Kapitel 8 Zwei Monate später

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Nun traf ich mich jeden Tag mit Demetri. Manchmal gingen wir zusammen in die Stadt, wenn er ein gutes Wort für mich bei den Direktoren einlegte, soweit es unauffällig war. Aber meistens saßen wir auf dem Dach der Schule und beobachteten die anderen oder den Sonnenaufgang. Er hatte mir diesen Ort gezeigt. Wir waren uns sehr ähnlich und verstanden uns beinahe ohne Worte. Es war ein Ritual geworden, dass wir uns abends dort trafen. Ich konnte dann wesentlich besser schlafen. Einige Male war ich schon in seinen Armen eingeschlafen. Dann hatte er mich in mein Zimmer getragen und in mein Bett gelegt.
Er hatte leider nicht mehr zu den freigelassenen Wachen herausgefunden. Zum Glück blieben auch seine Aufträge aus, sodass er bei mir bleiben konnte.

Leider bekam ich Probleme mit der Schule, weil ich zwar nicht schlecht war, aber Cora, ein Mädchen aus meiner Klasse, mich mit ihren Freundinnen ärgerte. Nur selten ließ sie mich in Ruhe. Sie hatte mich nach wenigen Tagen auf dem Kieker. Ich bildete mir zwar ein, dass Demetri seine Zuneigung zu mir nicht zeigte und ich auch nicht herausragend gut in Italienisch war. Aber offenbar war etwas zu ihr durchgedrungen. Vielleicht hatte sie uns auch einmal gesehen, obwohl wir eigentlich immer vorsichtig waren. Er sah sie überhaupt nicht an, das störte sie. Wahrscheinlich hatte sie selbst ein Auge auf ihn geworfen. Cora war genauso wie ihre Freundinnen eine der Superreichen. Ihr Vater war irgendein amerikanischer Senator. Wir war mir ziemlich sicher, dass er sie in Italien auf die Schule geschickt hatte, um sie loszuwerden. Sie sah aus wie die böse Cheerleaderin aus einem High School Film. Groß, blond und aufgehübscht. Ihr Gesicht war zu einhundert Prozent nicht natürlich. Da hatte ein Arzt nachgeholfen. Ihre Freundinnen waren nicht anders.

Ich geriet zum ersten Mal mit ihr aneinander, als wir in der zweiten Schulwoche Italienisch hatten. Sie hatte Schwimmen gewählt und nutzte direkt ihre Chance. Besagte Schwimmstunden fanden mittwochs immer nach Italienisch statt. Sie trug ihren weißen Badeanzug im Unterricht und darüber lediglich eine Markenhose. Der weiße Badeanzug war fast durchsichtig. Als Demetri in den Raum kam, fiel sein Blick zuerst auf mich und er lächelte kaum merklich. Dann schweifte er weiter über den Raum und auch auf Cora, die in der ersten Reihe saß. Sie drückte ihre Brüste hoch, nicht dass es nötig gewesen wäre. Man konnte ihre Brustwarzen ohnehin durch den Stoff sehen.
Demetri sah hin und wandte dann den Blick ab.
,, Cora, zieh dir etwas über", befahl Demetri trocken.
Ich musste mir ins Fäustchen lachen.
,, Aber Master Demetri, ich habe leider nichts zum Überziehen. Meine Jacke ist auf meinem Zimmer. Wir haben doch gleich Schwimmunterricht."
Ich rollte mit den Augen. Das war schon dreist.
,, Dann geh sie holen."
Er sprang nun wirklich nicht darauf an, was mich sehr beruhigte.
,, Aber ich möchte nichts von Ihrem Unterricht verpassen."
Sie klimperte mit den Wimpern. Demetri seufzte und stellte seine Tasche auf den Tisch. Sein Blick glitt durch die Reihe und kam zu mir.
,, Maria, gib Cora deinen Cardigan. Sie kann ihn dir nachher wiedergeben."
Meine Augen weiteten sich. Ich sollte mich jetzt ausziehen, damit Cora etwas trug? Wenn es nicht Demetri wäre, würde ich Nein sagen.
Ich seufzte und zog meinen Cardigan aus. Dann reichte ich ihn weiter an Cora. Sie sah mich naserümpfend an.
,, Ich will nicht solche Billigware tragen", maulte sie.
,, Du ziehst das jetzt an. Lass es dir eine Lehre sein. Sei froh, dass Maria dir einen reicht. Ansonsten hätte ich dich zu den Direktoren geschickt."
Cora wurde bleich und zog den Cardigan an. Ich hingegen trug jetzt nur noch mein schwarzes Top, das für meine Verhältnisse einen großen Ausschnitt hatte. Ich würde wohl in der Pause vor dem Schachtraining schnell zu meinem Zimmer laufen müssen, um mir etwas anderes anzuziehen.
Die ganze Stunde über warf sie mir böse Blicke zu. Da wusste ich, dass ich mir einen Feind gemacht hatte.

Alec und Jane sah ich kaum noch außerhalb des Unterrichts. Sie hatten zu viel zu tun. Nicht nur mit Unterrichtsvorbereitung und Klausurkorrekturen, sondern auch anderen Dingen. Genau wusste ich es nicht. Sie war da immer sehr verschlossen. Grundsätzlich hatte sie sich verändert.
Auch Alec war anders. Ich traf ihn nie außerhalb des Unterrichts. Es schien, als wollte er meine Anwesenheit meiden. In meiner ganzen Zeit, die ich da war, sprachen wir kaum ein Wort miteinander. Als hätte Jane ihm von meiner Neugierde bezüglich ihrer Verwandlung erzählt und er würde mich deshalb nicht sehen wollen. Aber es war auch ganz gut. Je weniger sie wussten, desto besser. Über sie konnte Aro dann nichts herausfinden.

Bis(s) ich wieder bei dir bin ( Volturi Ff)( Abgeschlossen) Where stories live. Discover now