Kapitel 28

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Der Tag brach an und wir machten uns auf den Weg zur Lichtung. Im Menschentempo trotteten wir dahin, was uns alle auf Dauer nervte. Unsere Nerven waren ohnehin zum Zerreißen gespannt. Die Stimmung von gestern war immer noch greifbar. Natürlich hätten Edward oder Bella Renesmee auf den Arm nehmen und mit ihr laufen können, aber wir hatten es nicht eilig. Alles, was das Unvermeidbare herauszögerte, war uns gerade passend. Für die meisten, ich gehörte ebenfalls dazu, war es besonders schwierig, langsam zu gehen. Es fühlte sich einfach seltsam und unnötig an.

In gewisser Weise hatte Irina uns alle zusammengebracht, indem sie zu den Volturi ging und die Cullens anschwärzte. Ich hoffte, dass es nicht zu einem Kampf kam. Wir könnten kaum gegen eine solche Übermacht gewinnen.

Gleichzeitig war die Frage, was passieren würde, wenn wir es doch taten. Vampire brauchten die Volturi als Wächter der Regeln. Sie sorgten dafür, dass die Neugeborenen ordnungsgemäß aufgeklärt und Neugeborenenarmeen vernichtet werden. Außerdem löschten sie unsterbliche Kinder aus, wie es in unserem Fall zutreffen würde. Ohne sie würden alle Vampire machen können, was sie wollten. Jemand müsste ihren Platz einnehmen. Dieser Jemand wären die Rumänen. Dessen war ich mir hundertprozentig sicher. Und wäre eine Herrschaft unter ihnen besser? Das bezweifelte ich.
Aber was war denn die Alternative? Absichtlich verlieren?
Wer wollte schon seine Freunde und seine Familie verlieren?
Wenigstens konnten die Volturi nicht Alice töten, wie auch?
Sie könnten sie gar nicht finden. Schließlich war der weltbeste Tracker kein Volturi mehr. Mein Demetri. Unser Clan wird besonders in das Blickfeld der Volturis geraten. Unsere Gaben zogen ohnehin sehr viel Aufmerksamkeit auf sich und Aro würde vermutlich alles dafür tun, um die Zwillinge und Demetri zurückzubekommen. Selbst wenn er dazu mich mitnehmen musste. Sonst würde er Demetri brechen müssen und das wäre ein Kraftakt. Lange wurde er von den Volturi zu einem der besten Kämpfer unter den Vampiren trainiert. Und das von Caius selbst, der angeblich der beste Vampirkämpfer aller Zeiten sein sollte. Das würde ihnen nun zum Verhängnis werden.
Immer wieder sah ich zu den Zwillingen herüber, die abseits der anderen aber in unserer Nähe gingen.  Wenn dieser Tag vorbei wäre, gab es so viele verschiedene Möglichkeiten. Wir könnten unwahrscheinlich noch nach alle leben und auf einer Seite stehen. Die Zwillinge könnten zu den Volturi überlaufen. Dann hatten wir keine Chance. Vielleicht würde sich Aro auch damit zufrieden geben.
Oder wir würden alle sterben.
Tolle Aussichten!

Demetris alter Freund Felix, der Schrank, hatte keine Gabe, was bedeutete, dass er ebenfalls ein sehr guter Kämpfer sein musste, sonst hätten die Volturi ihn längst ausgetauscht.
Demetris Macht, seine Gabe und seine Ausbildung, würde den Volturi nichts nützen, wenn er gebrochen wäre.
Er hatte mir allerdings auch von Corins Gabe erzählt, die berauschend glücklich machte. Von Chelseas mächtiger Gabe ganz zu schweigen. Beide Gaben würden Aro hoffentlich bei Demetris und meiner Verbindung nicht helfen. Dafür war eine Seelenverwandtschaft zu stark. Das redete ich mir zumindest ein.

Aber er könnte meine Geschwister von mir trennen, wo wir wieder beim Thema wären. Dieser Gedanke machte mir Angst. Ich hatte mich an ein Leben ohne sie gewöhnt, aber das wollte ich niemals wieder. Nun hatte ich sie zurück und würde sie nicht wieder hergeben. Bei meinem letzten Kampf war meine Schwester gestorben und ich erinnerte mich nicht gerne daran zurück.
Ich glaubte nicht mehr daran, dass Aro einfach nur Zeugen anhören würde. Er könnte alle Verbrechen begehen. Er hatte es nicht nötig, sich zu rechtfertigen.

Wir kamen bald an der großen, schneebedeckten Lichtung an, die die Cullens als Treffpunkt ausgewählt hatten. Renesmee, Bella und Edward stellten sich an die Spitze. Wir standen alle in kleinen Gruppen. Sie klammerten sich aneinander, wie Ertrinkende an einem Brett. Tanya stand bei ihren Schwestern und Kate neben Garrett. Neben mir standen Demetri und die Zwillinge. Alec hatte Jane einen Arm um die Schulter gelegt. Demetri zog mich an sich. Ich prägte mir ihre Gesichter fest ein, falls ich sie nie wieder sehen würde. Am liebsten wäre ich davon gelaufen. Aber dann könnten sie immer noch alle anderen töten.
Im Notfall mussten wir unsere schrecklichen Gaben einsetzen, Demetri ausgenommen. Demetri umarmte mich noch ein letztes Mal fest. Ein wenig Zuversicht durchströmte mich. Er war ja für mich da. Zusammen würden wir das schon schaffen.

Irgendwie.

Sie kamen.

Sie schienen, über den Schnee zu schweben. Eine lückenlose Masse, die bis zur Mitte immer dunkler wurde. Aro mochte wohl dramatische, eindrucksvolle Auftritte.
Garret sang leise:,, Sie sind im Anmarsch.
Sie sind im Anmarsch.''
Dann sagte er zu Kate:,, Wenn das hier vorbei ist, folge ich dir überall hin, Weib.''
,, Das sagst du mir jetzt", erwiderte Kate leise.
Das war aber auch längst überfällig.

Eine Frau stach aus Aros Reihen heraus. Sie trug nicht die dunkle Kleidung der Volturi und ging auch nicht bei den Zeugen von Aro. Ich vermutete, dass diese Frau Irina war. Die Frau hatte das gleiche helle Haar wie ihre Schwestern und vor allem hatte sie die gleichen goldenen Augen. Tanya schnappte nach Luft, was meine Vermutung bestätigte.

Die Volturi blieben stehen und Carlisle sprach mit Aro.
Aro forderte Edward auf, zu ihm zu kommen, weil er mehr im Mittelpunkt stand. Dann sah Aro sich Edwards Gedanken an und wollte, dass Renesmee zu ihm kommen sollte. Ich beobachtete alles genau. Vielleicht ergab sich für uns die Möglichkeit, so früh wie möglich auf einen Kampf zu reagieren. Vielleicht steigerte das ja unsere Chancen.
Aro ging vor Renata, seinem Schutzschild,
Corin, Felix und Santiago in die Mitte zwischen uns und den Volturi. Bella bat Emmet und Jacob darum, mit ihr zu Aro zu gehen. Nachdem der Meister sich auch die Gedanken von Renesmee angesehen hatte, stellte er fest, dass wir nicht logen, trotzdem suchte er einen Grund unsere Zirkel zu vernichten. Entweder das oder wir sollten uns anschließen. Man konnte es Aro zwar nicht ansehen, aber Edward sprach jeden seiner Gedanken laut aus, damit wir uns vorbereiten konnten.
Jacob, Edward, Bella, Emmet und Renesmee eilten wieder zurück zu uns. Ich drückte Demetris Hand fest.
Ich sah ängstlich zu den Zwillingen. Sie klammerten sich aneinander taten aber nichts. Es war aber noch nicht ausgestanden. Sie konnten immer noch umgedreht werden.

Dann hörte ich plötzlich, wie jemand auf die Lichtung kam. Um genau zu sein, waren es wohl fünf und so leise wie sich bewegten, Vampire. Vermissten wir noch welche? Oder waren es Volturi? Noch mehr Talente?

Dann sah ich sie. Es waren zwei Vampire, die ich nicht kannte, die dritte Amazone.

Und Jasper und Alice.

Bis(s) ich wieder bei dir bin ( Volturi Ff)( Abgeschlossen) Where stories live. Discover now