Kapitel 21

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Die Flitterwochen waren wunderbar. Endlich hatten Demetri und ich Zeit für uns. Wir fuhren nach Alaska in den Schnee. Dort wollte ich schon immer einmal hin und wir konnten tagsüber draußen spazierengehen, ohne wegen der Sonne groß aufpassen zu müssen. Außerdem machte uns die Kälte natürlich nichts aus. Es war die pure Freiheit, wie ich sie schon lange nicht mehr kannte. Nächtelang saßen wir draußen und beobachteten den Sonnenaufgang. Oder wir taten andere Dinge. Ich war noch nie so glücklich.
Unser Hotel war auch sehr schön. Es hatte einen Pool mit einer Grotte neben einer verglasten Wand, die den schneebedeckten Innenhof zeigten. Es war nicht viel los dort. Also waren wir meistens ungestört. Unser Hotelzimmer hatte sogar einen Kamin. Die schönsten Momente aber waren, wenn wir zu zweit in unserem Hotelzimmer saßen. Ich strickte am Kamin und wir unterhielten uns leise oder Demetri döste. Wir erfuhren so viel übereinander und wuchsen noch dichter zusammen. Gleichzeitig träumten wir auch von unserem gemeinsamen Haus. Außerdem war dort nicht so viel Besiedlung. Ich konnte mich also regelmäßig verwandeln.
Es war so perfekt, wie es nur hätte sein können. Am liebsten hätte ich die Zeit angehalten. Keine Verpflichtungen, gar nichts. Meinen Job hatte ich vorher gekündigt.
Ich könnte mir immer noch einen neuen suchen, wo auch immer es uns hinzog. Ich hatte noch genug Geld auf dem Konto, von dem wir leben konnten.

Leider mussten wir den Urlaub frühzeitig abbrechen. Carlisle hatte uns angerufen. Eigentlich hatten wir die Handys ausgeschaltet, weil wir ganz ohne Medien bleiben wollten.
Er rief nicht an, weil Emmet meinen Geschwistern den Kopf abgerissen hatte, sondern weil Bella schwanger war.
Ich wusste nicht, dass Vampire überhaupt Kinder zeugen konnten. Schließlich waren sie versteinert. Manchmal fragte ich mich, wie es wohl gewesen wäre, wenn ich an Bellas Stelle mit Demetri ein Kind hätte. Dies war ja nun nie möglich. Ich beneidete sie wirklich.

Demetri und ich reisten so zurück, obwohl wir beide gern geblieben wären.
Vom Flughafen aus gingen wir zu Fuß zurück, da hatten wir noch mehr Zeit für uns selbst. Unsere Kleidung litt unter dem Weg, den wir durch den Wald machten. Als wir bei den Cullens ankamen, waren unsere Sachen zerrissen. Aber es war uns ziemlich egal. Wir hatten da schließlich auch genug Kleidung.
Demetri und ich begrüßten die Cullens. Edward und Bella waren im Wohnzimmer.
Bevor wir auch sie begrüßten, gingen wir in mein Zimmer direkt unter dem Dachboden, um uns umzuziehen. Das Bett würde bald zu klein werden. Aber das Zimmer gab kein größeres Bett her. Wir mussten unbedingt ausziehen. Aber wie ausziehen, ohne sich vollkommen von den Cullens abzukapseln? Carlisle war mein Schöpfer. Ich wusste nicht, ob es so einfach ging.

Da ich jetzt die Zeit hatte über die Lösung unseres Problems nachzudenken, blieb ich in meinem Zimmer und ging nur zur Jagd heraus. Natürlich blieben Demetri, Jane und Alec ebenfalls bei mir im Zimmer. Die Anwesenheit von Bella war für sie ziemlich unangenehm, da sie ja in Demetris Fall noch nicht lange oder in dem Fall meiner Geschwister gar nicht auf Menschenblut verzichteten. Aber beide waren ja durch die Volturi trainiert. Da konnte ich Aro sogar einmal dankbar sein.
Außerdem war Jacob dauernd bei Bella. Der Gestank war kaum auszuhalten. Gleichzeitig waren die Cullens in Gegenwart meiner Geschwister immer angespannt. Während wir in den Flitterwochen waren, war die Situation zwar nicht eskaliert, hatte sich aber verschärft. Wir mussten dringend eine Lösung finden. Wir strapazierten extrem die Geduld der Cullens. Ich wollte sie nicht noch mehr ausreizen. Es tat mir so schon leid, dass ich meiner Ziehfamilie das zumutete. Aber ich konnte meine Geschwister auch nicht wegschicken, wenn sie sich schon mir zuliebe von Aro abgekapselt hatten. Demetri hatte mir in den Flitterwochen seine Befürchtung mitgeteilt, dass Aro die Zwillinge holen würde, wenn er sie fand. Er musste dafür keine Gewalt anwenden. Er musste lediglich mit Chelsea einen guten Moment abpassen. Unsere Familienbindung wäre vermutlich nicht stark genug, um die Zwillinge zu behalten. Zumal die Zwillinge ohnehin Aro zugetan waren. Chelsea könnte sie ganz einfach an die Volturi binden.
Demetri hatte den Verdacht, dass er selbst so von seinem Schöpfer an die Volturi gebunden worden war.

Durch Jacob konnte Alice nicht in die Zukunft sehen und bekam Kopfschmerzen. Deswegen musste sie möglichst weit weg von Jacob sein. Mein Zimmer lag auf dem Dachboden, was bedeutete, dass auch sie in mein schon übermäßig gefülltes Zimmer musste. Obwohl auch sie offensichtlich Probleme mit meinen Geschwistern hatte. Wir waren alle gereizt, dass wir auf so engem Raum bleiben mussten.
An sich hätten die Cullens ja noch ein Gästezimmer frei gehabt. Das hatte allerdings Jacob bezogen. Ich hatte did Zwillinge lieber in der Nähe, um deeskalierend wirken zu können. Da konnte ich sie nicht in ein Zimmer mit einem Wolf schicken. Das hielt ich ja schon kaum aus.

Das Zimmer war sowieso nur für eine Person gedacht. Jetzt standen fünf Betten in meinem Zimmer, weil wir zwar nicht schliefen, aber Betten sehr bequem waren. Jeden Morgen, wenn ich mir etwas neues anziehen wollte, musste ich über Janes Bett klettern, um zu meinem Kleiderschrank zu kommen, dessen Tür sich nicht vollständig öffnen ließ. Es war wirklich ein wahrer Schock. Demetri und ich wechselten von der trauten Zweisamkeit hin zu dieser Konstellation. Tagsüber gingen wir immer noch häufiger hinaus. Durch seine Tierbluternährung hatten sich seine Augen bereits dunkelbraun verfärbt, weshalb er unter Menschen keine Kontaktlinsen mehr tragen musste. Falls irgendetwas passierte, wollten wir auf Dauer in der Nähe bleiben. Die Spannungen mit den Wölfen nahmen zu. Jacob hatte sich offensichtlich von seinem Rudel abgekapselt und Seth und Leah gleich mitgebracht. Esme versuchte, sie bei Laune zu halten, doch sie weigerten sich zu Anfang. Mittlerweile war vor allem Seth aufgeweicht und akzeptierte die Lunchboxen. Leah nur zögerlich.
Das übrige Rudel würde wohl eine Gefahr darstellen. Die Zwillinge und ich hatten die stärksten Gaben und könnten eine gute Hilfe sein, sollte es zum Kampf kommen.
Alice taute mit Jane langsam auf. Genauso wie Rosalie. Alle drei gingen gerne shoppen und Jane hatte schnell einen eigenen gut gefüllten Kleiderschrank. Seit sich die Situation mit den Wölfen verschärft hatte, mussten wir allerdings im Umfeld des Hauses bleiben. Was vor allem für die Zwillinge eine große Zereißprobe war. Dort konnten sie nicht jagen. Sie wurden unfassbar reizbar. Tierblut wollten sie nicht. Wir mussten dringend eine Lösung finden.

Alec hingegen kapselte sich weiter ab. Er hielt nur mit Demetri Kontakt. Meistens allerdings versteckte er sich hinter seinen Büchern über Biologie und Astronomie. Er las alles, was Carlisle so da hatte. Es gab auch nicht viel zu tun in diesem Haus. Vor allem dann nicht, wenn man nicht einmal schlafen konnte, um die Langeweile zu vertreiben. Eigentlich hingen wir auch die meiste Zeit am Handy.

Ich überlegte nachts immer mit Jane, Demetri und Alec zusammen. Manchmal ging Alice runter zu Jasper oder er kam hoch. Wenn beide da waren, überlegten sie mit uns. Es musste doch eine Lösung geben.

Jane und Alec hatten ohnehin nur außerhalb von Seattle und weiter weg von dem Haus der Cullens in einem Umkreis von tausend Meilen gejagt. Aber so hatte Carlisle für jeden widerstrebend einen Beutel Menschenblut abgegeben. Der Rest war Bella vorbehalten. Ohne diese Blutspenden wären die Zwillinge eine zu große Gefahr. Niemand wollte einen ausgehungerten Vampir mit einer mächtigen Gabe. Geschweige denn zwei dieser Sorte.

Eines Abends, als wir wieder alle zusammen (d.h. Alice, Jasper, Demetri, Jane, Alec und ich) in meinem Zimmer saßen, kam mir die Idee.

Warum könnten wir nicht einfach einen neuen Clan gründen?

Bis(s) ich wieder bei dir bin ( Volturi Ff)( Abgeschlossen) Where stories live. Discover now