Kapitel 14

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Unglücklicherweise ging es mir danach auch nicht wirklich besser. Ich konnte nicht mehr zu Hause rumsitzen. Ich musste jetzt einfach raus hier.
Es dämmerte schon als ich zitternd vor Kälte das Haus verließ.
Ich wusste zwar nicht wo ich hinlief aber aus irgendeinem Grund steuerte ich auf den Park zu. Mir viel ein das ich seid meiner Begegnung mit Phil im Park nicht mehr an meinem Lieblingsplatz war.
Dort angekommen setzte ich mich auf den großen Stein neben dem kleinen Bach.
Ausdruckslos starrte ich auf das plätschernde Wasser. Ich dachte an Bella. Hier an diesem Ort war es so leicht sich an alles zu erinnern. Immer wenn ich hier saß und an die alten Zeiten zurückdachte, war ich nie wirklich traurig. Es erschien mir alles viel leichter. Vielleicht mochte ich genau deswegen diesen Platz so sehr.
In den letzten Tagen lief einfach alles scheiße. Ich wusste nicht warum aber aus irgendeinem Grund eckte ich mit allen an  außer mit Phil.
Ich wollte mich doch gar nicht mit allen Streiten und mit Moritz schon gar nicht. Irgendetwas war anders ich musste nur noch herausfinden was.
Mein Blick wanderte an die Stelle des Baches an dem das Wasser schnell und laut über die Steine rannte. Heute floss viel Wasser durch das eigentlich kleine Rinnsal.
Mir fiel auf dass das Wasser problemlos über die Steine gleiten konnte. Ohne irgendwelche Beschwerden. Es kam mir gerade so vor als hätte es die Steine so geschliffen das es ohne umstände weiterfließen kann.
Vor ein paar Tagen war mein Leben auch so. Endlich mal wieder Sorgenlos. Es lief nach allem wieder reibungslos. Ich hatte Phil und Moritz und mit beiden verstand ich mich gut. Ich wusste was ich wollte. Und jetzt? Jetzt wusste ich gar nichts mehr. Und meine Eltern? Die verstanden mich sowieso nicht. Das einzige was sie gerade im Kopf hatten war das Baby.

Ich blieb noch lange schweigend und nachdenklich dort sitzen und lauschte dem Wasser das mit vollem Tempo über die Steine schlug.
Irgendwann als es dunkel wurde ging ich nach Hause.
Ich war gerade dabei einen Schluck aus meiner Tasse mit heißem Früchtetee zu schlürfen als es an der Tür klingelte.
Kurze Zeit später ging meine Zimmertür auf. Moritz kam mit schweren Schritten in mein Zimmer gelaufen. Als ich ihn sah, sprang ich auf und lächelte ihn an. Er wollte sich bestimmt wieder mit mir vertragen.
„Hey“, sagte ich so nett wie möglich.
„Hallo.“, brummte er immer noch sauer und setzte sich ohne  seine Jacke auszuziehen auf mein Bett. Verwirrt darüber, dass er wenn er sich immer noch nicht vertragen will und trotzdem zu mir kommt, stellte ich meine Tasse auf den Tisch.
Er schnappte sich das Buch von Bella.
„Was machst du?“, fragte ich verwirrt und spürte wie sich meine Nase automatisch rümpfte.
„Bellas Wünsche weiter erfüllen. Oder willst du das jetzt auch lieber mit deinem tollen Phil tun?!“
Ich sagte dazu nichts, weil ich in dem Moment wusste, es würde sowieso nichts bringen.
Er schlug das Buch auf.
Wunsch Nummer zweiundneunzig: Einfach Glücklich sein.
Ich las mir den Wunsch etliche Male durch, bis Moritz einen Bleistift zückte.
„Du hast deinen Phil und ich hab Judith. Ich würde sagen wir sind glücklich. Wunsch erfüllt.“ Er machte einen Hacken dahinter. Mit ernster Miene legte er das Buch zu Seite und stand auf.
„Ist das gerade dein Ernst?“, fragte ich skeptisch. So langsam wurde es mir echt zu blöd mit ihm. Er führte sich auf wie der letzte Arsch.
„Warum? Wir sind doch glücklich.“ Mit schnellen Schritten lief er zur Tür und ging.
Völlig verwirrt stand ich da und konnte noch gar nicht wirklich fassen was da gerade passiert war.
Diese Aktion war doch völlig bescheuert.
Ich lies mich aufs Bett fallen. Meine Laune hatte nun wirklich den tiefsten Punkt erreicht.
Zum einen breitete sich ein total komisches Gefühl in mir aus. Hatte er was mit dieser Judith? Und zum anderen eine riesengroße Frage. War ich wirklich glücklich?
Ja ich hatte gerade ein gutes Verhältnis zu Phil und ja das machte mich auch glücklich. Doch hatte ich das Gefühl wie früher noch wenn ich an ihn dachte?
Ich hatte mir so oft ausgemalt wie es wäre mit ihm zu reden oder etwas zu unternehmen doch in meinen Träumen war alles viel schöner. Ich wusste gar nichts mehr.
Nach einer halben Stunde hatte ich das Gefühl mein Kopf würde gleich explodieren.
Ich legte mich schlafen. Heute war ein richtiger Scheißtag.

Das Piepen meines Weckers lies mich aufwachen. Ich hatte keine Lust auf Schule. Das einzige was mich halbwegs motivierte, war dass ich Phil sehen konnte. Doch heute schaffte mich selbst dies nicht mich dazu zu bringen hin zu gehen.
Ich zog mich trotzdem um und packte meine Tasche. Dann lief ich runter.
Mama stand am Kühlschrank und hielt sich den Rücken. Ihr Bauch wurde immer dicker und sah so aus als würde er gleich platzen.
Ohne einen Ton lief ich hinaus. Es war kalt aber Schnee hatte es nicht.
So eine schmuddel Wetter hasste ich noch mehr. Überall war es matschig.
Anstatt zur Bushaltestelle die Straße runter zu laufen, ging ich mit schnellen Schritten in die andere Richtung. Amanda war die einzige die mir in meinem Gefühlswirrwar noch helfen konnte.
Eigentlich mochte ich den Weg zu ihr nicht. Es führte nur ein schmaler Kiesweg zu ihrem Haus mitten im Wald. Es war unheimlich vor allem bei so einem Regenwetter.
Aber was blieb mir anderes übrig. Auf dem Weihnachtsmarkt war einfach zu viel los um mich mit ihr in Ruhe zu unterhalten und nur morgens war sie zu Hause.
Mir fiel auf das ich schon seit dem Sommer nicht mehr bei ihr zu Hause war. Doch als ich den vom Regen in tief grau getauchten Wald wahrnahm wusste ich warum.
Noch schneller lief ich und lief ich, bis ich das Holzhäuschen auf einer kleinen Lichtung erblicken konnte. Warum sie so abgeschottet wohnt? Das ist eine längere Geschichte.
Vor ungefähr vierzehn Jahren, verlies Amandas Ehemann die Familie und lies sie und mit ihrer fünfjährigen Tochter Lena, meiner Cousine, alleine. Damals wohnte sie noch in der Stadt. Nicht einmal weit von uns entfernt. Sie liebte schon immer die Natur und ab diesem Zeitpunkt hatte sie beschlossen dort auf diese Lichtung zu ziehen. Lena war noch zu kleine und fand das es, laut meiner Mutter, ein riesengroßes Abendteuer werden würde. Doch als sie in mein Alter kam, wollte sie nicht mehr abgeschottet Leben. Mit achtzehn dann, beschloss sie für zwei Jahre ins Ausland zu gehen. Nach England. Seit über einem Jahr schon lebte meine Tante nur noch mit ihren Schafen und ihrer Katze hier oben. Aber ich glaube sie störte das nicht.     
Kurz bevor ich das Gartentor öffnet, lies ich meinen Blick umherschweifen. Es war nicht viel anders geworden seit ich das letzte mal hier war. Das kleine Wohnhaus mit zwei Stöcken und daneben der riesige Schafstall und die Scheune.
Ich klopfte an die Haustüre. Nicht mal fünf Sekunden dauerte es und Tante Amanda öffnete mir die Tür.
„Sarah. Was machst du denn hier? Hast du keine Schule“ Ihre Stirn war in Falten gelegt.
„Vergiss die Schule. Ich muss mit dir Reden. Bessergesagt ich brauche deinen Rat.“
Mit einer Handbewegung machte sie mir klar, dass ich reinkommen solle.
Wir setzte uns in die geräumige Küche und sie lies Wasser in den Teekocher laufen.
„Also was ist los?“, fragte sie nachdem sie beide Teetassen auf den Tisch stellte und gegenüber von mir Platz genommen hatte.
 „Ich habe dir doch schon mal von Phil erzählt.“
Sie nickte.
„Ich weis dass ich ihn mag, aber es gibt da noch einen anderen Jungen indem ich in den letzten Tagen mehr als nur ein Freund sehe. Keine Ahnung warum. Vielleicht bilde ich es mir nur ein, aber ich brauche dringend deinen Rat wie ich rausfinden kann was ich wirklich fühle.“
„Das ist wirklich eine gute Frage“ sie nippte an ihrem Tee, „auf die gibt es nur eine Antwort.“
„Und die wäre?“ Die Standuhr tickte laut und ich hörte hinter mir das Feuer im Kamin lodern.
„Hör auf das was dein Herz dir sagt.“
„Aber wie soll ich denn bitte darauf hören wenn es mir keine Antwort gibt.“ Sie rührte in ihre Tasse.
„In deinem tiefsten Innern weist du schon ob du mehr Gefühle für Moritz oder doch für Phil hast. Du musst es nur herausfinden.“
„Moment mal. Ich habe nicht gesagt das es Moritz ist.“ Wieso wusste sie das?
„Sarah, ich konnte dir das schon von deinen Augen ablesen als du es noch nicht einmal angesprochen hast.“ Sie grinste.
Ich hätte mir ja denken können dass sie es sowieso errät. Manchmal wusste sie sogar über Dinge von Personen früher bescheid als diejenigen selbst.
„Tu das was du für Richtig hältst.“ Sie legte ihre Hand auf meine.
Was ich für Richtig halte? Wäre schön wenn ich überhaupt mal wüsste was Richtig in dieser Hinsicht bedeutet.

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Tut mir so Leid, dass es schon länger kein Update mehr gegeben hat. Ich hatte einfach zu viel um die Ohren. Ich hoffe ihr seid nicht böse und lest trotzdem weiterhin diese Geschichte.
In den nächsten Tagen werde ich schneller updaten. :-}

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Lysell <33     
   

 


  

Hundert WünscheWhere stories live. Discover now