-keine Bindung-

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"Wo ist eigentlich deine Schwester?", fragte Brooke mich nach einer Weile.

Auf einmal erinnerte ich mich daran, was ich vorhatte und meine Mutter morgen hergekommen würde.

"Auf einem Geburtstag.", antwortete ich knapp, wobei ich mich erschöpft auf die Couch fallen ließ.

"Was ist los?", wollte das Mauerblümchen natürlich sofort wissen, bevor sie neben mir Platz nahm. Ich spürte ihre Wärme selbst mit dem kleinen Abstand und das Feuer, welches sowieso in mir schlummerte, wurde neu entfacht.

Einen Moment lang wusste ich nicht, ob ich laut aussprechen konnte, was ich dachte, doch dann rieb ich mir die Stirn und erinnerte mich, dass es nicht irgendwer, sondern Brooke war, mit der ich hier saß.

"Sie wird nicht bei mir bleiben. Ich bin erst 18. Also hat mir Caine geholfen unsere Mutter ausfindig zu machen." Bei den Worten spannte sich mein Kiefer automatisch an. Unsere Mutter.

"Moment. Die Mum, die euch vor 4 Jahren verlassen hat? Die Mum, wegen der euer Vater trinkt und es euch schlecht geht? Ist das überhaupt eine echte Option?", brachte sie hervor. Entsetzen färbte ihr sanftes Stimmchen.

"Ja, ich weiß, aber eine Wahl haben wir nicht wirklich. Sie wird sich gut um Mona kümmern können. Bei mir wird es ihr schlecht ergehen, ich habe nicht genug Geld und wenn in ihrer Erziehung etwas falsch läuft, dann..."

Ich musste abbrechen und senkte den Blick zu Boden. Die Erziehung von Mona war immer auf mich zurückgefallen, doch ich ging nicht von mir als den besten Einfluss aus.

"Meiner Mum geht es hervorragend. Sie hat einen reichen Mann geheiratet und lebt in Jensen Beach, nur 2 Stunden von hier entfernt. Also könnte ich Mona auch oft besuchen."

"Was ist mit ihrem Leben hier? Hast du sie gefragt, ob sie einverstanden ist?"

Mona würde nein sagen, aber das ging so einfach nicht weiter.

"Nein. Und du bist da auch still. Morgen wird meine Mum vorbeikommen, während Mona noch weg ist und wir besprechen alles." Bei den Worten presste ich die Lippen fest aufeinander. Ich wollte irgendetwas spüren, doch mein Körper war wie paralysiert.

"Alles in Ordnung?", hakte sie leise und legte ihre Hand so vorsichtig auf meine verschränkten, als hätte sie Angst mir wehzutun.

"Ehrlich gesagt, nicht wirklich. Ich werde Mona verlieren und weiß nicht, wie es ihr ergehen wird, da ich keinen großen Anteil an ihrem Leben mehr haben werde.

Außerdem seh ich morgen meine Mutter. Das erste Mal seit 4 Jahren! Es macht mich irgendwie nervös und trotzdem glücklich, obwohl ich doch sauer auf sie bin."

Seit wann konnte ich den über meine Gefühle sprechen?

"Das ist doch normal. Sie ist deine Mum. Wer würde sich nicht freuen?"

"Aber ich weiß nicht, ob sie mich auch vermisst hat. Was, wenn es ihr scheiß egal ist?" Ich spürte den Drang in ihre schönen Augen zu sehen, als ob ich dort Erlösung von diesem quälenden Druck finden könnte.

"Das weißt du doch gar nicht.", erwiderte sie aufmunternd. "Ich meine, du bist ihr doch nicht egal."

Da war ich mir nicht so sicher.

Tief durchatmend löste ich meinen Blick von ihr und Stille folgte. Eine prickelnde und gefährliche Stille.

Unmöglich könnte ich diese Nacht allein bleiben. Ich brauchte jemanden, und nein nicht irgendjemanden, sondern sie.

"Kannst du bleiben?", platzte ich einfach heraus, auch auf die Gefahr hin, dass sie höchstwahrscheinlich ablehnte. "Nicht nur über Nacht, sondern auch für das Gespräch? Ich weiß nicht, ob ich das allein-"

Mein Mauerblümchen Where stories live. Discover now