Kapitel 29

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Alice ging an uns vorbei auf Aro zu. Aber nicht, ohne uns vorher einen Blick zuzuwerfen. Meine Hoffnung verpuffte einfach. Was tat sie denn da?
So könnte auch sie sterben, wenn es zu einem Kampf kommen würde. Sie ging einfach weiter und, als sie bei Aro angekommen war, fingen Santiago, Corin und Felix sie ab.
Es sah nicht gut für sie aus. Felix hätte ihr mit einem Schlag den Kopf abtrennen können, doch er wartete noch auf den Befehl von Aro und sah ihn abwartend an.

Angespannt beobachtete ich weiter. Ich klammerte mich an Demetri. Er strich mir beruhigend über den Arm, aber ich wusste, dass es ihn beunruhigte. Unbewusst kratzte ich mich am Arm. Gott, bitte lass uns alle heil hier heraus kommen.

Die Wachen hielten die Amazone, Alice und Jasper fest.
Doch sie ließen von den beiden anderen Vampiren die Finger, wie als hätten sie eine Krankheit.

Warum, wusste ich nicht. Aus der Entfernung war es schwierig abzuschätzen und beide standen mit dem Rücken zu mir. Die Frau und der Mann hätten Verwandte sein können, wenn ich nicht das Herz von ihm schnell schlagen hören würde. Er musste ein Halbvampir sein, wie Renesmee oder ein Mensch. Sein Herz schlug schneller als das eines normalen Menschen. Wie bei Renesmee. Ich dachte, es gäbe keine weiteren Halbvampire.

Die beiden neuen Vampire hatten olivfarbene Haut und jeweils einen langen, schwarzen Zopf. Bei jedem Schritt, den sie weiter zu Aro gingen, klimperte etwas. Sie hatten beide so ähnliche Kleidung an wie die Amazonen. Daraus schloss ich, dass sie auch aus Südamerika stammen mussten.

Nun trafen auch die Wölfe ein, sechzehn an der Zahl. Ich entdeckte auch Leah und ihren Bruder Seth unter ihnen. Sie kamen reichlich spät. Für einen Kampf wären sie zu spät gewesen. Sie lenkten kurz meine Aufmerksamkeit auf sie. Ich drehte mich aber schnell wieder den Volturi zu.

Der schwarzhaarige Vampir sagte:,, Ich bin Nahuel und das."
Er deutete mit dem Kopf auf die Frau neben ihm.
,, Ist meine Tante Huilen. Ich bin halb Mensch, halb Vampir wie das Kind. Ein Vampir verführte meine Mutter, die bei der Geburt starb. Meine Tante hat mich großgezogen. Ich habe sie unsterblich gemacht.''
,, In welchem Alter warst du erwachsen?'', fragte Aro.
,, Das war bereits ca. sieben Jahre nach meiner Geburt."
Seine Stimme war träge und gelangweilt. Er tat das offensichtlich seiner Tante zuliebe.
,, Wie alt bist du jetzt und wovon ernährst du dich?'', fragte Aro weiter, eindeutig gegen seinen Willen interessiert.
,, Ich bin ungefähr einhundertfünfzig Jahre alt. Mein Volk nimmt es mit der Zeitrechnung nicht so genau wie ihr. Blut, menschliches Essen, ich kann von beidem leben."
,, Diese Kinder sind uns sehr ähnlich'', sagte Marcus erstaunt.
Caius hingegen war sichtlich schockiert, dass Aro offenbar nicht vorhatte, zu handeln.
Ich sah Demetri an. Er war ganz in die Unterhaltung vertieft. Seine schöne Stirn war gerunzelt. Der Schnee ließ seine Haut natürlich leuchten. Er sah fast überirdisch schön aus. Konnte es wirklich sein, dass wir überlebten?
Ich unterdrückte die Hoffnung sofort. Ich durfte mich dem nicht hingeben. Noch war es überhaupt nicht fest.

,, Nichts desto trotz, die Cullens verkehren mit Werwölfen, unseren natürlichen Feinden'', warf Caius wutentbrannt ein.
Aro sah beschämt auf den Boden und sagte dann:,, Bruder, es ist mitten am Tag. Es sind Gestaltwandler."

Aro nickte Carlisle zu. Die Wache entspannte sich.
,, Carlisle, ich bin froh, dich weiter meinen Freund nennen zu dürfen.''
Dann drehte er sich um und die Volturi rannten zurück in ihre Stadt.
Wir hatten es tatsächlich geschafft. Die Volturi waren weg.

Die Rumänen flohen kurz darauf, weil sie es nicht begreifen konnten, dass wir sie nicht angriffen.
Ich küsste Demetri. Die Gefahr war gebannt, auch wenn die Volturi uns nicht so schnell verzeihen würden. Das war mir für den Zeitpunkt egal. Es fühlte sich noch surreal an, aber wir konnten wieder aufatmen.

So langsam setzte die Realität ein. Wir hatten es geschafft und alle überlebt. Die anderen jubelten.
Demetri verpasste mir einen leidenschaftlichen Kuss, bei dem mir ganz schwindelig wurde.
,, Nehmt euch ein Zimmer", sagte Garrett von hinten amüsiert.
Wir ignorierten ihn und, als wir den Kuss unterbrachen und uns umdrehten, küsste er selbst Kate.
,, Selber", gab ich zurück und streckte ihm die Zunge heraus.
Wir lachten. Die ganze Anspannung fiel von uns ab.
Das Leben würde weiter gehen. Demetri und ich könnten ewig zusammen leben. Wir hatten eine Zukunft. So viele Möglichkeiten.
Ich wollte es in die Welt hinausschreien.
,, Mia, principessa. Ich kann es kaum glauben", raunte Demetri mir ins Ohr.
,, Ich auch nicht", erwiderte ich,,, Ich liebe dich."
,, Ich dich auch. Lass uns nach Hause zurückkehren. Ich will keine Minute länger hierbleiben."

Ein bisschen länger mussten wir dann doch bleiben. Ich tauschte mit meinen Freundinnen Handy Nummern aus und wir verabschiedeten uns. Es würde nicht unser letztes Treffen gewesen sein.
Nachdem ich mich auch gebührend von den Cullens, vor allem von Carlisle und Alice, verabschiedet hatte, fuhren wir wieder nach Kanada.

,, Ich finde, zur Feier des Tages können wir uns etwas richtiges gönnen", sagte Jane euphorisch vom Rücksitz.
,, Was sagst du dazu, Maria? Du bist die Anführerin", wandte Demetri sich an mich.
,, Ich bin dafür", stimmte ich zu.
,, Jeder hat einen Wunsch frei?", fragte Jane amüsiert,,, Lässt unser Budget das zu?"
Das war eine rhetorische Frage. Jane wusste ganz genau, dass unser Budget das erlaubte.
,, Gut, in Ordnung", gab ich zu,,, Was wünscht ihr euch?"
,, Ich finde, wir waren zum Shoppen nach Ottawa", sagte Jane, die offensichtlich schon länger genau wusste, was sie wollte.
,, Alec?", fragte Demetri.
,, Ich würde gerne wieder in eine Kunstauktion. Am Wochenende ist eine bei uns in der Nähe", sagte er leise.
,, Schon wieder?", maulte Jane.
,, Wunsch ist Wunsch. Dann fahren wir zur Kunstauktion."
Ich fühlte mich ein bisschen, wie als wäre ich die Mutter der Zwillinge.
,, Und Maria? Was möchtest du?", fragte Jane.
Ich grinste. Ich hatte schon gewusst, was ich wollte, als Jane gefragt hatte.
,, Einen BMW i8 oder einen Aston Martin vantage."
Demetri schnalzte anerkennend mit der Zunge.
,, Dein Wunsch wird der teuerste", stellte er fest.
,, Ach, was", gab ich zurück,,, Kommt darauf an, was Alec sich bei der Kunstauktion aussucht. Was willst du eigentlich, Demetri?"
Er schwieg und starrte auf die Straße.
,, Komm schon, spuck es aus", drängte Jane ihn.
Demetri verzog das Gesicht und sah mich entschuldigend an. Was kam jetzt? Wollte er sich trennen? Eine Auszeit? Ich konnte nichts sagen.
,, Es tut mir leid, Maria, aber ich würde gerne auf Menschenjagd gehen."
Erleichtert atmete ich auf.
,, Alles gut, Demetri. Du musst nicht mir zuliebe Diät halten. Geh ruhig."
,, Ich mache es gerne, mia principessa. Ich werde es danach auch weiter hin tun. Aber zur Feier des Tages möchte ich schon gerne das leckere Blut kosten."
,, Ich beneide dich, Demetri", platzte es aus Jane heraus,,, Ich habe mit Kate einmal Tierblut probiert. Aber es war so widerlich. Ich könnte nie Tierblut trinken, wenn ich weiß, was ich verpasse."
Ich stutzte. Wann war das denn passiert? Das hatte sie mir gar nicht erzählt.
,, Vor allem, würde ich nie wieder Tierblut trinken, wenn ich einmal wieder Menschenblut trinken würde", fuhr Jane fort.
,, Jahrelange Diszplin", erwiderte er kurz.
Jane schnaubte.
,, Es kann ja nicht jeder so ein alter Sack sein, wie du."
Demetri lachte. Es war so ansteckend, dass ich mit einstimmte.
Jane kicherte. Selbst Alec schmunzelte.

Wir fuhren in eine glückliche Zukunft. Aro war nicht besiegt, aber wir blieben zusammen, in einem neuen Leben. Komme, was wolle. Ich würde endlich das glückliche Familienleben haben, was ich mir immer gewünscht hatte.
Ich hatte alle bei mir, die ich liebte. Die Cullens konnte ich ja besuchen und mit ihnen telefonieren.
Es war alles gut.

Ende des ersten Buches.

Bis(s) ich wieder bei dir bin ( Volturi Ff)( Abgeschlossen) Where stories live. Discover now