Kapitel 21

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte, lag der Duft von Lebkuchen in der Luft. Sofort fiel mir wieder ein, was für ein Tag heute war. Weihnachten. Ich war überhaupt nicht in Stimmung dazu. Doch ich wollte Mama, Papa und Toni nicht enttäuschen und den ganzen Tagesablauf, der schon seid Ewigkeiten bestand, kaputt machen.
Wünsche von Bella, konnten wir sowieso nicht erfüllen, denn Moritz führ über die Feiertage mit seinen Eltern in den Skiurlaub, nach Österreich. So wie jedes Jahr eben. Er saß jetzt bestimmt schon im Auto und sang Weihnachtslieder. Für ihn war es ein ganz normales Weihnachten, auch wenn Bella nicht mehr lebte. Doch für mich nicht. Denn normalerweise, schmückten wir morgens immer unseren Baum, dann ging ich zu Bella. Wir sahen uns erst ein paar schnulzige Weihnachtsfilme an und liefen dann, als es dunkel war, zu Amanda auf den Weihnachtsmarkt, halfen ihr und sahen uns dann das alljährliche Krippenspiel mitten auf dem Marktplatz an. Es war jedes Jahr aufs Neue total schön.
Anschließend gingen wir nach Hause und feierten mit unseren Familien.
Froh über die schöne Zeit früher, pellte ich mich aus meinem Bett. Es wird nie mehr so sein, dass weis ich, doch ich bin glücklich solche tollen Erinnerungen in mir tragen zu können. Ich vermisse sie zwar unendlich, doch heute ist Weihnachten, sie hätte bestimmt nicht gewollt, dass ich an diesem Tag traurig bin.

Mama backte Lebkuchen, Papa schleppte den Baum ins Wohnzimmer, draußen schneite es wie verrückt und Toni trug die Kiste mit dem Weihnachtsschmuck runter.
Gerade war alles wie immer.
Mama kam zu uns dreien ins Wohnzimmer. Toni und ich begannen den Baum zu schmücken.
„Ich bin so froh, wenn dieses Kind endlich da ist. Solche Schmerzen hatten ich bei Sarah und Toni nicht.“, sie flüsterte, doch ich konnte sie hören. Stöhnend hielt sie sich den Bauch und Rücken gleichzeitig.
„Mareike, hast du vielleicht schon mal darüber nachgedacht, dass es wehen sind?“, im Gegensatz zu Mama, schrie Papa.
„Ach Quatsch. Wehen sind ganz anders. Macht euch keinen Kopf, dass klappt schon alles.“ Sie lief wieder zurück in die Küche.
„Eure Mutter ist so stur.“, wandte sich Papa an uns und lief dann gestresst in sein Arbeitszimmer.
Nicht einmal an Weihnachten konnte er es lassen Artikel zu schreiben.

Toni und ich dekorierten den Baum fertig, dann ging er mit seinen Freunden auf den Weihnachtsmarkt, so wie immer. Ich blieb zu Hause und schmiss mich vor den Fernseher. Mama jammerte in der Küche, wegen ihren Schmerzen und aus Papas Arbeitszimmer kam lautstarkes Tastaturen Geklapper.
Es war mit Abstand das schlimmste Weihnachten seid langem. Ein paar Mal spielte ich mit dem Gedanken Phil anzurufen, doch ich lies es bleiben. Das letzte Mal hatte ich mich gemeldet, nun war er dran.
Ich war froh, als es endlich dunkel war und Mama anfing das Essen zu kochen. Das hieß, ich konnte mich bald in mein Bett kuscheln und diesen Tag verlassen.
Wie jedes Weihnachten gab es erst Salat, dann Lasagne und zum Schluss Vanilleeis mit Himbeeren. Nichts außergewöhnliches, aber es schmeckte uns allen.
Dieser Abend war auch nach dem Essen wie immer gleich. Wir packten die Geschenke aus und sahen uns dann ‚Kevin allein zu Hause‘ an. Diesen Film hatte ich schon so oft gesehen, dass ich fast jede Szene auswendig aufsagen konnte.

Als der Film endlich zu Ende war, ging ich hoch in mein Zimmer. Ich wollte so schnell wie möglich schlafen, weg von diesem schrecklichen Heiligabend.
Doch es dauerte letztendlich ewig bis ich endlich einschlafen konnte.

Papas laute Stimme lies mich aufwachen. 3.35 Uhr, leuchtete in roter Schrift auf meinem Wecker. Ich war verwirrt. Was machte Papa um diese Uhrzeit. Dann hörte ich Mamas Stimme.
Langsam pellte ich mich aus meinem Bett und öffnete meine Tür.
Im Gang brannte Licht und Papa lief gerade mit Mama zur Treppe. Er stützte sie, weil sie kaum gerade gehen konnte.
„Was ist los?“, fragte ich noch verschlafen.
„Wir fahren jetzt ins Krankenhaus, das Baby kommt.“ Papa war nervös und dennoch freute er sich sichtlich.
Erst ein paar Sekunden später begriff ich was er gerade gesagt hatte. Was das Baby kommt? Sofort war ich hellwach.
„Weck deinen Bruder und nehmt euch ein paar Sachen zum anziehen mit. Ich geht zu Amanda.“
Er schaute kurz zu mir, dann wandte er sich wieder an Mama und die Treppe.
„Aber warum? Toni und ich können doch alleine hier bleiben.“ Ich war nun wirklich kein Kleinkind mehr.
„Keine Wiederrede. Bei Amanda bekommt ihr was zu essen morgen, falls die Geburt länger dauert. Und außerdem will ich nicht dass ihr an Weihnachten alleine zu Hause seid.“ 
Also tat ich was Papa sagte, er war jetzt sowieso nicht umzustimmen.
Erst sagte ich Toni Bescheid, dann packte ich mir ein paar Sachen zusammen und zehn Minuten später saßen wir auch schon alle im Auto.
Mama brüllte wie verrückt herum und hielt sich den Bauch. Wegen jeder Kleinigkeit schnauzte sie Papa an. Von zu schnell fahren, bis zum quietschenden Scheibenwischer. Er nahm das alles ganz gelassen und sagte einfach nichts dazu. Mama mutierte zur richtigen Furien und ich war froh, als uns Papa an einer Kreuzung raus lies. Dort stand schon Amanda mit ihrem Gip und wartete wie bald wir einstiegen.
„Aufregendes Weihnachten.“, meinte sie, als wir den verschneiten Waldweg entlang fuhren.
„Das kannst du laut sagen.“ Ich blickte nach hinten. Toni lag schlafend auf der Rückbank.
„Na, freust du dich?“, fragte Amanda.
Ich zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Es wird alles so anstrengend werden. Immer das ganze Geschreie und der Gestank.“
„Ach, so schlimm ist das nicht. Ein Baby ist doch toll. Und wenn es dir zu viel wird, weist du ja wo du mich findest.“
Lächelnd nickte ich ihr entgegen.

Diese Nacht blieb fast schlaflos. Amanda hatte mir und Toni eines von ihren zwei Gästezimmern hergerichtet. Im Sommer nahm sie öfters Mal Wanderer für eine Nacht auf.
Als die Sonne den Schnee wie tausend Diamanten glitzern lies, stand ich auf. Toni lag noch in seinem Bett und spielte irgendein Spiel an seinem Handy.
Amanda stand in der Küche und holte gerade frisch gebackenes Brot aus dem Ofen. Das ganze Haus war mit dem Duft erfüllt.
„Und, haben sie sich schon gemeldet.“ Ich setzte mich auf die Küchenablage.
„Dein Vater hat vorhin mal angerufen, aber es tut sich noch nicht wirklich viel.“ Ich nickte und klaute mir ein Stück lauwarmes Brot.
Als ich dabei war den dunkelgrauen Kater, der am Küchenfenster saß zu streicheln, klingelte es an der Tür.
„Amanda, es hat geklingelte.“, gab ich von mir, weil sie nirgends zu sehen war. Kurze wartete ich und spähte ins Wohnzimmer. Doch sie gab keine Antwort werde stand sie irgendwo.
Also beschloss ich zur Tür zu gehen. Mit einem Ruck öffnete ich sie und blickte in ein Gesicht das mir sehr bekannt vor kam. Fast hätte ich mich an einem Stück Brot verschluckt.
„Moritz? Was machst du denn hier?“ Spionierte er mich etwa hinterher.
„Ich hatte keine Lust, mit meinen Eltern in den Skiurlaub zu gehen. Hatte ich um genau zu sein noch nie. Ich wollte eigentlich gestern schon zu dir kommen, doch dann war ich noch mit eine paar Kumpels auf dem Weihnachtsmarkt und es ist ein bisschen später geworden.“, er fuhr sich kurz durch die Haare, „naja und jetzt wollte ich fragen, ob ich über die Feiertage bei dir bleiben kann.“
„Äh…ja ich denke dass Amanda nichts dagegen hat, aber woher wusstest du dass ich hier bin?“ Ich war ziemlich überrascht.
„Ich hab vor euerm Haus gewartet und irgendwann ist dann dein Vater gekommen. Er hat ein paar Sachen für deine Mutter zu Hause geholt. Dann hat er mich hierher gefahren.“ Er lachte ein wenig verlegen.
„Okay“, ich musste auch lachen, „na dann komm rein.“
Mit einer Handbewegung machte ich ihm klar, dass er reinkommen sollte.
Als ich die Tür hinter uns schloss, kam Toni die Treppe hinunter gerannt.
Moritz zog seine Jacke aus und stellte die Tasche neben die Haustüre. Irgendwie war ich glücklich, dass Moritz da war. Vielleicht würden dann diese Weihnachten doch nicht ganz so schlecht werden.
„Moritz! Ey, wie cool, wieso bist du denn hier?“ Toni schlug mit ihm ein.
„Sicherlich nicht um mit dir zu spielen.“, sagte ich und wollte Moritz mit ins Wohnzimmer ziehen, doch der blieb stehen.
„Blablabla“, machte Toni, „oben ist ne Playstation, wollen wir die anmachen?“
Ich funkelte meinen Bruder böse an. Immer wenn Moritz da war, wollte er ihn ‚für sich alleine‘ haben.
„Ja klar.“, meinte Moritz. Die beiden liefen nach oben. Na toll und ich zog mal wieder die Arschkarte.

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Lysell <33



Hundert WünscheWhere stories live. Discover now