Kapitel 21

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„Da wären wir also fast: 155-4 Wakamatsu, Abiko, 270-1147", las Steve skeptisch von dem Notizzettel ab. „Letzteres ist wohl die Postleitzahl von Abiko City und das erste eine Art Hausnummer. Aber ich kann hier nirgends Straßennamen entdecken?!"

Stirnrunzelnd spähte Steve mit zusammengekniffenen Augen die Straße entlang, der sie von der Abiko Station aus in Richtung Süden folgten. Die Richtung hatte ihnen eine runzlige, alte Dame gewiesen, die auf dem Bahnhofsvorplatz Tauben gefüttert hatte. Es war nicht Tokio, doch die gut dreißig Kilometer nordöstlich der japanischen Metropole liegende Großstadt war nicht minder unübersichtlich. Was seiner Meinung nach vor allem auf fehlende Straßennamen zurückzuführen war.

Yuki nahm ihm den Zettel aus der Hand und erklärte ihm, dass es deswegen keine Straßennamen gab, weil Straßen in Japan lediglich die Städte und Stadtteile in Blöcke unterteilten, die durchnummeriert wurden

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Yuki nahm ihm den Zettel aus der Hand und erklärte ihm, dass es deswegen keine Straßennamen gab, weil Straßen in Japan lediglich die Städte und Stadtteile in Blöcke unterteilten, die durchnummeriert wurden.

„Manchmal nicht einmal in einer logischen Reihenfolge, hat Ken gesagt. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, bezeichnet 155-4 das Haus Nummer Vier im Block 155 im Stadtteil Wakamatsu."

Steve nickte.

„Auch ein schlüssiges System. Trotzdem für einen Gaijin wie mich sehr gewöhnungsbedürftig."

„Wir fragen uns am besten nach Wakamatsu durch und sehen dann weiter. Das liegt am Lake Teganuma, den kennen die Einheimischen auf jeden Fall." Yuki schwieg, und er bemerkte, dass etwas an dem, was er gesagt hatte, sie verwunderte. Bevor er nachfragen konnte, brachte sie es selbst zur Sprache.

„Wieso bezeichnest du dich als ‚Gaijin'? Weißt du nicht, dass es eine meist negativ behaftete Bezeichnung für Ausländer ist, insbesondere westliche Ausländer? Ich meine, ich habe nur ‚Shogun' gelesen, aber das ist eigentlich allgemein bekannt."

Steve schmunzelte. Natürlich wusste er das. Doch sie hatte Private Morita nicht gekannt. Dieser Mann hatte ihm den Spitznamen verpasst, erst um seine Verachtung für diesen amerikanischen Schnösel zum Ausdruck zu bringen, der sich als verweichlichte und hirnlose Propaganda-Ikone für Uncle Sams Kriegsanleihen an der Front ins Rampenlicht gerückt hatte. Natürlich mit Revue-Girls, Big Band und allem Pipapo. Später jedoch, nachdem Steve als einer von vierhundert US-Soldaten durch Caps spektakuläre Rettungsaktion aus einem Hydra-Gefangenenlager befreit worden war und nach zahlreichen Missionen des Howling Commandos, als freundschaftliche Neckerei. In so vielen kalten Nächten hatte er an einem Lagerfeuer sitzend betont, dass es nur wenige ‚Gaijin' gab, denen er, Morita, jederzeit das eigene Leben anvertrauen würde. Und einer davon war Captain Steven Grant Rogers.

Wehmütig dachte eben dieser Gaijin ungefähr 65 Jahre später daran zurück und fragte sich, ob noch Angehörige des einstigen Weggefährten und Freundes hier in Japan lebten und ob er sie vielleicht besuchen sollte. Doch Yukis Mappe, die sie ihm zur Vergangenheitsbewältigung überlassen hatte, war umfassend und eindeutig gewesen. Das einzige noch lebende Familienmitglied dieses Mannes war, welch Ironie, Direktor der Midtown High in New York, Steves Heimatstadt, und die befand sich auf der anderen Seite der Welt. Vielleicht, wenn der ganze Wahnsinn vorbei war. Falls er vorbei gehen würde.

Suche Held, biete Phönix (FF Captain America - Steve Rogers - OC)Where stories live. Discover now