2 - Erstens kommt es anders

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Captain Rogers ließ auf sich warten, obwohl sein Flieger schon eine halbe Stunde am Boden war, und jetzt verstellte ihr auch noch ein, zugegebenermaßen recht gut aussehender, Mann die Sicht auf das Gate und lächelte sie an. „Guten Tag, Ma'am." Unter normalen Umständen wäre sie einem kleinen Flirt zwischendurch mit so einem Typen nicht abgeneigt. Vor allem, wenn er auch noch so ausgesucht höflich war.

Die meisten Jungs aus ihrem Jahrgang, mit denen sie bisher ausgegangen war, hatten sich als ziemliche Stoffel herausgestellt. Oder als Lügner, Aufschneider oder Aufreißer. Doch heute war kein normaler Tag, und so ignorierte sie ihn, versuchte links und rechts an ihm vorbei zu spähen. Schließlich ging sie entnervt zwei Schritte zur Seite. Verflucht, wenn sie Rogers wegen dieses Kerls verpasste, würden sich die neuen Kollegen bestimmt über sie schlapp lachen.

„Entschuldigen Sie, ich warte auf jemanden!", sagte sie mit Nachdruck als der Mann sich wieder in ihr Gesichtsfeld schob. Immer noch freundlich, aber sichtlich verwirrt. „Na los, gehen Sie mir schon aus dem Weg und lassen mich meinen Job machen."

„Ma'am, Sie warten doch auf Captain Steven Grant Rogers?", fragte er.

„Na, das können Sie doch klar und deutlich lesen." Sie tippte auf das Pappschild.

„Nun ja, das bin wohl ich. Erfreut Sie kennenzulernen." Sprach's und hob ihre Hand zum Kuss.

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Die junge Frau, die ihn vom Flughafen abholen sollte, machte einen reichlich zerstreuten Eindruck auf Steve. Erst schien sie ihn zu ignorieren, und dann ging es ihm auf, dass sie ihn gar nicht erkannt hatte. Doch die Reaktion, als er sich ihr vorstellte hatte er nicht kommen sehen.

„Heiliger Kuhmist!", rief sie zuerst und starrte ihn sekundenlang wie vom Blitz getroffen an. Dann stammelte sie: „Verzeihung, entschuldigen Sie mich bitte kurz?" Sie drehte sich um und schrie jemanden, den er nicht sehen konnte, wütend an. „Himmelherrschaftsakrament! Ihr Arschgeigen findet das wohl auch noch lustig! Na wartet, das bekommt Ihr zurück."

So einen seltsamen Empfang hatte Captain America nicht erwartet, noch nicht einmal sein früheres Ich konnte sich erinnern, je einer so offensichtlich gestörten Person gegenüber gestanden zu haben. Damals wurde er oft mit herablassender Freundlichkeit behandelt oder wie ein lebender Punchingball herum geschubst – das kannte er zur Genüge. Diese Situation hier konnte er nicht einordnen und er beschloss abzuwarten, bis sie sich wieder beruhigt haben würde. Vielleicht konnte sie ihm erklären, was sie so aufgebracht hatte.

„Mike, ich HABE mir die Akte angeschaut!" Yuki war außer sich vor Wut, holte eine Mappe hervor und blätterte die Seiten durch. Sie wandte sich entschuldigend zu dem Mann um, der behauptete, Captain Rogers zu sein, und formte lautlos die Worte „Einen kleinen Moment noch."

Als sie bei den letzten Seiten ankam, schlug sie sich mit der Hand vor die Stirn. Ihre Kollegen hatten sie sauber mit einer gefälschten Akte über Steven Rogers reingelegt. Vielleicht gehörte das ja zu einem kranken Ritual, die Neulinge ordentlich auf die Schippe zu nehmen. Doch Yuki hatte es ihnen auch verdammt leicht gemacht. Hätte sie sich sorgfältiger vorbereitet und alles durchgesehen, wäre ihr die echte Akte am Ende aufgefallen, ebenso wie der grüne Klebezettel, auf den ein Smiley gemalt war. Seufzend gestand sie sich ein, dass sie sich vor Captain America und ihren neuen Kollegen komplett zum Affen gemacht hatte. Das ließ sich nicht ändern. Also blieb ihr nur der Versuch, sich ihre Würde wiederherzustellen, indem sie sich bei Rogers entschuldigte und sich dann nicht mehr wie eine verrückte Irre zu verhalten.

„Capt. Rogers, ich muss mich wirklich für mein Verhalten bei Ihnen entschuldigen. Sie müssen mich für komplett geisteskrank halten! Können wir das für den Moment vergessen? Ich erkläre Ihnen alles im Hotel, versprochen."

Suche Held, biete Phönix (FF Captain America - Steve Rogers - OC)Where stories live. Discover now