-zu Höflichkeit erzogen-

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Mit zitternden Händen schloss ich die Haustür auf.

Von drinnen hörte ich bereits komisches Gebrüll, wie bei einer Party. Ich meinte sogar Musik zu hören.

Im Haus wurde ich dann Zeuge von meinem betrunkenen Vater, wie er mit vier anderen älteren Männer im Kreis pokerte.

Auf der Couch saßen zusätzlich noch drei Frauen mit Drinks in der Hand und unterhielten sich angeregt.

Auch sie waren etwa in seinem Alter.

„Dad, was soll das hier?", meldete ich mich zu Wort, als ich mich vom ersten Schock wieder gefangen hatte.

„Darf ich vorstellen!", rief mein Vater grinsend in die Runde. „Mein Sohn Jace."

Eine der Damen stand auf. Sie sah für Mitte vierzig noch ziemlich gut aus mit den dunkelblonden Haaren und der trainierten Figur. Ihre Lippen strahlten knallrot und sie trug zu den Jeans eine weit ausgeschnittene Bluse, um ihre großen Brüste zu betonen.

Sie streckte die dünnen Finger mit den langen Nägeln nach mir aus und streichelte mir über die Wange.

Ich schluckte. Was war das denn?

„Verona.", stellte sie sich schließlich vor und reichte mir die Hand.

„Jace! Habe isch disch nisch zu Höflichkeit ersogen?", ermahnte mich mein Vater spaßeshalber, weil ich nur stocksteif vor seiner Bekannten stand. Sogar zwei Meter entfernt roch ich seine Alkoholfahne.

Vor anderen tat er immer so auf guter Vater. Ich musste mich halten nicht die Augen zu verdrehen.

Also reichte ich Verona meine Hand.

Sie ließ aber nicht los, sondern zog mich lächelnd auf das Sofa zu den anderen zwei Damen.
Alle drei schwirrten jetzt wie Fliegen um mich herum und betatschten mich an Armen, Schenkel und Wangen.

Was sollte das denn jetzt?

Sie kicherten und quatschten wild durcheinander. Ich schnappte Dinge auf wie so jung und kräftig oder hübsche Gesichtszüge.

Bei dem Wort potent erhob ich mich hastig. Eigentlich war ich wegen Mona hier.

„Ich muss dann..." Mit dem Daumen deutete ich ein wenig verlegen Richtung Treppe.

Verona und ihre Riesenmöpse waren das letzte, was ich mir ansah, bevor ich die Treppe hinauf sprintete.

Zaghaft klopfte ich an der Tür meiner Schwester.

„Mona? Ich bins Jace.", sagte ich, während ich auf eine Reaktion wartete.

Vorsichtig wurde die Tür aufgeschlossen und der braune Haarschopf meiner Schwester erschien im Türspalt.

Mit verheulten Augen blickte sie zu mir auf.

Eilig quetschte ich mich zu ihr ins Zimmer und setzte mich mit ihr aufs Bett.

„Was ist passiert?"

Sie brauchte einen Moment, um sich zu sammeln. „Die kamen schon so betrunken hier an und ich saß vor dem Fernseher.", begann sie leise zu erzählen. „Der eine von Dads Freunden kam neben mich auf die Couch und hat seine Hand auf... auf meinen Schenkel gelegt und mich vollgelabert."

Beim Gedanken daran erschauderte sie. „Dann bin ich schnell nach oben geflüchtet."

Von jedem ihrer Worte wurde ich wütender und biss die Zähne fester zusammen.

„Welcher?", presste ich hervor, während ich die Fäuste ballte. Der konnte was erleben.

„Ich glaube, er heißt Marcus, aber Jacy..." Mona drückte mich zurück aufs Bett. Ich hatte gar nicht bemerkt, wie ich aufgesprungen war. „Bitte keine Prügelei. Das endet nicht gut für dich und das weiß du."

Mein Mauerblümchen Where stories live. Discover now