Kapitel 28

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Es hatte schon angefangen, als sie endlich an die frische Luft gelangt war und die ersten Schüsse auf sie abgefeuert wurden. Die anfängliche Hitze, die sie bis dahin angetrieben hatte, war einer inneren Kälte gewichen und jeder einzelne Schritt fiel ihr immer schwerer. Doch sie war stetig weiter gegangen, konnte nicht ausruhen, weil sie gewusst hatte, dass sie von Kugeln durchsiebt verbluten würde, wenn sie nicht fortfuhr und das Energie-Level unverändert hoch hielt. Auch wenn sie noch immer nicht wusste, wer sie war und was sie hier machte, war ihr doch klar, dass sie schnellstens verschwinden musste. Und dass es nicht gelingen würde, wenn die Wachen sie abknallten. Sie hatte sie getötet, wie alle anderen bösen Menschen zuvor unter der Erde, auch wenn es sie zunehmend angestrengt hatte.

Sie hatte instinktiv auf die Lichter einer naheliegenden Kleinstadt zugehalten, dort waren bestimmt keine bösen Menschen. Nur noch ein bisschen weiter, dann, so hatte sie gehofft, würde sie ihrer Erschöpfung nachgeben, sich ausruhen können. Und sich vielleicht wenigstens an den eigenen Namen erinnern.

Aber es war anders gekommen. Sie hatte die Stimme, die sie beim Namen rief zwar nicht erkannt, doch sie hatte so vertraut geklungen, dass sie nicht anders gekonnt hatte, als stehen zu bleiben. Der Mann hatte sogar vertrauter geklungen, als der Name, mit dem er sie angesprochen hatte. Sie konnte unmöglich diese ‚Yuki' sein, oder doch? Aber jetzt, als sie den Fremden genauer betrachtete, erkannte sie sein Gesicht. Das konnte er unmöglich sein! Und doch sah er aus wie der Mann, den SIE unzählige Male auf unzählige Arten vor ihren Augen gefoltert und umgebracht hatten. Bis sie dem Treiben ein Ende bereitet hatte, indem sie sie hatte brennen lassen.

Und wenn er es doch war und sie kannte? War es möglich, dass sie wirklich die Frau war, von der dieser Mann mit solcher Sehnsucht sprach? Aber wie konnte sie dann nicht wissen, wer ER war? Diese Person warf noch mehr unbeantwortete Fragen auf, als sowieso schon ihren Kopf vernebelten. Zu viel, es war einfach zu viel. Sie musste weg. Ja, sie musste an ihrem ursprünglichen Plan festhalten, diese kleine Ortschaft weiter unten des Weges zu erreichen und einen ruhigen Ort finden, wo nicht noch mehr Rätsel auf sie warteten.

Auf jeden Fall musste sich beeilen, bevor die Kälte sie von innen heraus vollständig lähmte. Sie konnte schon jetzt kaum einen Fuß vor den anderen setzen. Sie drehte sich wieder um und blendete das Flehen des Mannes aus.

„Du lässt mir keine Wahl, ich hole dich jetzt, ob du willst oder nicht!"

Er klang, als meinte er es ernst, doch das kümmerte sie nicht. Sie würde auch ihn abwehren können, auch wenn es ihr den Magen umdrehte bei dem Gedanken, ihm weh tun zu müssen. Erst als seine Schritte sich hinter ihr beschleunigten und ein anderes, eigenartiges Geräusch immer lauter wurde, drehte sie sich abermals um.

Der Mann schien auf sie zu zu fliegen, seine leuchtend blauen Augen mit grimmiger Entschlossenheit auf sie gerichtet.

Steve. So hieß er. Steve und wie weiter? Das blieb noch verborgen, doch sie spürte eine tiefe Zuneigung, wusste, dass diese erwidert wurde, oder dass es zumindest einmal so gewesen war. Aber warum wurde er dann nicht langsamer, beschleunigte sogar immer mehr? Als er vollständig hinter diesem merkwürdigen Schild in Deckung ging, erkannte sie, dass er sie rammen wollte.

Sie war zu langsam, die Kälte hatte sie schon zu sehr im Griff, und so presste ihr der Aufprall die Luft aus dem Körper. Sein Gewicht, das auf ihr lastete, ließ das, was noch in ihren Lungen verblieben war, in einem leisen Seufzen entweichen.

Dann wurde es dunkel. Und es wurde noch kälter.


Seit der gemeinsamen Aktion mit Stark hatte er es nicht gewagt, Yuki auch nur einen Augenblick los zulassen. Auch jetzt, auf dem Weg zur Krankenstation des Helicarriers, hielt er ihren Körper fest an sich gedrückt. Ihr linker Arm sowie ihre Unterschenkel hingen schlaff herunter und pendelten wie die Gliedmaßen einer leblosen Stoffpuppe hin und her, während er im Laufschritt mit ihr über den Korridor eilte. Fury hatte zuerst Bedenken geäußert und wollte, dass er sie direkt in die Arrestzelle verfrachtete, bevor sie aufwachte und den ganzen Carrier in die Luft jagen konnte. Doch Steve war eisern geblieben. Ihr Zustand bereitete ihm große Sorgen: Ihr Atem ging viel zu flach und viel zu schnell, ihre Haut fühlte sich klamm an und sie war obendrein so erschreckend leicht in seinen Armen, da wollte er, dass Banner sie erst gründlich untersuchte. Der hatte sich sofort dazu bereit erklärt und Furys Einwände damit beiseite gewischt, dass er persönlich ihren Zustand überwachen würde und ihr beim kleinsten Anzeichen dafür, dass sie aufwachte, eine ordentliche Dosis Beruhigungsmittel verabreichen konnte.

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