-eine ganz andere Welt-

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Als ich zu mir kam, lag ich immer noch in meinem eigenen Blut auf dem Boden.

Mühsam richtete ich mich auf und bereute es sofort.

Meine Muskeln und Knochen fühlten sich an, wie die eines alten Mannes, aber von den Schmerzen in meinem Bauch lenkte das Brennen in meinem Gesicht ab.

Schwermütig hinkte ich nach oben ins Bad. Beim Blick in den Spiegel erschrak ich nicht mehr als sonst.

Meine Wange war komplett geschwollen und wurde von einer Schramme geziert. Meine Unterlippe war aufgeplatzt und mein Mund voller Blut. Aber immerhin hatte ich noch alle meine Zähne.

Auch meine Augen wiesen eine leicht bläuliche Schwellung auf.

Da ich noch immer kein Oberteil trug, konnte ich mir auch meinen Oberkörper ansehen.

Es bildeten sich bereits unfassbar viele blaue Flecke verteilt über meinen Brust- und Bauchbereich. Nichts, was man aber nicht mit einem Shirt verdecken konnte. Das tat ich jetzt auch, da ich den Anblick selbst nicht ertragen konnte.

Während ich die Wunden reinigte und das Blut abtupfte, spürte ich heiße Tränen aus meinen Augen quellen, trotz all meiner Mühe dagegen anzukämpfen. Ein innerer Knoten drückte aus meinen Eingeweiden das schreckliche Gefühl der Hilflosigkeit hervor.

Die salzigen Tropfen brannten in meinen Verletzungen. Ich musste mich vom Spiegel abwenden und mich setzen.

Jetzt reiß dich mal zusammen!

Ein wenig tröstete mich der Gedanke daran, was heute Nacht passiert war. Brooke hatte in meinen Armen gelegen. Ihr weicher Körper hatte etwas Heilendes und Friedvolles an sich gehabt.

Ein wenig musste ich lächeln, während ich vorsichtig weiter das Blut von meinem Gesicht tupfte. Es hielt aber nicht lange an, weil jede Berührung unfassbar schmerzhaft war.

Als ich alles einigermaßen gesäubert und mir den Mund ausgespült hatte, ging ich runter, um mir einen Kühlakku aus der Gefriertruhe zu holen.

Wo war der alte Sack eigentlich schon wieder? Im ganzen Haus herrschte Totenstille.

Beim Anblick auf die Rückbleibsel der Party musste ich schlucken. Es sah echt furchtbar aus.

Doch bevor ich begann aufzuräumen, rief mich Mona an.

"Jace, du hast versprochen mich vor einer Stunde abzuholen.", sagte sie vorwurfsvoll.

"Tut mit leid. Ich bin sofort da.", antwortete ich hastig und legte den Eisbeutel zurück ins Gefrierfach.

"Das hoffe ich." Damit legte sie auf, bevor ich in den Wagen stieg und losfuhr.

Zwanzig Minuten später kam ich bei der Adresse ihrer Freundin an. Es war mir unangenehm, wenn Mona mich jetzt gleich so sah, aber es war wohl kaum zu vermeiden.

"Man, das hat aber echt lang gedauert. Was-", beschwerte sie sich beim Einsteigen, stockte aber, als sie mein Gesicht sah.

Erschrocken presste sie sich die Hand auf den Mund.

"Oh mein Gott.", schluchzte sie bereits und brach in Tränen aus, wie schon so oft. Das war jedes Mal der schlimmste Part.

"Es tut mir so leid, ich hatte ja keine Ahnung-" Wieder schaffte sie es nicht den Satz zu Ende zu sprechen.

Jetzt musste ich aber etwas sagen, auch wenn mir jede Bewegung unangenehm war. "Schon gut, Mo."

Damit startete ich den Wagen wieder, um loszufahren. Meine kleine Schwester hörte nicht mehr auf zu weinen.

Mein Mauerblümchen Where stories live. Discover now