Kapitel 14 Der Kampf

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Der Tag war da.

Wir mussten unter Beweis stellen, was Jasper uns beigebracht hatte. Als es Abend wurde, stellten wir uns auf die Lichtung und warteten auf die anderen Vampire.

Edward, Bella und Jacob gingen nach einiger Zeit zum Zelt und Seth trottete ihnen hinterher. Hoffentlich würden sie nicht noch schmerzlich vermissen. Edward und Jacob waren, obwohl ich es nicht gern zugab, sehr gute Kämpfer. Edward war schneller und wendiger als die anderen. Jacob kräftiger als wir.
Seth war zwar unerfahren, aber auch kleiner und dementsprechend unterschätzter. Aber das war seine Stärke. Er schlug sich ähnlich gut wie seine Schwester Leah, obwohl diese sich stark überschätzte.

Schließlich warteten wir einfach. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis sie auftauchten. Ihr Auftreten wurde nicht von den Wölfen beeinflusst.
Alice konnte es also klar voraussagen. Ich betete einfach nur, dass wir es alles überleben würden.
Wir standen in einer kleinen Gruppen zusammen. Die Wölfe von uns getrennt auf Abstand. Ich stand neben Lia am Rand. Sie warf mir einen Blick zu.
,, Maria, hör zu. Ich erwarte nicht, dass du mir vergibst. Es tut mir leid. Wir sollten darüber reden, wenn das hier vorbei ist", redete sie schnell.
Ich nickte.
,, In Ordnung."

Dann hörten wir sie, bevor wir sie sahen. Sie benutzten ihre Vampirgeschwindigkeit und wir hörten auch, dass sie auf der Jagd waren. Ihre Bewegungen waren hektisch und unbedacht.
Jasper hatte uns davor gewarnt, dass wir ihr unbedachtes Verhalten nicht unterschätzen sollten.
Sie kämpften zwar ohne Taktik, aber mit mehr Kraft und Schnelligkeit.

Alice hatte sich geirrt.
Sie waren nicht zwanzig, sondern nur neunzehn. Ein Vampir weniger, den wir töten mussten. Ihr Fehler war äußerst ungewöhnlich. So lange, wie ich sie nun kannte, hatte sie sich noch nie geirrt. Zumindest nicht so. Natürlich hatte sie große Dinge schon falsch vorhergesagt, aber bei Kleinigkeiten war sie eigentlich verlässlich. Lag dies doch an den Wölfen?

Als ich die Vampire sah, merkte ich, dass sie alle noch jung waren, vielleicht höchstens siebzehn oder achtzehn Jahre.
Also so alt wie ich. Ich war genauso eine Neugeborene wie sie auch. Mir wurde in dem Moment klar, wie sehr ich auch auf ihrer Seite hätte stehen können, wenn ich woanders geboren worden wäre.

Sie griffen sofort an. Den ersten Vampir, der mir zu Nahe kam, tötete ich mit meiner Gabe und den anderen, der mich angriff, im Kampf.
Ich hatte bei Jasper gut gelernt und zum ersten Mal in meinem Leben hatte mir so etwas tatsächlich sogar Spaß gemacht.
Ich hatte auch mit meiner Gabe geübt. Es fiel mir leichter, als es sollte.

Da sah ich, dass Lia mit drei Vampiren zu kämpfen hatte. Sie stand mit dem Rücken zu mir. Sie konnte sich ja schon gegen einen Vampir schwer durchsetzen, aber gegen drei umso weniger. Vor allem dann nicht, wenn diese sie nicht schonten, sondern tatsächlich töten sollten.
Ich sah mich kurz um, ob mir jemand gefährlich werden könnte.
Dann half ich ihr mit meiner Gabe.

Sie wollte sich offenbar umdrehen und sich bei mir bedanken, als plötzlich ein Vierter auftauchte und ihr den Kopf abriss. In einem Moment sah ich noch ihren dankbaren Gesichtsausdruck, das Lächeln, das mich so an meine Mutter erinnerte.
Dann lag ihr ihr Kopf zu Füßen.
Mit Horror beobachtete ich, wie ihr Körper leblos zur Seite fiel und der Vampir ein Feuerzeug zückte.

Ich schrie auf und rannte zu ihr, doch ich kam zu spät.
Der Vampir ließ das brennende Feuerzeug fallen. Dabei hielt er die ganze Zeit mit mir Augenkontakt.
Wenn ich weinen könnte, hätte ich das jetzt getan. Meine Schwester ging in Flammen auf.

Mein Leben war wie ein Kartenhaus, einer kleiner Windstoß fegte es völlig zusammen und mir fehlte die Kraft und der Wille, es wieder aufzubauen. Ich registrierte kaum noch, dass Alice um Hilfe schrie. Es klang wie durch Wasser oder Nebel, dumpf. Endlich konnte ich mich aus meiner Starre befreien und setzte meine Gabe ein, um die zwei Vampire zu töten, die Alice gerade töten wollten.
Ich verstand das alles nicht.
Sie hatte doch eben noch gelebt.
Sie hatte mich doch eben noch angelächelt.
Sie konnte doch jetzt nicht tot sein.

Wir hatten gute Arbeit geleistet.
Es war offenbar nur noch eine Neugeborene übrig.
,, Carlisle, geh zu Maria", sagte Alice leise.
Sie standen bereits in meiner Nähe.
,, Bella und Edward werden gleich kommen. Maria ist zwar gerade ruhig, aber wir wissen nicht, ob ihre Jagdtriebe durchkommen, wenn sie Bella riecht", erklärte Alice.
Carlisle stand neben mir und legte eine Hand auf meine Schulter. Zum Trost und zur Warnung. Der Trost hatte damals bei dem Tod meiner Mutter geholfen. Dieses Mal würde es nicht helfen.
Ich war nicht in Jagdstimmung. Ihre Sorge war völlig unbegründet.
,, Sie hat sich gut im Griff", sagte Carlisle,,, Ich glaube nicht, dass sie jetzt jagen würde."
,, Ich habe es auch nicht gesehen. Aber das Risiko ist zu groß. Du weißt es doch, Carlisle. Der Kampf könnte ihr noch in den Knochen stecken."
Carlisle antwortete nicht, sondern blieb lediglich stehen und strich mir über die Schulter.
,, Nimm dir alle Zeit der Welt, Maria. Wir sind da."
Ich wollte traurig lächeln. Doch ich war gefangen in mir selbst. Starr, wie damals.
Bella, Edward und Seth kamen, um Jacob, der im Kampf verletzt wurde, zu helfen. Ich konnte sie hören. Wie sie redeten. Bellas Geruch war nicht verlockend für mich. Ich roch den beißenden Rauch der brenndenden Vampire. Er war viel stärker als Bellas Geruch. Es interessierte mich auch nicht.

Ich stand immer noch vor dem brennenden Leichnam meiner Schwester, als ich noch andere Vampire hörte.
Alice kam zu mir und legte mir die Hand auf die Schultern. Sie war tröstend. Sie löste Carlisle ab, der wieder verschwand. Auch sie hatte Lia lange gekannt. Wie lange, wusste ich nicht genau.
,, Alice, ich höre noch Vampire'', sagte ich leise und tonlos.
,, Echt? Wie hörst du sie und ich nicht?''
Ihre Stimme klang panisch. Wahrscheinlich dachte sie, dass es noch Neugeborene waren. Doch diese klangen anders.
Ihre Bewegungen waren gezielt und nicht jägerisch. Das Blut an den Bäumen schien, keinen Eindruck auf sie zu machen. Das waren ausgebildete, alte Vampire.
,, Ich bin noch eine Neugeborene'', antwortete ich.
Sie drehte sich um und informierte Carlisle und Edward schnell darüber, was ich gerade gesagt hatte.
Ich konnte nicht verstehen, was sie sagten, aber Edwards Tonfall klang beunruhigt.
Vielleicht konnte er die Gedanken der kommenden Vampire schon hören.
,, Ich sehe sie jetzt", sagte Alice jetzt auch.

Da sagte Edward schon laut:,, Willkommen, Jane.''
Mein totes Herz hätte jetzt einen Hüpfer gemacht mit der Hoffnung, dass Demetri mit dabei war, doch es machte keinen. Ich war zu traurig über den Verlust meiner Schwester. So etwas vergaß man nie. Auch den Verlust meiner Mutter hatte ich nie verarbeitet, nur verdrängt. Dabei hatte ich sie gerade erst nach so langer Zeit wiedergesehen. Wir verstanden uns zwar seitdem nicht mehr so gut, aber sie war immer noch meine Schwester gewesen.
Von meinen Geschwistern war sie mir am nahstehendsten. Wir hatten zusammen das Verschwinden von Jane und Alec verarbeiten müssen.
Auch wenn ich es ihr nie verziehen hatte, dass sie einfach so verschwunden war und sich nie gerechtfertigt hatte. Aber sie hatte mit mir reden wollen und ich wollte nicht. Vor ihrem Tod wollte sie mit mir reden. Wir hätten jetzt hier stehen und reden können. Endlich das klärende Gespräch führen können. So würde ich nie wissen, was sie mir sagen wollte. Selbst Edward könnte es mir nicht sagen. Er war ja beim Kampf bei Bella und nicht hier gewesen. Ich würde es nie wissen.

Noch nicht einmal die Tatsache, dass Jane da war, konnte mich aufmuntern. Ich konnte mich nicht einmal umdrehen, ich brachte einfach nicht die Kraft dazu auf. Am liebsten wollte ich hier ewig stehen und mich nicht bewegen. Nicht jagen und einfach nichts tun.
Was ergab das denn auch für einen Sinn? Sie wollte mit mir reden. Ich hatte sie abgewürgt. Warum hatte ich die Zeit nicht zu schätzen gewusst, die ich mit ihr gehabt hatte? Seit ich bei den Cullens gewesen war, hätte ich die Zeit mit ihr schätzen können. Doch das hatte ich nicht getan. Wir hatten Monate zusammen verbracht, als wir aus Forks weggegangen waren. Ich hatte die Chance überhaupt nicht genutzt.

Sie sprachen noch weiter, aber ich hörte nicht mehr zu. Jane tötete die letzte Neugeborene, die Carlisle offenbar eigentlich in die Familie aufnehmen hatte aufnehmen wollen. Er war schon immer gnädig gewesen. Eine beneidenswerte Gnade, dich ich nie haben würde.

Ich driftete ab und versank in den Tiefen meiner Gedanken, bis sich eine Hand auf meine Schulter legte.
Und Alice' zierliche Hand war es nicht.

Ratet mal: Von wem ist die Hand auf der Schulter von Maria?

Bis(s) ich wieder bei dir bin ( Volturi Ff)( Abgeschlossen) Where stories live. Discover now