Kapitel 12 Abschied

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Wieder in Demetris Zimmer hörten wir, dass Aro durch Coras Schreie in das Zimmer stürmte und das Cora mich verpetzte. Vampirgehör war schon etwas Praktisches.

Ich sah Demetri abwartend an. Er mich genauso, vielleicht sogar ein bisschen ängstlich. Wir wussten beide, dass es nicht lange dauern würde, bis Aro bei Demetri aufkreuzte und verlangte, dass ich verschwand. Aber selbst ohne meine Rache hätten wir wahrscheinlich nicht viel mehr Zeit gehabt.

In einem Anflug von Zuneigung legte ich einen Arm um ihn und drückte ihn an mich.
,, Ich muss bald gehen", sagte ich erstickt. Er hielt mich um so mehr fest.
,, Ich wünschte, es gäbe einen anderen Weg", erwiderte er unglücklich.
Ich küsste ihn.
,, Ich liebe dich. So sehr", gurrte ich.
,, Ich liebe dich mehr", schnurrte er zurück.
Traurigkeit spannte mein Herz in einen Schraubstock. Wir mussten uns wieder trennen.

Da es sowieso schon spät war, musste ich mich langsam von Demetri verabschieden. Außerdem würde Aro bald antanzen, um mich zur Rede zu stellen.
,, Ich muss los, mio principe.''
Die Worte kamen mir schwer über die Lippen.
Er lächelte über den Kosenamen. Meine Aussprache holperte ein wenig. Im Gegensatz zu ihm konnte ich noch nicht fließend Italienisch. Er hatte aber auch ein paar Jahrhunderte mehr Zeit gehabt als ich.
,, Ich weiß, mia principessa'', antwortete er mir liebevoll und drückte mir einen Kuss auf die Hand,,, Aber wir werden uns wiedersehen. Ich verspreche es dir.''
Er nahm mit seinem Fingern sanft mein Kinn und zwang mich, ihn anzusehen. Dann küsste er mich ein letztes Mal. In dem Kuss steckte sowohl Verzweiflung als auch Liebe.
Ich hielt ihn noch letztes Mal fest an mich gedrückt und atmete seinen berauschenden Geruch ein.

Er brachte mich noch bis zur Tür des Hotels, in dem Alice, Edward und Bella warteten. Danach ging er und ihm folgten meine traurigen Blicke. Ein Teil von mir ging mit ihm.

Alice, Bella, Edward und ich flogen zurück nach Forks. Ich wäre am liebsten bei Demetri geblieben. Doch dann musste ich daran denken, was Carlisle über Aro und Didyme erzählt hat. Er hatte seine eigene Schwester getötet, um ein Mitglied seiner Sache zu behalten. Was würde er denn erst mit mir tun oder mit Demetri?
Wir würden nie ohne Angst zusammen leben können.

Auf dem Flug zurück strickte ich nicht. Alice und ich hatten uns ein paar Reihen vor Edward und Bella gesetzt, um ihnen ihre Privatsphäre zu lassen. Dafür war ich dankbar. Ich freute mich für alle Beteiligte, dass Edward noch lebte, aber ich konnte den Anblick zweier glücklicher Liebenden einfach nicht ertragen. Alice wollte sich erst noch mit mir unterhalten, doch ich konnte nicht. Am liebsten hätte ich mich verkrochen und geheult. Aber wir saßen erstens in einem Flugzeug voller Menschen und zweitens konnte ich nicht mehr weinen. Durch den Kummer machte mir der Blutgeruch nichts aus.
Vielleicht hätte ich überhaupt nicht mitkommen sollen. Vielleicht war mein Schmerz jetzt schlimmer als vorher. Aber ich hätte die Entscheidung immer wieder so getroffen. Jedes Mal. Immerhin konnte ich für ein paar Stunden bei Demetri sein. Es ließ die Monate der Trennung ungeschehen sein.

Als wir aus dem Flugzeug in Seattle ausstiegen, trug Edward Bella beinahe. Kein Wunder. Sie hatte schließlich seit über 40 Stunden nicht mehr geschlafen. Ich beneidete sie um das Dösen und das Schlafen. Sie musste gerade im siebten Himmel sein. Und dann auch noch bei Edward.
Ich fühlte mich an meine Zeit im Internat zurückerinnert. Wie ich in Demetris Armen eingeschlafen war, ohne Albträume. Wie ein Baby. Er war zwar kalt gewesen, aber das war es wert. Seine reine Anwesenheit hatte mich in den Schlaf gelullt.

Die restlichen Cullens waren schon dort und umarmten uns sofort. Edward zuerst. Mich zuletzt.
Ich nahm es ihnen nicht übel. Ich wusste, wie es sich anfühlte jemanden zu verlieren oder darauf zu warten. Es war nichts anderes als mit meiner Mutter.
Ich wollte nie an sie denken, ich verdrängte es auch in dem Moment.
Aber gleichzeitig versetzte es mir auch einen Stich. So sehr ich mir wünschte, dass Carlisle mein Vater war. Er würde es nie sein. Und er würde mich auch nie so sehen, wie ich ihn sah.
Die Cullens waren eine eingeschworene Familie, obwohl sie nicht blutsverwandt waren. Jeder passte auf den anderen auf.
Dass ich so eine Familie hatte, war so lange her, dass ich mich kaum noch daran erinnern konnte. Sie würden mich wohl nie auf eine Stufe mit sich setzen.

Bis(s) ich wieder bei dir bin ( Volturi Ff)( Abgeschlossen) Where stories live. Discover now