Kapitel 3

2.1K 95 7
                                    

Mein Vater hatte nichts dagegen einzuwenden, dass ich auf das Internat wollte. Das hatte ich mir auch schon gedacht. Wahrscheinlich war er ganz froh, mich loszuwerden, erinnerte ich ihn doch immer an alles Verlorene. Er nörgelte nur ein wenig herum, dass er ja jetzt die Unterlagen meiner alten Schule am Hals hatte. Bla, bla, bla.

Schließlich hätte ich im Jahr darauf mein Abitur gemacht. Das konnte er aber nicht ändern. Ich wollte dorthin und wenn ich es mir in den Kopf gesetzt hatte, dann konnte man es mir nicht ausreden. Außerdem sollte er sich mal nicht so anstellen, da meine Schule das meiste übernahm. Die Lehrer beglückwünschten mich. Zumindest die meisten. Andere hielten sich auch vollkommen heraus.
............................................................................

Die Zeit bis zur Abreise verlief nur schleppend. Die Schule schickte nun schließlich alle meine Unterlagen an das Internat. Und ich erhielt einen weiteren Brief, der mich darüber informierte, dass mich zwei Angestellte am 20. August abholen würden. Eher ungewöhnlich, so spät für ein gewöhnliches Schuljahr.

Am Abend davor packte ich aufgeregt meine Sachen in meinen Koffer. Nur das Nötigste, was ich noch brauchte, packte ich noch nicht ein. Spät am Abend überlegte ich mir noch, was das wohl für Leute waren, die mich abholen sollten. Meine Freundin hat einmal gesagt, dass die Volturi nur Vampire als Angestellten hatten. Also würden das wohl Vampire sein, die mich abholen. Also müssten ihre Augen ja rot sein. Das bedeutete, dass sie anders waren als meine Freundin und ihre Familie. Die Frage blieb nur, ob es so gravierend war oder nicht. Ich war noch nie anderen Vampiren begegnet.

Auf jeden Fall war ich schon sehr gespannt. Ich konnte nicht einschlafen, da ich mich noch fragte, wie zum Teufel sie auf mich aufmerksam geworden waren. Klar, meine Noten waren nicht schlecht, aber trotzdem, immerhin lebten sie in Italien. Genauer gesagt in Volterra, einer beschaulichen kleinen Stadt. Ich hatte sie gegoogelt, sobald ich wusste, dass ich dort hin gehen würde. Es gab schlimmere Orte als diesen, um auf ein Internat zu gehen. Es sah sogar zu nett aus, um die Könige der Vampire zu beherbergen. Carlisle, der Adoptivvater, hatte die Stadt auch immer so beschrieben. Er hatte Jahrzehnte bei den Volturi gelebt, weil ihn ihre Lebensweise faszinierte. Warum sie auseinander gegangen sind, wusste ich jedoch nicht. Ich war selbst erst einmal in Italien gewesen. Mit meinen Geschwistern und meinen Eltern. Aber ich konnte mich kaum daran erinnern. Schade eigentlich. Ich glaubte, wir waren in Rom. Da war ich höchstens fünf Jahre alt. Ich hatte sogar noch ein Foto davon. Es zeigte uns alle in kurzen Hosen, außer Jane mit einem kurzen Kleid, und Sonnenbrillen in die Kamera lachend. Als Jugendliche hatte ich mich immer dorthin zurück gewünscht. Da war alles noch friedlich und gelassen. Wir konnten uns den Urlaub auch noch leisten. Jane, Alec, Lia und meine Mutter waren noch da. Es musste so schön gewesen sein, doch leider konnte ich die Zeit nicht zurückdrehen. Nun hatte ich mich damit abgefunden. Ich sollte mich nicht mit diesen Gedanken beschäftigen. Sie machten mich leider immer noch traurig. Es endete meistens damit, dass ich, so wie jetzt, in meinem Zimmer auf dem Bett lag und an die Decke starrte. Dabei umklammerte ich dann ein Kissen und war nicht mehr ansprechbar. Ein Mal hatte mein Vater den Notdienst gerufen, weil ich nicht mehr reagiert hatte. Eine Panikattacke. Nicht die erste und nicht die letzte. Aber ich hatte das jetzt schon lange nicht mehr.

Ein Nachteil hatte das Internat auf jeden Fall und dieser machte mir Bauchschmerzen. Ich würde dort ständig unter Beobachtung sein und mich nicht verwandeln dürfen. Manchmal verwandelte ich mich gern, um den Kopf frei zu kriegen. Je länger ich mich nicht kontrolliert verwandelte, desto höher war die Wahrscheinlichkeit, dass mich meine Emotionen dazu trieben. In Volterra aber hatte ich nicht genug Freiraum. Dafür war die Gegend um das Internat zu dicht besiedelt, wenn ich den überhaupt Ausgang hätte. Ich musste mich also strenger als sonst unter Kontrolle haben.

Bis(s) ich wieder bei dir bin ( Volturi Ff)( Abgeschlossen) Where stories live. Discover now