~𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥 𝟕𝟐~

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RICARDO


Meine rechte Augenbraue zog ich skeptisch in die Höhe, als sich die Tür öffnete und Bella hineintrat, ohne angeklopft zu haben. "Raus." Meine bedrohliche Stimme genügte, um sie einzuschüchtern. Wie erwartet riss sie die Augen auf, ehe sich ihre Atmung hektisch beschleunigte. "Ich-", begann sie nervös zu stottern, was mich tief einatmen ließ. Sie langweilte mich. Nein. Langweilen war das falsche Wort. Sie ging mir auf die Nerven. "Bist du ein Schülerratsmitglied? Nein. Also raus." Für wen verdammt nochmal hielt sie sich? Ihre Wichtigtuerei ging mir so ziemlich auf die Eier. Anscheinend habe ich der armen einen Heiden Schrecken eingejagt, denn sie versuchte nicht mehr zu erklären, weshalb sie hier war und gehorchte ohne Widerworte, sowie es sich gehörte, ehe sie augenblicklich den Schülerrats-Club verließ.

Noch nie in meinem Leben musste ich etwas bereuen. Ich traf alle Entscheidungen nachdem ich mir zu zweihundert Prozent sicher war. Nicht hundert, sondern zweihundert Prozent. Doch sie, ein ganz normales Mädchen schaffte es, dass ich, der Meister der Kontrolle einen Fehler begehe und diesen auch noch bereute. Zuvor hatte ich nicht einmal gewusst, dass ich sowas wie Reue empfinden konnte.

Als ich mich auf Adriano's lächerliche Provokationen eingelassen habe, habe ich mich nichts weiter als kindisch Verhalten. Und nun musste ich wegen meines unüberlegtes Handelns, das nervige Gör ertragen. Ich habe sie nur hergeholt, damit ich Adriano dafür bestrafen konnte, dass er sich mit mir, dem Präsidenten angelegt hatte. Doch damit habe ich nur mein eigenes Leben erschwert.

Und das alles wegen der kleinen Hexe, die Dinge mit mir machte, die ich selber nicht erklären konnte.

Einerseits wollte ich ihr für alles was sie mir angetan hatte, eine verdammte Kugel in ihren hübschen kleinen Schädel verpassen, doch andererseits konnte ich ihr nicht einmal ein Haar krümmen. Ich benahm mich wie ein kleiner Schwuchtel. Ich, der König, schreibe meiner Untergebenen einen Brief. Was soll der Scheiss?! Ich erkenne mich selbst nicht wieder. Kopfschüttelnd blickte ich auf das weiße Papier und den Füllfederhalter vor mir. Mein Blick wanderte zum Papierkorb, in dem mehrere zusammengeknüllte Zettel lagen, mit denen ich nicht zufrieden war.

Ich wusste nicht, ob es daran lag, dass ich irgendwas wieder gut machen wollte oder ob ich es einfach nicht mehr ertrug mich von ihr zu distanzieren oder ob ich das Gefühl los werden wollte, dass sie mich innerlich in Stücke zerfetzte, wenn ich daran dachte, dass sie mich abgrundtief hasste. Doch letzten Endes saß ich hier und schrieb ihr einen Brief, da sie heute Geburtstag hatte. Mir war mehr als nur bewusst, wie scheiss Kitschig es war. Aber eine andere Möglichkeit habe ich nicht, denn die Hexe hat mich überall blockiert und das würde sie immer wieder tun. Egal, mit wie vielen Nummern ich sie anschreiben würde. Sie würde mit hoher Wahrscheinlichkeit die Nachricht nicht einmal lesen und alle Nummern einfach entfernen.

Sie hatte mich in ihren Bann gezogen, sie konnte mich kontrollieren. Meine Handlungen, meine Denkweise, mein Sprechen... sie beeinflusste alles. Sie hatte die komplette Macht über mich. Ich gehorchte ihr unterbewusst, wie es ein kleiner Hund bei seinem Herren tat, weil ich ihr hoffnungslos ergeben war. Aus diesem Grund schrieb ich gerade diesen verdammten Brief.

Weil ich mein Tun nicht kontrollieren konnte.

Und das schlimmste war, sie machte das alles mit mir, ohne es zu wissen. Ich wollte nicht wissen, was wohl geschehen wird, wenn sie es erfährt? Eigentlich wusste ich es bereits. Sie hätte mich dann endgültig an der Leine. Ich wäre ihre verfluchte Marionette. Ich hatte noch nie in meinem Leben Angst empfunden. Nicht einmal der Tod konnte mich einschüchtern. Aber ich spürte deutlich die Furcht in mir, dass es eines Tages dazu kommen würde. Und ich nichts weiter als ihr Untergebener sein würde.

𝐓𝐡𝐞 𝐛𝐞𝐠𝐢𝐧𝐧𝐢𝐧𝐠 𝐨𝐟 𝐚 𝐧𝐞𝐰 𝐬𝐭𝐨𝐫𝐲 Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt