Kapitel 38

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Tropisches Klima hatte er bisher gut vertragen, doch die Umstellung von einem Schneesturm auf schwüle dreißig Grad innerhalb von wenigen Stunden, machte auch Steves verbessertem Kreislauf zu schaffen. Für Yuki waren die Temperaturen bestimmt ideal. Er erinnerte daran, wie sie sich im New Yorker Winter bei jeder sich bietenden Gelegenheit an ihn geschmiegt hatte, um sich zu wärmen, wie an einem Kachelofen. Wehmut schlich sich in die Erinnerung, als wäre es nicht erst ein paar Wochen her. Er wischte sich die Schweißperlen von der Stirn und hielt Ausschau nach einer Strandbar namens Sex on the Beach. Steve schnalzte mit der Zunge, es sähe ihr ähnlich, ihn mit der Wahl des Treffpunkts in Verlegenheit zu bringen. Andererseits hatte sie am Telefon vollkommen ernst geklungen. Und zugegebenermaßen, war der Name so auffällig, dass er keine Mühe haben würde, den Laden zu finden. Da stach ihm schon das bunte Schild ins Auge. Der Strand war nicht so voll, wie er es bei diesem Urlaubsparadies erwartet hätte, doch es war genug los, dass er sich wunderte, warum sie nicht etwas ausgesucht hatte, wo sie ungestört reden konnten. Vielleicht vertraute sie ihm nicht genug und wollte möglichst viel Öffentlichkeit schaffen. Das war zwar unwahrscheinlich, aber der Gedanke, dass es so sein könnte, hatte sich wie ein hartnäckiger kleiner Stachel festgehakt und nährte seine Selbstzweifel. ‚Genug!', schalt er sich selbst. ‚Natasha sagt, dass sie das Treffen gar nicht erst vorgeschlagen hätte, wäre da kein Vertrauen. Und Natasha kennt sich schließlich aus.'

Schon aus hunderten Metern Entfernung hatte er sie gesehen

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Schon aus hunderten Metern Entfernung hatte er sie gesehen. Yuki stand an der Bar, einen Ellbogen auf dem Tresen. Sogar ohne künstlich verstärkte Sehkraft hätte er sie unter Tausenden erkannt. Nicht allein am tiefschwarzen, langen Haar, das hier sowieso kein herausstechendes Merkmal darstellte, sondern an der geraden Haltung und dem stolzen Schwung ihres Halses. Sie strahlte auch, wie nur wenige Menschen, eine Energie aus, dass sie selbst in entspannter Pose wirkte wie eine Katze kurz vor dem Sprung. Sein Herzschlag beschleunigte sich, und er winkte ihr zu. Als sie ihm lächelnd zurückwinkte, musste er sich zwingen, nicht loszurennen und sie an sich zu reißen. Das ziemte sich einfach nicht für jemanden seines Alters.

Aber Leute seines Alters hatten ihr Leben mit allen Höhen und Tiefen gelebt, geliebt, Menschen verloren und manchmal wiedergewonnen. Für all das war ihm vorher keine Zeit geblieben und danach hatte er sich lange genug seinem Alter entsprechend verhalten. ‚Zum Teufel mit alten Gewohnheiten', dachte er und bewegte sich schneller und mit weit ausgreifenden Schritten zielstrebig auf die Frau zu, die er heute wahrscheinlich das letzte Mal sehen würde. Wie gerne er auch die Augen vor der Realität verschließen würde, der kleine Vorgeschmack auf ein normales Leben mit Yuki, so schön und verlockend er war, hatte ein Ende. Es war vorbei, schon bevor es richtig angefangen hatte, und es lag an ihm. An dem schon zwanghaften Bedürfnis, die Werte, für die er stand, um jeden Preis zu verteidigen. Erskines Serum hatte ihn erst in die Lage dazu versetzt und ihn dadurch mit noch mehr Verantwortung beladen. Er hatte die letzten Tage über alles nachgedacht und versuchte zu akzeptieren, was er war und was für ihn an erster Stelle kam. Er konnte nur noch hoffen, dass Yuki ihm verzieh, dass sie es womöglich nicht war. Um ihrer beider Willen hatte er es zu erzwingen versucht, aber der gute Wille allein reichte manchmal einfach nicht aus. Wie auch immer es ausging: am Ende dieses Tages würde er ihr zumindest zeigen, was er für sie empfand, und sich angemessen verabschieden. Etwas, das er vor all diesen Jahren bei Peggy nicht geschafft hatte.

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