Kapitel 6 Die Einweihung

1.9K 75 5
                                    

In der Nacht war ich ein paar Mal aufgewacht, weil ich Stimmen und Schritte gehört hatte. Einige Male waren auch Autos hin- und her gefahren. Vielleicht waren jetzt schon mehr Schüler da.

Schon wieder wachte ich viel zu früh auf und schon wieder war ich viel zu aufgeregt. Ich sah auf die Uhr. Es war erst halb sechs. Am liebsten würde ich noch ein bisschen schlafen, da ich wusste, dass der Tag lang werden würde.
Aber egal, was ich versuchte. Schlaf war nicht mehr möglich. Ich war einfach zu nervös. Wie waren wohl die anderen Schüler? Aber noch ein viel wichtigere Frage: Sah ich Demetri wieder?

Also machte ich mich fertig und zog mich an. Ich mochte zwar nicht sonderlich viel Sport, aber ich wollte mich trotzdem ein wenig erfrischen. Deshalb entschied ich mich dafür, den Pool im Keller auszuprobieren, von dem Jane mir erzählt hatte.
Ich hatte einen weißen Monokini eingepackt. Er ist gerade das Maximum, dass ich von meinem Körper zeigen konnte, ohne mich unwohl zu fühlen. Gleichzeitig war er aber auch nicht so prüde. Darüber zog ich einen weichen, schwarzen Bademantel, der im Badezimmer gelegen hatte.

Nach einer entspannenden Runde im Pool und der folgenden Dusche zog ich das hübscheste Kleid, das ich hatte. Es war dunkelrot und knielang. Dazu zog ich schwarze Pumps an. Alice hatte mir mit fünfzehn Jahren gezeigt, wie ich auf hohen Absatzschuhen laufen konnte. Sie sagte, es sei unabdingbar für ein Mädchen.
Ich hatte mir diese Schuhe kurz darauf mit ihr gekauft und hatte es nicht über das Herz gebracht, sie nach Alices Umzug wegzuwerfen.
Nun waren sie doch noch zu etwas Nutze. Wenn der richtige Schulalltag begann, würde ich schwarz tragen. Das hatte ich mir fest vorgenommen. Auf keinen Fall wollte ich aus der Gruppe an Schülern herausstechen. Da ich so viel schwarze Kleidung aber nicht besaß, musste ich wohl oder übel bedacht damit haushalten. Wir würden ja hoffentlich irgendwann Ausgang bekommen.

Meine Haare ließ ich offen. Wenn sie an der Luft trockneten, würden sie ohnehin besser aussehen. Sie legten sich so in ihre natürlichen Wellen.
Bevor Jane mich abholte, musste ich unbedingt noch etwas spazieren gehen. Bald ging die Sonne auf und das konnte ich mir einfach nicht entgehen lassen.
Es war Ende August, also auch mitten im Sommer. Dementsprechend war es schon ziemlich warm draußen, was ich ja schon gestern vermutet hatte. Die Aussicht war wirklich malerisch. Auch das hatte ich mir vorher schon im Internet angesehen. Ich könnte ewig dort herumlaufen. So eine schöne Gegend. Italien war wirklich perfekt. Kein Wunder, dass Goethe so begeistert von Italien war.

Seit meines Aufwachens war erst eine Stunde vergangen, trotzdem waren noch keine Schüler in den Gängen.
Vielleicht schliefen sie noch oder es waren tatsächlich noch nicht so viel mehr angekommen.
Ich trat durch die Eingangstür und merkte, wie es draußen bereits dämmerte. Ein warmer Luftschwall kam mir entgegen.
Es roch förmlich nach Sommer und ich musste unwillkürlich lächeln. Die Toskana war bekannt für ihren Lavendel und ich konnte einen leisen Hauch davon in der Luft erahnen.

Ich ging über den Vorplatz, an den geparkten Autos vorbei zu einer Reihe von Bänken im Schatten kleiner Bäume. Die Autos waren allesamt schwarz und hatten getönte Scheiben. So musste es für einen Superreichen aussehen, wenn er zur Schule gefahren wurde. Es waren Bentley und Rolls Royce. Auch hier setzten die Volturi offensichtlich auf total unauffällige Marken. Nicht.

Am Rand ließ ich mich auf einer der Bänke nieder und konnte so das Tal überblicken. Es sah atemberaubend aus. Gerade tauchte die aufgehende Sonne Volterra in ein goldenes Licht.
Einmal mehr wünschte ich mir, künstlerisch begabt zu sein. Zu gern würde ich das auf einem Gemälde verewigen. Die Sandsteingebäude schimmerten in dem Licht, sodass es wirklich überirdisch aussah. Dazu die leichte Brise. Ich könnte ewig dort sitzen.

Plötzlich spürte ich einen Windzug an meinem Gesicht und ich wusste, dass sich ein Vampir gerade neben mich gesetzt hatte. Das kannte ich bereits von meiner Freundin. Und wieder wunderte ich mich, dass er es nicht versteckte.
,, Schöner Sonnenaufgang, findest du nicht auch?'', hörte ich die samtweiche Stimme von Demetri. Sie umwickelte mich wie ein Seidentuch.
Warum musste es wieder er sein? Prompt verschluckte ich mich und musste husten. Schamvoll schloss ich die Augen. Ziemlich sicher war ich auch wieder knallrot. Mein Herz hatte zumächst einen Schlag ausgesetzt und schlug jetzt doppelt so schnell, wie es gesund war. Durch sein Vampirgehör blieb ihm das sicherlich nicht verborgen. Als ich meine Fassung wieder errungen hatte, sah ich zu ihm hinüber.

Bis(s) ich wieder bei dir bin ( Volturi Ff)( Abgeschlossen) Kde žijí příběhy. Začni objevovat