Kapitel 36

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Sie war wieder entkommen, diese kleine Schlampe - mit mehr Glück als Verstand! Eigentlich hätten sie sie mit Leichtigkeit schnappen müssen, wie eine reife Frucht vom Baum pflücken. Ohne diesen allgegenwärtigen Schönling und die arrogante Widow hätte sie ein leichtes Opfer abgeben müssen. Doch wieder einmal hatten seine Agenten versagt. Shigeru Kobayashi verzog das Gesicht zu einer furchterregenden Fratze, die makellosen dritten Zähne gefletscht, die Augen zu kaum sichtbaren Schlitzen verengt und die Hände zu zitternden Fäusten geballt. Er musste sich beruhigen, wollte er nicht in diesem lächerlichen Gefängnis einen Schlaganfall erleiden. Und so atmete er tief ein und wieder aus, versuchte zu meditieren. Doch das Einzige, das ihn abkühlte war der Gedanke daran, dass diese Versager ihren Fehler nicht überlebt hatten. Andererseits waren sie zu billig davongekommen, wieviel besser wäre es gewesen, hätte er sie seinen Zorn spüren lassen können. Aber auch da hatte ihm Exemplar 47 einen Strich durch die Rechnung gemacht.

Er wurde alt. Als er noch jung war hätte er vorausgesehen, dass dieses vielversprechende Objekt möglicherweise von alleine oder durch Dritte, die nicht Hydra angehörten, die Kontrolle über seine Kräfte erlangte, und Gegenmaßnahmen ergriffen. Andererseits konnte er doch unmöglich nur von Stümpern umgeben sein! Wenn es darauf ankam, musste man es eben selbst erledigen. Aber er wollte verdammt sein, in fortgeschrittenem Alter noch einmal dazu gezwungen zu sein. Auch wenn er als aktiver Judoka in recht guter Verfassung war, wusste er, dass er nicht mehr auf derselben Höhe war, wie noch vor dreissig Jahren. Außerdem bestand noch das klitzekleine Problem, dass er hier festsaß – und die Leute, die er bei S.H.I.E.L.D. eingeschleust hatte und die ihn hätten herausholen können, waren in der Silvesternacht erschossen und verbrannt worden.

Er würde erst wieder einen Weg finden müssen, Nachrichten nach aussen zu schmuggeln, mit Anweisungen für seine Befreiung. Und dann würde er sich wohl oder übel selbst kümmern müssen. Der Kopf Hydras war immer noch außer sich vor Wut, wenn er an den neuesten Fehlschlag dachte. Doch kein Außenstehender konnte es jetzt erahnen. Er hatte seine Gefühle unter Kontrolle, ließ nur selten erkennen, was er dachte. Disziplin und Meditation machten sich bezahlt. Es ging nicht an, dass diese Romanov, die in unregelmäßigen Abständen hereinschneite, Wind davon bekam, wie sehr er sich aufregte.

Wie auf's Stichwort schwang die Zellentür quietschend auf und dieses Weibsstück stolzierte herein, als wäre das ihre Party. „Guten Morgen, Sonnenschein!"

Kobayashi grunzte nur abfällig und sah durch sie hindurch.

Das folgende Verhör lief genauso ab, wie die unzähligen anderen zuvor.

Sie stellte Fragen, er schwieg.

Sie drohte, er lachte sie aus.

Sie schmeichelte, er starrte sie stumpf an.

Sie drohte wieder, er machte sich über ihre stümperhaften Methoden lustig.

Sie renkte ihm Glieder aus, er versetzte sich in Trance.

Sie renkte sie ihm wieder ein, er starrte blind auf die ihm gegenüberliegende Wand.

Sie schmeichelte, er ließ durchblicken, dass er wusste, sie würde nicht bis zum Äußersten gehen.

Sie stellte immer wieder Fragen, ohne Antworten zu erwarten.

Das Prozedere wiederholte sich einige Male, doch anstatt ihn am Ende wie sonst zu verhöhnen, sah sie ihn mitleidig an.

„Wie Sie wissen, würde ich Ihnen liebend gerne den Gar ausmachen. Aber ich kenne jemanden, der selbst darauf brennt - im wahrsten Sinne des Wortes. Und weil ich ein großzügiger Mensch bin, gönne ich es dieser Person von Herzen. Sie hat es, mehr als ich, verdient."

„Was soll das bedeuten, Weib?!" Kobayashi hatte da so eine Ahnung und Schweißperlen begannen sich auf seiner Stirn zu bilden.

„Unsere gemeinsame Freundin war vielleicht einmal ein nettes, harmloses Mädel - jetzt ist sie das Produkt Ihrer Arbeit. Vielleicht sollten Sie Angst vor ihr haben, weil sie jetzt wirklich eine Scheiß-Laune hat. Möchten Sie wissen, warum?

Suche Held, biete Phönix (FF Captain America - Steve Rogers - OC)Where stories live. Discover now