~𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟔𝟒~

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ADRIANO


Ich packte sie am Arm und verhinderte somit, dass sie erneut vor mir weg lief. Sie zögerte natürlich keine Sekunde, um mir eine zu verpassen, doch das wusste ich zu verhindern. Niemand wagte es seine Hand vor mir zu erheben.

"Hör mir doch zu. Ich brauche deine Hilfe.", bat ich sie seufzend. Ich versuchte schon seit gestern, mit ihr zusprechen, doch sie ging mir ständig aus dem Weg. Ich konnte verstehen, dass sie wütend auf mich war, aber ich war jetzt wirklich auf ihre Hilfe angewiesen.

"Fass mich nicht an!", fauchte sie giftig und entzog mir ihren Arm, ehe sie mich mit ihren funkelnden Augen ins Visier nahm. Sie war meiner Kleinen wirklich ähnlich, aber niemand könnte ihr jemals das Wasser reichen. "Ich weiß, ich habe Scheisse gebaut. Genau deshalb bin ich doch hier. Würdest du nicht ständig vor mir weglaufen, dann wüsstest du, dass ich dich eigentlich um Rat fragen wollte."

Skeptisch hob sie ihre rechte Augenbraue an, ehe sie ihre Arme ineinander verschränkte und mich misstrauisch musterte. "Du willst einen Rat von mir? Ich sage dir mal was: Halte dich gefälligst fern von ihr. Am besten verschwindest du einfach wieder aus ihrem Leben.", riet sie mir, was mich meine Lippen aufeinander pressen ließ.

Mir war bewusst, dass Mariam jemand besseres als mich verdient hatte, aber ich konnte sie nicht gehen lassen. Und ich weiß, dass es egoistisch von mir ist, aber ich konnte einfach nicht mehr ohne sie. Sie war wie die Luft, die ich zum atmen brauchte.

"Wenn du sie wirklich geliebt hättest, dann würdest du niemals gewalttätig ihr gegenüber werden.", meinte sie, was mich beschämend auf den Boden sehen ließ, denn sie hatte vollkommen Recht. Ich bin kein Stück besser, als mein elender Erzeuger. Wie kann ich mich einen Mann nennen, wenn ich eine Frau so behandle? Wenn ich meine Wut nicht kontrollieren kann und es an unschuldige raus lasse?

"Wenn du es ehrlich bereust und willst, dass sie dir jemals verzeiht, dann wiederhol dein Fehler nicht und änder dich zum Guten.", sagte sie noch, bevor sie wieder ging und mich hilflos zurückließ.

Das war leichter gesagt als getan. Ich habe schon seit meiner Kindheit mit meinen Aggressionen zu kämpfen. Es hat damit anfangen, dass ich mich in der Schule ständig geprügelt und auf die kleinsten Provokationen eingelassen habe. Und nun sieht ihr, wo das hingeführt hat. Ich verletzte ständig, die Menschen um mich herum.

Bisher kümmerte es mich nicht sonderlich, da es niemanden gab, der mir wichtig genug war und dem ich niemals verletzen wollen würde, doch jetzt gab es so eine Person schon. Und aus diesem Grund beschloss ich nach langer reifen Zeit der Überlegung, ihr von meinem dunkelsten Geheimnisse zu erzählen, von dem bisher niemand wusste.

Ich wusste, sie würde mir niemals verzeihen, aber nur weil sie meine Sicht der Dinge nicht verstand. Und dies würde ich ihr versuchen zu erklären, sobald sie wieder zurück aus Afghanistan ist. Leider wusste ich nicht, was sie dort zu suchen hatte, aber hoffentlich würde sie bald wieder zurückkommen.



FLASHBACK

Nervös klingelte ich ein zweites mal an ihrer Haustür, ehe ich mir auf die Lippe biss und niemals für Möglich gehalten hätte, dass ich mal einem Mädchen hinterherlaufen würde, doch sie machte Sachen mit mir, die ich selbst nicht erklären konnte. Gerade als ich die Hoffnung aufgeben und wieder verschwinden wollte, öffnete sich die Haustür und ein kleines Mädchen trat hervor. Sie blickte mich mit zusammengekniffenen Augen abwartend an. Ihre Miene brachte mich zum schmunzeln, denn sie war ihrer älteren Schwester verdammt ähnlich. "Ist Mariam zuhause?", fragte ich sie, was sie den Kopf verneinend schütteln ließ. "Nein, sie ist in Afghanistan." Verwirrt über ihre Aussage zog ich meine Augenbrauen zusammen. Was wollte sie denn dort zu diesem Zeitpunkt? Wenn ich mich nicht irre, war das doch ein Kriegsgebiet... "Was macht sie denn dort?", hakte ich nach, da kam sie mir plötzlich einen Schritt näher. "Bist du nicht der Typ, der meine Schwester geschlagen hat?", fragte sie grimmig, ehe sie unerwartet gegen meinen Schienbein trat, was mich meine Zähne schmerzerfüllt zusammenpressen ließ. Die kleine Hexe schaute mich nur schadenfroh an und spuckte dann auch noch auf meine neuen Schuhe, ehe sie die Tür einen Zentimeter vor meiner Nase zuknallte.

𝐓𝐡𝐞 𝐛𝐞𝐠𝐢𝐧𝐧𝐢𝐧𝐠 𝐨𝐟 𝐚 𝐧𝐞𝐰 𝐬𝐭𝐨𝐫𝐲 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt