Kapitel 42

3.8K 352 48
                                    

Ich war verdutzt. Wahrscheinlich stand mein Mund weit offen, meine Hände waren schwitzig. Ich war sowieso nervös und hatte Angst vor seiner Antwort. Aber mit dieser Reaktion hätte ich nicht gerechnet.

„Was...ich meine...", war das einzige was ich spontan aus mir heraus brachte.

„Sarah, glaubst du wirklich Bella würde irgendwo da oben sitzen und sich freuen das du und Moritz ihre nie erfüllten Wünsche an den Mann bringt? Ich meine, das ist eine wirklich nette Idee aber wir sind eben nur Menschen keine übernatürlichen Wesen die zwischen zwei Welten hin und her Switchen können und Botschaften verteilen."

Er streichelte mir die Hand, was ziemlich unpassend war. Ich war innerlich gekränkt, aber dieses geborgene Gefühl und die Erkenntnis er könnte doch recht haben wachte immer noch in mir. Auch wenn ich den Gedanken liebte Bellas Wünsche zu erfüllen, holten mich Phils Worte ein Stück weit wieder in die Realität zurück. Völlig verwirrt und unentschlossen wie ich reagieren sollte stand ich auf und hielt das Buch fest an meinen Bauch gepresst.

„Aber...du verstehst das nicht.", sagte ich schließlich gekränkt und enttäuscht zu ihm. „Es ist das einzige was mir von Bella übrig geblieben ist. Das einzige was ich für immer in meinen Hände halten werde um mich an sie zu erinnern." Ich spürte einen Kloss in meinem Hals und hatte Angst dass mir jeden Moment Tränen die Wange runter fließen würden.

Phil stand auf und hielt mich an meinen Schultern fest. Sein Duft strömte mir entgegen und benebelte meine Sinne für ein paar Sekunden.

„Ich verstehe dass du etwas brauchst was dich an sie erinnert, aber zu glauben, dass sie sieht und es schätz wenn ihr ihre Wünsche erfüllt, klingt für mich ziemlich surreal. Vielleicht bin ich zu  realistisch in gewissen Dingen. Sei nicht böse, aber manchmal habe ich das Gefühl dir die Augen öffnen zu müssen." Er hielt seine Hand unter meinem Kinn. Die Enttäuschung war immer noch vorhanden aber das Gefühl ihm nahe zu sein überwiegte den stechenden Schmerz in meiner Brust. Er küsste mich.

Es ist nur seine Meinung, redete ich mir ein während ich den Kloss innerlich runterschluckte.

Am selben Abend noch, setzte ich mich an meine Hausaufgaben für den darauffolgenden Tag, aber irgendwie gelang es mir nicht mich völlig zu konzentrieren.

Zum einen war ich überglücklich, weil ich mit Papa geredet hatte wegen Moritz Bruder und dem Job. Er meinte er würde morgen gleich fragen und die Chancen würden gut für ihn stehen.

Aber das Gespräch mit Phil steckte immer noch tief in mir fest und ich bekam es einfach nicht mehr aus meinem Kopf. Todmüde schmiss ich schließlich meine halb fertigen Hausarbeiten in meine Schultasche und legte mich in mein Bett. Es war erst kurz vor acht und irgendwie wollte ich noch nicht schlafen gehen, auch wenn mein Körper mir sagte, dass ich es dringend nötig hätte.

Schließlich schrieb ich Moritz und wenig später stand er bei mir im Zimmer und schüttelte sich den Regen von den Haaren.

„Du glaubst gar nicht wie warm es draußen ist, im Gegensatz zu den letzten Tagen." Er schmiss seinen Parka auf meinen Stuhl und setzte sich schließlich neben mich auf mein Bett. Ich hatte mein Handy in der einen Hand und den Kopf auf die andere gestützt. Gebannt blickte ich darauf und wartete auf eine Nachricht von Phil die meinem Gedankenwirrwarr vielleicht wieder einen Durchblick geben würde.

„Mm.", antwortete ich beiläufig auf Moritz Aussage.

„Ist was?", fragte er, „du bist so nachdenklich."

Schnell schüttelte ich meinen Kopf und schmiss das Hady so weit es ging in die Ecke meines Betts. Er sollte auf keinen Fall erfahren was Phil gesagt hatte, zumal er sowieso nicht gut auf ihn zu sprechen war.

„Nein, nein. Alles in Ordnung.", fügte ich noch hinzu um es glaubhafter wirken zu lassen.

„Okay.", er sagte es in einem Unterton, der verlauten lies, dass er nicht ganz überzeugt war. Um das Thema schnell von meiner Laune abzuwenden zog ich das Wünschebuch aus meiner Tasche und strich hecktisch eine kleine Falte wieder glatt.

Dann gab ich es Moritz, der es langsam öffnete.

„Der vorletzte Wunsch", sagte er leise als er die richtige Seite aufgeschlagen hatte.

Ich war gespannt, weswegen ich mein Kissen fest vor die Brust drückte. Wahrscheinlich hielt ich die Luft an.

Einmal an den Genfer See in der Schweiz fahren.", las er langsam und deutlich vor.

Wir blickten uns an. Keiner von uns hatte je etwas von Bella gehört, was verlauten lies, dass sie diesen See besonders mag. Ich schnappte mir meinen Laptop und gab Genfer See in das Google Feld ein. Zuerst erschienen wunderschöne Bilder von blauem Wasser umrandet mit riesigen Bergen deren Gipfel  von Schnee bedeckt waren. Viele kleine Dörfer waren dort zu sehen die inmitten der Berge oder direkt am See lagen und wirklich aussahen wie gemalt.

Auf einer Landkarte war der See am linken unteren Ende der Schweiz zu sehen. Er grenzt direkt an Frankreich. Bella liebte Frankreich, vielleicht kannte sie den See aus einem ihrer zahlreichen Urlaube in Frankreich mit ihren Eltern.

„Wie wäre es mit nächstem Wochenende?", meinte Moritz nachdem wir uns über die Schönheit dieses Ortes unterhalten hatten.

„Müsste klappen. Ich muss nur noch meine Eltern um Erlaubnis fragen, meine Mutter ist manchmal ziemlich empfindlich was sowas angeht." Ich grinste ihn an.

Er führ durch sein Haar und griff nach seinem Hände, welches ein paar Sekunden zuvor vibriert hatte.

„Sei mir nicht böse, aber ich muss los." Hecktisch zog er seine Jacke vom Stuhl und drückte mich kurz an sich.

„Bis morgen.", sagte er hecktisch und war schon halb aus meinem Zimmer verschwunden.

„Bis morgen.", schrie ich ihm noch hinterher bevor er auch schon die Treppe hinunter stolperte und ich die Haustüre auf und wieder zugehen hörte. Ich legte den Laptop zur Seite. Bestimmt hatte ihm Judith geschrieben, dass sie jetzt vor seiner Haustür wartet und wann er denn kommen würde. Meine Fantasie malte sich wieder irgendwelche Geschichten aus und ich wünschte mir Phil würde mir jetzt in diesem Moment auch eine Nachricht schicken die mich überglücklich machen würde.


*************************************************************

Hey Leute.

Wuhuu ein neues Kapitel. Ich hoffe einige von euch hatten noch die Geduld zu warten. Für die die noch da sind ein 'Wilkommen zurück". Montag kommt das nächste Kapitel.

Hoffe ihr freut euch darauf. :)


Lysell <33

Hundert WünscheWhere stories live. Discover now