7 - Manifestation

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Nicht ein einziges Mal hatten sich die geheimnisvollen Verfolger für den Rest der Kreuzfahrt blicken lassen. Alles war ganz nach Plan verlaufen, ohne nennenswerte Vorkommnisse. Das Heidelberger Schloss war wie immer heillos mit Touristen überlaufen, ebenso der Dom zu Worms. Gerade dieser und das Nibelungenmuseum und auch der Kölner Dom zum Schluss, ebenso wie die Mainzer Altstadt, hatten es Steve am meisten angetan. Yuki hatte nicht anders gekonnt, als sich über sein kindliches Staunen zu freuen. Vielleicht lag es daran, dass es in den Staaten nichts gab, das älter war als siebzehnhundert und ein paar Zerquetschte. Nichts im Vergleich zum alten Europa, wo manche Orte, die Jahrhunderte an Geschichte geradezu ausdünsteten. Sogar Yuki überlief es kalt, wenn sie daran dachte, wie viele menschliche Dramen oder auch Glücksmomente die alten Mauern schon alles gesehen hatten.

In Köln, ihrer letzten Station, an der sie nach dem Frühstück ausschifften, hatten sie noch das Schokoladenmuseum besucht. Diese Sehenswürdigkeit hatte Yuki jedoch nicht für Steve als interessant ausgewählt, sondern ganz allein deswegen, weil sie Schokolade liebte und es selber bisher noch nie dort hingeschafft hatte. Zwei Fliegen mit einer Klappe – so hatte sie es gern.

Überhaupt war ihr das ganze Unterfangen kaum noch wie eine geschäftliche Reise vorgekommen. Viel mehr wie ein Kurzurlaub mit einem guten Freund. Oder mit einem mehr als nur guten Freund. Wem machte sie da etwas vor? Da war etwas zwischen ihnen. Etwas, das ihre Saiten auf nahezu gleicher Frequenz schwingen ließ, auch wenn sie beide sich nichts anmerken ließen. Sie, weil sie Beruf strikt von Privatem trennen wollte, und was seine Beweggründe anging, konnte sie nur raten. Es hatte mit Peggy Carter zu tun, da war sie sich sicher. Die Art, wie er krampfhaft einem Gespräch über sie ausgewichen war, sagte ihr, dass die zwei irgendwie miteinander verbunden waren. Yuki war so neugierig auf seine Vergangenheit gewesen und hatte, noch während sie vor Mainz ankerten, mit ihren Nachforschungen begonnen. Und als sie merkte, wie wenig die Akten für jemanden mit ihrer Sicherheitsstufe hergaben, hatte sie sich ohne zu zögern in das Archiv in Washington gehackt, um alles über die Mitglieder von Steves Sonderkommando und insbesondere Margaret Elizabeth Carter herauszufinden, was es herauszufinden gab. Ein inoffizielles Memo Colonel Phillips an das S.S.R-Oberkommando, in dem dieser befürchtete, Ms. Carters Anwesenheit könnte Captain Steve Rogers Einsatz beeinträchtigen, bestätigte Yukis Vermutung.

Papas alte Weisheit, dass es sehr schwer war, sich selbst zu belügen, wenn auch nicht unmöglich, bewahrheitete sich: Wenn sie ehrlich sein wollte, musste sie zugeben, dass es ihr nicht mehr so ernst damit war, Steve nur als ihren ersten Auftrag und Sprungbrett in eine Karriere zu sehen. Denn wie sonst konnte sie erklären, dass sie ihm nicht gleich davon erzählt hatte, dass die S.H.I.E.L.D.-Mitbegründerin noch am Leben war? Sie hatte sich bewusst dagegen entschieden, weil sie sich Chancen bei Steve ausrechnete und dabei keine so übermächtige Konkurrenz haben wollte. Das war die hässliche Wahrheit, und auf die war sie nicht sonderlich stolz. Doch wie Maman wiederum sagte. Wann immer Yuki in Beziehungsfragen ihren Rat gesucht hatte, war im Krieg und in der Liebe alles erlaubt.

Sie würde es dennoch langsam angehen, weil sie befürchtete, die freundschaftliche Beziehung zu Steve, kaputtzumachen. Früher hatte sie sich nie über so etwas Gedanken gemacht, und dass sie es jetzt tat, zeigte, wie tief dieser Mann ihr unter die Haut ging. Überhaupt war sie ihm gegenüber viel offener als sonst. Sie musste nur daran denken, wie er sie im Japanischen Garten unverblümt gefragt hatte, wie es kam, dass sie mit japanischen Wurzeln und einem solchen Vornamen in Deutschland lebte. Und noch dazu einen französischen Nachnamen trug. Der erste Reflex, wie immer, wenn es so persönlich wurde, war, ihm zusagen, dass es ihn rein gar nichts anging. Sie war schon immer überempfindlich gewesen, wenn jemand auch nur den Anschein machte, sie nach ihrer Herkunft zu beurteilen. Doch stattdessen hatte sie, um Zeit zu gewinnen, eine Gegenfrage gestellt: „Woher weißt du, dass ‚Yuki' ein japanischer Name ist?"

Suche Held, biete Phönix (FF Captain America - Steve Rogers - OC)Where stories live. Discover now