Kapitel 7 Der erste Schultag

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Mitten in der Nacht schreckte ich schweißgebadet hoch. Wie so oft verfolgten mich die gleichen Bilder in den Träumen. Meine Schwester, meine Mutter. Sie starrten mich mit toten Augen an und weinten blutige Tränen. Wenn ich aufwachte, sah ich sie oft noch in meiner Zimmertür stehen.

Zweimal passierte es, zweimal schlief ich wieder ein.
Als ich am Morgen aufwachte, fühlte ich mich, wie als hätte ich keine Sekunde geschlafen. Es war sechs Uhr. Ich durfte keine Minute vertrödeln. Wie ungewöhnlich für mich, rechtzeitig aufzuwachen.
Ich zog mich an und packte meine Schulsachen zusammen.

Es klopfte. Ich machte die Tür auf und Jane begrüßte mich. Die erste Stunde hatte ich mit Alec. Das konnte spaßig werden, denn ich war in Sport sehr schlecht. Als Mensch mochte ich keinen Sport, aber wenn ich mich in einen Leoparden verwandelte, liebte ich das Laufen. Hier in der Gegend konnte ich das vermutlich nicht. Dafür bräuchte ich viel freie und unbewohnte Fläche.
Die hatte ich hier nicht.

Jane hat mir am Tag zuvor von ihrer Gabe berichtet. Ich konnte sie nun nicht mehr wie meine Schwester sehen. Ihre Gabe war so grausam. Sie konnte Personen geistig bei lebendigem Leib verbrennen.

Deshalb war Felix ihr gegenüber so respektvoll und auch deswegen war sie so hoch angesehen.
Alec hatte ebenfalls eine äußerst mächtig Gabe. Er konnte alle Sinne rauben, gerade zu betäuben.
Ich fragt mich, ob ich wohl auch so eine mächtige Gabe bekäme. Da bliebe aber zuerst die Frage, ob ich überhaupt je ein Vampir werden würde. Würde ich dann meine Verwandlungsgabe behalten?
Vielleicht, vielleicht aber auch nicht.
Es war schließlich noch nie passiert. Carlisle hatte mich einmal deswegen untersucht. Er war sehr interessiert. Ich hatte gehofft, dass er jemanden kannte, der genauso war wie ich. Aber er enttäuschte mich.

Wir kamen gerade in die Sporthalle.
Jane wartete vor den Umkleiden, bis ich mich umgezogen hatte. Zusammen gingen wir dann in die Halle.
Die anderen Schülerinnen wechselten kein Wort mit mir. Teilweise schienen sie, sich bereits zu kennen. Ich fühlte mich ihnen ohnehin nicht zugehörig.
Sie waren trotz ihres offensichtlichen Reichtums nicht anders als die Schülerinnen in meiner alten Schule.
Sie trugen knappe Shorts und Sportbhs von teuren Marken, die nichts bedeckten.
Sie trugen viel Make up und frisierten sich gegenseitig die Haare.
Und sie tuschelten über mich. Sie hatten mich gesehen, wie ich gekommen war. Das Wie war auch nicht das Problem, sondern das Mit wem.
Jane war unsere Lehrerin. Sie war unter den Lehrern gewesen, die gestern anwesend gewesen waren, bei der Einweihung.
Natürlich war es auffällig, dass ich als Schülerin nun gerade mit einer Lehrerin hier auftauchte, wie als wären wir die dicksten Freundinnen.
Äußerlich waren wir gleichalt. Niemand käme auf die Idee, dass wir Schwestern waren.

Jane wartete unbehelligt vor der Tür, obwohl sie durch ihr Vampirgehör sicherlich die Gespräche gehört hatte. Sie grinste nur und wir gingen zusammen in die Halle. Die anderen brauchten länger als ich.

Alec war schon da und starrte mich an. Er stand an den Barren gelehnt.
Das war mir natürlich unangenehm, aber er hätte auch zu uns kommen können, um mit mir zu reden. Das tat er aber nicht.
Er hatte sich nicht verändert. Außer natürlich das Offensichtliche. Er hatte seine weichen, braunen Augen gegen die roten eingetauscht. Dazu kam natürlich die porzellanartige Haut.

Die anderen Schüler sahen mich nun auch an. Selbst die Männlichen, die nun aus den Umkleiden kamen. Ich könnte kaum einen schlechteren ersten Eindruck machen.
Als alle anderen Jugendlichen auch angekommen waren, rief er uns alle nacheinander auf, um unsere Anwesenheit zu überprüfen.
Er rief stockend:,, Maria Sehm.''
Ich hob meine Hand wie alle anderen vor mir und er starrte mich an.
Jane, die geblieben war, um Alecs Reaktion zu sehen, kicherte.
Dieses Kichern wurde zu einem Lachen, weil Alec mich circa weitere zehn Minuten einfach nur anstarrte.
Schließlich berappelte er sich und rief uns an die Matten.

Bis(s) ich wieder bei dir bin ( Volturi Ff)( Abgeschlossen) Where stories live. Discover now