~𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟔𝟔~

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MARIAM


Ich hätte ehrlich nicht gedacht, dass die Drohung mit seinem Vater wirken würde, doch wie es aussah, wollte er tatsächlich nicht, dass Tiago davon Wind bekam. Obwohl ich mich fragte, wieso das so war, war ich hauptsächlich froh, dass er mich endlich in Ruhe ließ. Auch wenn ich die ganze Zeit über seine Augen auf mir spürte, die meinen Rücken zu durchbohren versuchten.

Beim ersten mal, als ich ihn erpresst habe, durfte ich beim eigenen Leibe erfahren, dass er es überhaupt nicht ausstehen konnte über etwas keine Macht zu verfügen oder sich etwas sagen zu lassen. Doch ich hatte verdammt nochmal keine Nerven mehr dafür. Denn nun musste ich mich vollkommen auf meinen Bruder konzentrieren, den Malik und Rodrigo gestern Nacht nicht gefunden hatten. Obwohl sie die Hilfe von Ramiro, Tigao und meinen Vater hatten.

Die Lage schien aussichtslos und die Wahrscheinlichkeit, dass wir Amir wieder finden würden, wurde mit jeder Minute geringer, doch ich gab die Hoffnung nicht auf. Ohne ihn werde ich Afghanistan nicht verlassen! Nochmal lasse ich ihn nicht im Stich...

Malik schien der selben Meinung wie mir zu sein. Er wusste wie es war von der Taliban festgenommen und gefoltert zu werden und das wünschte er keinem. Nicht mal seinen Feinden. Dazu meinte er noch, dass er meinem Bruder alles zu verdanken hätte und ohne ihm jetzt nicht hier wäre. Aus dem Grund schwur er meinem Bruder ewige Treue. Loyalität und Vertrauen waren wertvoller als Gold hier.

Irgendetwas sagte mir, dass wir auf diese Art und Weise meinen Bruder niemals finden würden. Sonst hätten wir es schon längst getan. Es fehlte nicht viel und wir hatten ganz Herat abgesucht. Mein Gefühl sagte mir, dass er gar nicht in Herat war. Aber das war unmöglich, denn das hätte er niemals schaffen können in dieser kurzen Zeit...

Ganz in Gedanken versunken, erinnerte ich mich wieder an meine Vergangenheit. Als Kind hatten wir einen Zufluchtsort gehabt. Wenn wir uns vor der Taliban verstecken mussten, dann taten wir das bei Yaseen. Er war der ältere Bruder von Malik und arbeitete als Spion für die Regierung. Er gab sich als Mitglied der Taliban aus, um an wichtige Informationen zu kommen.

Weil Yaseen angeblich ein Mitglied der Taliban war, waren wir also bei ihm sicher, denn keiner würde uns dort vermuten.

Mit einem Ruck blieb ich stehen und riss kaum merklich meine Augen auf. Wieso bin ich nicht vorher darauf gekommen? Malik runzelte verwirrt seine Stirn und fragte mich, was los sei. Ich fragte ihn, ob er sich noch daran erinnerte, wo unser Zufluchtsort immer gewesen war. Seine Antwort war wie erwartet, denn er wusste das selbstverständlich noch. Schließlich war das, dass Haus seines eigenes Bruders.

Jedoch verstand er nicht worauf ich hinaus wollte, weshalb ich ihn aufklärte und ihn meine Vermutung mitteilte. Ich weiß, es klang absurd, weil Yaseen meilenweit von hier entfernt war, da er in unserer Heimatstadt lebte und zwar in Kabul. Was hieß, dass mein Bruder es niemals in dieser kurzen Zeit zu ihm geschafft haben könnte, aber ich hatte einfach das Gefühl.

"Was ist los, Mariam?", fragte mich mein Vater verwundert, der sich uns übrigens mit Tiago und Ramiro angeschlossen hatte. "Ich habe eine Vermutung...", sprach ich meinen Gedanken aus und wusste nicht weshalb, aber irgendwas machte mich so sicher. Nachdem ich ihnen meine Gedanken mitgeteilt habe, schienen sie erst misstrauisch zu sein, doch als Malik meiner Vermutung zugestimmt hatte, waren sie einverstanden.

Danach teilten wir uns auf. Mein Vater, Rodrigo, Ricardo und ich fuhren gemeinsam mit einen der Truppen Führer nach Kabul und Malik, Ramiro und Tiago suchten weiter die Häuser ab. Ich ging ungern ohne Malik, aber wir hatten keine andere Wahl, denn er war der einzige, der wusste wo seine Vertrauten wohnten.

𝐓𝐡𝐞 𝐛𝐞𝐠𝐢𝐧𝐧𝐢𝐧𝐠 𝐨𝐟 𝐚 𝐧𝐞𝐰 𝐬𝐭𝐨𝐫𝐲 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt