" Klar, dass sie neugierig war. Das war wohl jeder der in so eine Situation hinein platzte. Man hatte die Anziehung zwischen ihnen ja beinahe aus der Luft greifen können.

Leah spürte Niklas Blick ebenfalls auf sich und zuckte einfach nur hilflos mit den Schultern. Annas Blick glitt daraufhin weiter zu Niklas, der auch einfach nur mit den Schultern zuckte, während er sich umdrehte um sein Training zu beginnen. 

 

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