Mein Mauerblümchen

-böse Vorahnung-

2 Monate später
Caine war mit mir bereits zwei Tage vor B abgereist, da wir wegen seinen Eltern früher zurück mussten. Dafür hätte ich den beiden den Hals umgedreht, wenn ich sie nicht so sehr gemocht hätten.

Doch wenigstens hatte ich die restlichen zwei Monate von B's Aufenthalts in England mit ihr verbringen dürfen.

In der ganzen Zeit hatte ich ihr jedoch weder von meinem Drogenproblem, noch von meiner Nacht mit Jesse erzählt.

Stattdessen hatte ich in Caine's Haus herumgegammelt und Löcher in die Decke gestarrt, während er das Schuljahr an einer öffentlichen Schule hier beendet hatte.

Brooke hatte ich vorerst in dem Glauben gelassen, dass ich es ebenso gemacht hatte, obwohl dies nicht der Fall war. Mit der Zeit fühlte es sich jedoch mehr und mehr beschämend an, nicht einmal einen High School Abschluss zu besitzen.

Wenigstens hatte ich zu ihrer Freude etwas an Gewicht zugelegt, weil sie mich bei jeder Gelegenheit versucht hatte, zu mästen.

Mateo begleitete B außerdem auf der Rückreise, da er einen Universitätsplatz in Miami ergattert hatte.

Im Gegensatz zu mir schien er seinen Abschluss geschafft zu haben. Einen ziemlich guten sogar.

Immerhin fehlte jedoch zwischen Brooke und ihm jegliche Spannung, weshalb ich ihn auch tolerieren konnte. Ansonsten hätten mich die Eifersucht und die Komplexe bestimmt schon übermannt.

Mein Bauch kribbelte vor lauter Aufregung, als ich ihr Flugzeug landen sah.

Egal, ob ich sie vor zwei Tagen gesehen hatte, ich vermisste sie trotzdem so sehr, dass es fast weh tat. Sie gab mir Luft zum atmen.

Gemeinsam mit Alec und Amber, dem neuen Traumpaar und Caine wartete ich, bis ich B erkannte, wie sie uns entgegen sprintete.

Zu meinem Vergnügen war ich als erster dran.

Mit ihrem Schwung warf sie mich beinahe um, doch ich fing ihren Sprung ab, in dem ich sie hochhob und lange küsste.

Ihre Lippen fühlten sich so gut an, wie beim ersten Mal, als ich sie geküsst hatte, in jener Nacht nach der Party, die schon eine halbe Ewigkeit her zu sein schien.

Amber kam als nächstes an die Reihe. Die beiden umarmten sich so fest, dass sie umkippten und auf dem Boden herumrollten.

„Na endlich.", begrüßte Amber B und die zwei hatten sogar Tränen in den Augen.

Nachdem das Mauerblümchen auch noch Alec fast erdrückt hatte, wurde sie von Caine ebenso ziemlich freundlich begrüßt und die beiden grinsten einander an, bevor sie sich bei mir unterhakte.

Es gefiel mir sehr zu sehen, dass sich meine beiden Lieblingsmenschen so toll zu verstehen schienen.

Auf einmal musste ich an Mona denken und fühlte mich schuldig. Sie war immer an erster Stelle gekommen und jetzt erreichte mich das ungute Gefühl, dass sie langsam aber heimlich in den Hintergrund wich.

Was, wenn ich mich eines Tages nicht mehr an ihren Geruch erinnerte? Wenn ich ihr Lachen nicht mehr in meinem Kopf abspielen konnte? Wenn eines Tages ihr Gesicht so sehr verschwamm, dass ich mich kaum noch an sie erinnerte?

Vielleicht war das alles, was sie jemals noch sein würde. Eine verblasste Erinnerung, von einem Menschen der längst nicht mehr da war.

In meiner Brust krampfte sich etwas schmerzhaft zusammen.

Automatisch ging meine Hand zu der Feder mit dem silbernen Ring in meiner Jackentasche. Inzwischen sah auch sie dezent abgenutzt aus, was bestimmt daran lag, wie ich sie überall mit mir herumschleifte.