Kapitel 18 Das Gespräch

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Vor der Tür angekommen setzten wir uns in den Empfangsbereich auf die Sofas.
Die Sekretärin beobachtete uns zuerst mit unverhohlenem Interesse, aber Alec bedeutete ihr mit einer Handbewegung, zu verschwinden.
Sie verschwand fluchtartig. Er hatte hier nicht weniger Respekt als Jane verdient.
,, So, warum wolltest du uns so dringend sprechen, dass du sogar zu Aro gehst?'', fragte Alec scharf.
Wir hatten noch nie viele Worte gewechselt. Ich glaubte, es war das erste Mal, dass ich ihn einen ganzen Satz sprechen hörte.
,, Ich muss euch etwas sagen.''
,, Das haben wir uns schon gedacht, jetzt rede nicht lange um den heißen Brei herum. Das hast du früher schon immer gemacht. Spuck es aus'', sagte Jane ungeduldig.
Ich straffte die Schultern.
,, Also ähm, ja, äh... Ich, ähm, werde heiraten'', sagte ich leise.
Auf einmal fühlte ich mich doch nicht mehr so selbstbewusst. Die Meinung meiner Geschwister war mir wichtig. Hoffentlich freuten sie sich für mich. Sie waren das Einzige, was mir noch von meiner leiblichen Familie blieb. Natürlich wollte ich, dass sie begeistert waren.
,, Das ist ja wunderbar. Hat er dich endlich gefragt?'', kreischte Jane sofort los.
Mir fiel ein Stein vom Herzen. Sie freute sich. Zumindest Jane freute sich für mich.
Ich wies sie zurecht und beantwortete gleich ihre Frage:,, Jane, geht das auch noch lauter? Es müssen doch nicht alle wissen, dass ich heirate, oder? Ich bin schließlich erst 18. Und wir wollen doch nicht, dass Demetri Probleme bekommt.
Und ja, er hat mich gefragt. Wieso endlich? Wir kennen uns nicht einmal so lange. Unser Vater würde im Dreieck springen.''
,,Stimmt. Tut mir leid. Er hat es uns erzählt'', sagte Jane zerknirscht,,, Ich freue mich nur so. Ich habe mir das schon gedacht. Er hat ein ganz schön großes Geheimnis daraus gemacht. Alec weiß es schon länger. Nicht wahr, Alec?''
Sie warf ihm einen fordernden Blick zu. Er nickte ergeben.
,, Sie haben zusammen den Ring ausgesucht."
Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Ich kam nicht darum herum, mich ein wenig verletzt zu fühlen. Wenn Demetri mich richtig kennen würde, hätte er nicht meine Bruder um Hilfe gebeten, der mit mir kaum sprach. Er hätte sowieso niemanden um Hilfe gebeten, weil er genau hätte wissen müssen, was mir gefiel.
Aber gleichzeitig war ich auch geschmeichelt. Es war ihm offensichtlich wichtig gewesen, sich noch eine zweite Meinung einzuholen.
,, Ein genauer Termin steht noch nicht fest, aber Demetri wird euch sagen, wenn wir einen gefunden haben. Wir werden in Kontakt bleiben.''
Jane nickte.
,, Gut. Du solltest wieder verschwinden. Ansonsten wird Aro noch misstrauisch'', riet sie mir.
Alec nickte stumm.
Aro würde es durch seine Gabe ja in ihren Gedanken sehen. Sie hatte Recht. Ich wollte nicht anwesend sein, wenn er es herausfand und Demetri am besten genauso wenig.
,, Könnt ihr dafür sorgen, dass Demetri erstmal außen vorgehalten wird?", fragte ich besorgt.
,, Wir können es versuchen", erwiderte Jane nachdenklich,,, Aber wir können es nicht garantieren. Aro wird sehr wütend sein. Ich glaube nicht, dass er Demetri das so einfach durchgehen lässt. Demetri mag wichtig sein, aber wäre leichter zu ersetzen als Alec und ich."
Ihre Worte ließen mir einen Schauer über den Rücken laufen.
,, Letzteres ist etwas Gutes, Maria", beruhigte sie mich,,, Aro wird es nicht riskieren wollen, uns zu verärgern. Aber Demetri wird auf Dauer nicht weiter als Wache dienen können. Das wird Aro nicht dulden."
Ich nickte. Das hatte ich schon vermutet. Hoffentlich wusste Demetri, worauf er sich einließ.
,, Das wird schon klappen", sagte Jane und strich mir beruhigend über den Arm.
Dann drückte sie mir einen Zettel in die Hand, auf dem eine Zahlenkombination stand.
,, Hier. Das ist Demetris Handynummer. Ich werde es ihm einrichten. Dann könnt ihr euch leichter unterhalten. Aber nur simsen. Keine Anrufe."
Ich nickte. Dann könnte ich bald mit Demetri in Kontakt treten, auch ohne ihn zu sehen.
,, Dann, bis bald."

Die Zwillinge erwiderten meinen Gruß und gingen wieder zu Aro in den Saal.
Ich schlich mich durch zurück und fuhr mit dem Auto wieder nach Rom. Ich wollte mich nicht länger in Volterra aushalten als notwendig. Ich musste Aro nicht unnötig provoziert. Da mein Flug erst drei Stunden später abflog, besuchte ich noch das Kolosseum.
Es war sehr cool, aber schade, dass es so verfallen war. Eine richtige Ruine. Ich nahm mir vor, Demetri zu fragen, ob er es vielleicht zu seiner Glanzzeit gesehen hatte. Aber es würde zeitlich wahrscheinlich nicht ganz passen.

Ich wusste von Bildern, dass ich schon einmal mit meiner ganzen Familie in Rom gewesen war, aber ich konnte mich selbst nicht mehr daran erinnern.
Jetzt wirklich dort zu sein, ließ die Welt irgendwie in Ordnung werden. In dieser Stadt lebte unsere Familie, als heile, glückliche Familie, weiter.

Dabei hätte ich fast meinen Flug verpasst. Ich mochte fliegen immer noch nicht, wenn es nicht sogar noch schlimmer geworden war. Es war immer wieder dasselbe. Die engen Räume und die Personen, die neben mir saßen. Dazu kam jetzt noch, dass sie alle äußerst verlockend dufteten. Rechts neben mir am Fenster saß ein Mann im Anzug, der die ganze Zeit auf einem Laptop tippte. Sogar die Geräusche der Tastatur störten mich durch mein überempfindliches Gehör.
Die Frau links neben mir schluckte eine Reisetablette nach der anderen und zitterte wie verrückt. Dann zog sie eine Schlafmaske hervor und mit der Zeit schnarchte sie in regelmäßigen Abständen. Ich tat so, als würde ich schlafen und schloss die Augen.
Hauptsache unsere Hochzeit würde nicht noch mehr Probleme machen.

In New York musste ich umsteigen. Der nächste Flieger nach Seattle ging erst am Ende des Tages. Deshalb sah ich mir auch ein bisschen New York an. Ich konnte so besser die Zeit ohne Demetri überbrücken, wenn ich wusste, dass er bald ganz mir gehören würde.
Mit meiner großzügigen Kreditkarte kaufte ich mir ein Handy und speicherte Demetris Nummer ein. Dann schickte ich ihm eine Nachricht.
Mein letztes Handy hatte ich in Volterra zurückgelassen und seitdem hatte ich keinen Grund, mir ein neues zu kaufen.
New York war voll und verdreckt, aber eine außergewöhnliche Stadt. Sehr viele Menschen, die mich daran erinnerten, dass ich demnächst auf Jagd gehen sollte. Überall roch es nach Essen. Als Mensch hätte ich sicherlich alles probiert. Ich sah mir das Empire State Building an und die Wallstreet.
Danach musste ich mich aber zum Flughafen beeilen. Ich bekam den Flieger zum Glück noch.
Nächstes Mal würde ich hoffentlich mit Demetri herkommen.

Alice und Jasper holten mich in Seattle vom Flughafen ab.
Alice schimpfte.
,, Das machst du nicht nochmal, Maria!"
,, Nein", erwiderte ich unschuldig,,, Aber so wie ich dich kenne, wusstest du das doch bereits. Du hast es doch sicherlich gesehen."
Alice antwortete griesgrämig nichts, was mich nur bestätigte.
Sie hatte mich sicherlich beobachtet.
,, Wusstest du das auch schon, bevor ich losgezogen bin?"
,, Meine Visionen sind unsicher geworden", murrte sie.
Natürlich hatte sie es gewusst. Es war ja so klar.
,, Kommt jetzt. Maria ist doch wieder da. Die anderen warten sicher schon. Schließlich gibt es große Neuigkeiten."
Jasper brachte Ruhe herein und benutzte offensichtlich auch seine Gabe. Alice sah gleich viel glücklicher aus.
Lächelnd wandte sie sich an Jasper.
,, Ich mag es nicht, wenn du deine Gabe an mir anwendest."
,, Und ich mag es nicht, wenn ihr streitet. Das ist unnötig. Wir können froh sein, dass mit Victoria endlich alles vorbei ist."
,, Maria fordert die Volturi heraus", gab Alice zurück,,, Aro wird nicht ruhen."
,, Aro wird keinen offenen Krieg wagen und Demetri ist nur sein Tracker", antwortete ich.
,, Wir können eine Lösung finden, wie Eleazar es auch getan hat. Er konnte auch mit Aro einen Kompromiss schließen", sagte Jasper.
,, Meinetwegen. Jetzt lasst uns zurückgehen", gab Alice nach.

Alice und Jasper waren mit Emmets Jeep gekommen.
,, Carlisle ist in der Klinik und Edward bei Bella. Sie sprechen mit ihrem Vater wegen der Hochzeit. Wir mussten deshalb mit Emmets Auto kommen", erklärte Alice, während sie auf den Beifahrersitz stieg.
,, Hochzeit?"
,, Ach, das weißt du ja noch gar nicht. Bella und Edward werden auch heiraten. In vier Monaten. Das ist Edwards Bedingung, damit er sie verwandelt."
Ich stieg hinten ein.
Das wurde ja immer interessanter.
Wir fuhren los.
,, Ich habe jetzt übrigens ein Handy. Dann können wir uns wieder auf der Entfernung verständigen."
,, Wurde aber auch Zeit. Ich weiß gar nicht, wie du so lange ohne konntest", sagte Alice amüsiert.
Ich sah auf mein Handy.
Zwei neue SMS.
Mia principessa
Ich liebe dich.

Ich musste grinsen. Jane hatte es ihm aber schnell gezeigt. Das Grinsen verschwand auch während der gesamten Fahrt nicht mehr von meinem Gesicht. Mein perfekter Verlobter. Ich liebte dieses Wort in meinem Mund.  Ich betrachtete den glitzernden Ring an meinem Finger. Ein Produkt unserer Liebe. Er war perfekt wie mein Verlobter.
Die Hochzeit würde toll werden.

Bis(s) ich wieder bei dir bin ( Volturi Ff)( Abgeschlossen) Opowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz