Kapitel 25

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Es war auszuhalten, sie hatte es sich schlimmer vorgestellt. Bis jetzt hatten sich die meisten Anweisungen darauf beschränkt, der Frau mit den roten Fingernägeln dorthin zu folgen, hier zur warten, in ihrer Zelle dann zu essen oder zu schlafen, wenn man es ihr auftrug oder gestattete. So war es ein Leichtes gewesen, sich, wie abgemacht, widerstandslos in alles zu fügen, bis Yuki trotz mangelnden Zeitgefühls davon ausgegangen war, dass Steve wieder wach und in Sicherheit wäre.

Auch danach sah sie keinen Sinn darin, sich aufzulehnen, wenn sie die Frau so leicht zufriedenstellen und in Sicherheit wiegen konnte. Währenddessen versuchte sich an den Weg in ihre Zelle zu erinnern, da man ihr bei ihrer Ankunft die Augen verbunden hatte, um bei einer Fluchtmöglichkeit nicht planlos herumzuirren. So tat sie weiterhin brav, was auch immer man anordnete, obwohl es, was das Schlafen anging so eine Sache war.

In einem etwa sechs Quadratmeter großen Raum, der in kaltem Weiß gehalten und fast vierundzwanzig Stunden am Tag hell erleuchtet war, konnte von erholsamem Schlaf nicht die Rede sein. Die ebenfalls weiße, pulverbeschichtete Einrichtung aus Metall, die aus einem einfachen Bettgestell, zwei Stühlen und einem kleinen Schreibtisch bestand, alles fest mit dem Boden verschraubt, tat ein Übriges, dass sie sich nicht einen Moment entspannen konnte. Sogar als Yukis Augen sich an die immerwährende Helligkeit adaptiert hatten, war es, als wäre sie ausgestattet mit einer Schneebrille Made-in-Taiwan zu einer Expedition zum Nordpol aufgebrochen. Doch wenn sie aufgefordert wurde, schlafen zu gehen, tat sie es trotzdem und fiel dann irgendwann in einen unruhigen Schlummer.

Ihr war bewusst, dass die Dauerbeleuchtung Teil einer Strategie war, sie zu zermürben und schlussendlich zu brechen. Sie erinnerte sich an Passagen aus dem Handbuch für angehende S.H.I.E.L.D. Angestellte, das ihr zusammen mit dem von Fury gegengezeichneten Arbeitsvertrag ausgehändigt worden war, selbstverständlich erst nachdem sie eine ellenlange Verschwiegenheitserklärung unterschrieben hatte. Dort wurden verschiedenste Verhör- und Foltermethoden beschrieben, mit denen man während der Tätigkeit für die Organisation konfrontiert werden konnte, ebenso wie Praktiken, wie man diese am besten durchstand.

Sie hatte das meiste einfach überlesen, weil sie nie im Leben damit gerechnet hatte, dass sie im Innendienst einmal in so eine Lage kommen konnte. Jetzt ging ihr auf, wie furchtbar naiv sie gewesen war. Und doch war sie jetzt froh, dass sie von dem wenigen, das sie gelesen hatte, wiederum das meiste vergessen oder verdrängt hatte. Zu wissen, was noch auf sie zukommen würde, hätte ihre Furcht ins Unermessliche gesteigert. Dabei war sie jetzt schon krank vor Angst, denn dass es schlimmer werden würde, dessen war sie sich sicher. Spätestens dann, wenn Hydra zur Sache kam und das von Yuki verlangte, wofür sie ‚geschaffen' worden war.

Wenigstens wäre Steve dann schon weit weg, womöglich wieder in Washington, außer Reichweite dieser Irren. Wenn es nämlich so weit war, würde sie sich weigern, ihnen die Kontrolle über das Feuer in ihr zu überlassen. Sie durften nicht bekommen, wofür sie Maman, Papa und mindestens zwei Agenten ermordet hatten. Und Steve durfte als Druckmittel nicht mehr zur Verfügung stehen.
Was sie selbst anging, konnte sie nur hoffen, dass sie all dem würde standhalten können, was sie laut Handbuch noch erwarten mochte.

Im Moment kam sie jedenfalls noch klar, auch wenn sich selbstverständliche Dinge wie Toilettengang und Körperpflege bereits jetzt demütigend gestalteten. Mehrmals am Tag stellte ihr ein gesichtsloser und scheinbar stummer Hydra-Mitarbeiter Waschutensilien sowie zwei Eimer in die Zelle, der eine war mit Wasser gefüllt, der andere leer. Das Wasser im ersten war dafür da, dass sie sich wusch, in den zweiten sollte sie sich erleichtern. Der Mann hatte nie auch nur ein Wort gesprochen, sondern ihr nur mit Gesten gezeigt, was sie zu tun hatte, und Yuki hatte sich gefragt, ob er wirklich nicht sprechen konnte, oder ob er den Befehl hatte, nicht mit ihr zu reden. Die ersten paar Male hatte sie sich rundweg geweigert, den leeren Eimer zu benutzen, weil sie ihre Notdurft nicht unter den wachsamen Augen zweier Kameras, die an der Decke montiert waren, verrichten wollte.

Suche Held, biete Phönix (FF Captain America - Steve Rogers - OC)Where stories live. Discover now